Zwei Stechpalmen am Teufelssee
Berliner Forsten pflanzen jährlich 450.000 Laubbäume, um den Wald widerstandfähiger zu machen

Anlässlich des 69. Internationalen Tages des Baumes hat Umweltsenatorin Regine Günther mit Gunnar Heyne, dem Leiter der Berliner Forsten, zwei Stechpalmen im Köpenicker Forst gepflanzt. | Foto: Peter Harbauer
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Berlins Wälder leiden unter den langen Dürrephasen der vergangenen Jahre. Laut Waldzustandsbericht 2020 sind nur noch sieben Prozent der Bäume wirklich gesund. Die Berliner Forsten kämpfen seit Jahren mit ihrem Mischwaldprogramm gegen das Waldsterben.

Nein, Stechpalmen spielen beim Waldumbau in Berlin keine Rolle. Den mit Magnolien verwandten Baum gibt es in Europa zwar seit zwei Millionen Jahren, in Berlin aber kaum. Wegen des Klimawandels breitet sich die Baumart weiter Richtung Norden aus. Die Stechpalme, die aus botanischer Sicht nichts mit Palmen zu tun hat, ist sozusagen Gewinnerin der Erderwärmung. Zwei Stechpalmen gibt es jetzt auf jeden Fall im Berliner Wald. Zum Tag des Baumes am 25. April haben Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) und Berlins Oberförster Gunnar Heyne am Lehrkabinett Teufelssee im Köpenicker Forst zwei Stechpalmen gepflanzt. Denn das immergrüne Laubgehölz ist „Baum des Jahres 2021“.

Berlin hat fast 30 000 Hektar Waldflächen, die mit ihren über 20 Millionen Bäumen enorme Bedeutung für saubere Luft und gutes Stadtklima haben. Die Wälder sind Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten sowie Lern- und Erholungsort für die Großstädter. Um die überall in Deutschland vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Monokulturen in klimastabile Mischwälder umzubauen, pflanzen Förster unterschiedliche Laubbaumarten. Der Wald der Zukunft muss widerstandsfähig sein. Fichten und Kiefern leiden besonders unter der Trockenheit und dem Borkenkäfer.

Kohlendioxid und Grundwasser

Mit dem Mischwaldprogramm bauen auch die Berliner Forsten seit Jahren die Wälder um. Jährlich auf 100 Hektar pflanzen die Waldarbeiter neue Bäume – von 2015 bis 2020 über zwei Millionen Laubbäume. Sie sind hitzeresistenter und binden mehr Kohlendioxid. Laubbäume halten das Regenwasser besser im Waldboden als Nadelhölzer. Dadurch wird der Wald vor dem Austrocknen geschützt und das Grundwasser gehalten. Die Förster in den vier Forstämtern Pankow, Grunewald, Tegel und Köpenick pflanzen in die Nadelwälder vor allem Eichen (44 Prozent) und Buchen (35 Prozent) hinein. Der Rest sind Winterlinde, Flatterulme, Hainbuche, Birke, Ahorne und weitere Laubbaumarten. Die Anpflanzungen müssen durch Zäune gesichert werden, weil Rehe und andere Tiere gerne die frischen Jungpflanzen fressen. Der Schutz vor dem sogenannten Verbiss ist erfolgreich, wie eine Auswertung der Berliner Forsten zeigt. Wenn nach zwölf Jahren die Zäune wieder wegkommen, „kann der Waldumbau auf diesen Flächen als gesichert angesehen werden“, sagt Umweltstaatsekretär Stefan Tidow auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Bettina Domer zum Wald. Allerdings haben die vergangenen drei Trockenjahre auch den Neuanpflanzungen zu schaffen gemacht. „Diese Schäden waren aber nicht so gravierend, wie zunächst befürchtet; nur rund 20 Prozent der 2018 und 2019 bepflanzten Flächen mussten substantiell nachgepflanzt werden“, so Tidow.

Bürgerschaftliches Engagement

Immer mehr Freiwillige wollen den Förstern bei der Waldpflege helfen. Das Interesse habe vor allem in den vergangenen drei Jahren zugenommen, so Tidow. Es gibt immer wieder Projekte für Baumpflanzungen und Aufräumaktionen. Auch Firmen fragen immer wieder, ob sie mit ihren Mitarbeitern beim Pflanzen helfen dürfen. So richtig begeistert seien die Förster dabei nicht, wie Peter Harbauer sagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baum auch gut anwächst, sei natürlich größer, wenn Profis das machen, so der Sprecher der Berliner Forsten. „Grundsätzlich begrüßen die Berliner Forsten das Engagement Dritter für den Wald“, betont Staatssekretär Tidow. Die Berliner Forsten würden „standardisierte Formate und Angebote für bürgerschaftliches Engagement planen, um den wachsenden Bedarf organisatorisch und fachlich abdecken zu können. Wichtig dabei sei vor allem „die Umsetzung in sinn- und wirkungsvolle Maßnahmen“. Weitere Informationen zum Mischwaldprogramm und Waldumbau gibt es auf https://bwurl.de/16kr.

In einer Artikelserie beschäftigen sich die Berliner Woche und das Spandauer Volksblatt in den nächsten Wochen mit dem Thema Wald und seiner Bedeutung als Lern-, Erholungs- und Wirtschaftsort. Alle Artikel finden Sie auf www.berliner-woche.de/rettet-den-wald-2021.

Anlässlich des 69. Internationalen Tages des Baumes hat Umweltsenatorin Regine Günther mit Gunnar Heyne, dem Leiter der Berliner Forsten, zwei Stechpalmen im Köpenicker Forst gepflanzt. | Foto: Peter Harbauer
Anlässlich des 69. Internationalen Tag des Baumes hat Umweltsenatorin Regine Günther gemeinsam mit Gunnar Heyne, Leiter der Berliner Forsten, zwei Stechpalmen am Lehrkabinett Teufelssee im Köpenicker Forst gepflanzt. | Foto: Peter Harbauer
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Dirk Jericho aus Mitte

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