Postscheckamt: "Vertical Village" an der Möckernbrücke

Blick vom Hochhaus am Halleschen Ufer auf das Grundstück. Auf dem Areal sollen neue Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. | Foto: Frey
  • Blick vom Hochhaus am Halleschen Ufer auf das Grundstück. Auf dem Areal sollen neue Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Vom Dach reicht der Blick über weite Teile der Stadt. Natürlich auch auf die nähere Umgebung. Der Fläche rund um das 22-stöckige bisherige Postscheckamt-Hochhaus, das einschließlich des Wolkenkratzers ein neues Wohn- und Gewerbequartier werden soll.

Die Post hat das gesamte Areal am Halleschen Ufer 40-60, gegenüber dem U-Bahnhof Möckernbrücke verkauft und wird 2016/17 dort ausziehen. Neuer Eigentümer ist die CG-Immobiliengruppe. CG steht für Christoph Gröner, den Chef des Unternehmens. Was er dort vorhat, wurde bei einer Veranstaltung am 29. August schon einmal in groben Zügen deutlich. Die Versammlung war gleichzeitig der Auftakt zu einem städtebaulichen Workshopverfahren, an dem sich sechs Architektenbüros beteiligen. Sie werden ihre Vorstellungen im November in einer Ausstellung präsentieren. Erst danach beginnt das öffentliche Beteiligungsverfahren. Aber bereits zum Auftakttermin waren die Bürger geladen.

Vorgesehen ist auf dem Grundstück ein Neubauvolumen zwischen 50 000 und 70 000 Quadratmetern. Dazu kommen die 30 000 Quadratmeter des Hochhauses, das erhalten und zu einem Wohngebäude umfunktioniert werden soll. Christoph Gröner gebrauchte nicht nur dafür die Bezeichnung "Vertical Village" - frei übersetzt ein Dorf, das in den Himmel ragt. Relativ kleine, aber optimal geschnittene Wohnungen sollen entstehen. Gröners Lieblingsbeispiel war das 45-Quadratmeter-Appartement für den mobilen, einigermaßen jungen Großstadtbewohner. Dessen Aktionsfeld reiche weit über die eigenen vier Wände hinaus, ist der Investor überzeugt. "Er will Treffpunkte wie Cafés oder Chatrooms, aber vielleicht auch Arbeitsräume in seiner Umgebung." Die soll er mit dem Gewerbeangebot bekommen. Auf rund 30 Prozent taxiert der Eigentümer den Anteil von Büro- und Geschäftsflächen. Sie sollen, schon wegen des Straßenlärms, einen Schwerpunkt entlang des Halleschen Ufers haben. Der Mietpreis der von ihm skizzierten Musterbleibe werde zwischen 500 und 700 Euro liegen. Aber natürlich seien auch größere Objekte im Angebot.

Und auch preisgünstigere. Denn die Wohnungsbaugesellschaft Degewo will rund 30 Prozent der künftigen Wohnungen übernehmen und sie für einen Preis um die 6,50 Euro pro Quadratmeter vermieten. Dafür soll Geld aus der Städtebauförderung des Landes Berlin akquiriert werden. Damit wird eine Forderung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg erfüllt, die bei großen Bauvorhaben einen Anteil zwischen 20 und 30 Prozent an Wohnungen mit niedrigen Mieten verlangt.

Teil des Gesamtvorhabens ist außerdem der Bau einer neuen Kita sowie eines Sportplatzes für die benachbarte Clara-Grunwald-Schule. Den bestehenden Spiel- sowie Bolzplatz wird es auch weiter geben. Wenn das an der bisherigen Stelle nicht möglich ist, muss eine Ersatzfläche geschaffen werden. Bestandsgarantie hat das Robinienwäldchen, das in den vergangenen Jahrzehnten auf der Nordwestseite des Grundstücks entstanden ist. Auch ein öffentlicher Weg durch das Gelände ist vorgesehen.

Wie das alles und dazu die zusätzliche Baumasse in der zweimaligen Größe des bestehenden Hochhauses auf dem Grundstück untergebracht werden soll, darüber müssen sich jetzt die Architektenbüros Gedanken machen. Gröners Firma gab ihnen schon dafür Ideenbeispiele zur Hand. Eines skizzierte zwei weitere Wolkenkratzer in ungefähr gleicher Höhe. Erste Einwände gegen das geplante Quartier ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Sie sei "schockiert" über das riesige Volumen, meinte eine Frau.

Mitreden bei der künftigen Gestaltung des Areals will auch der Bezirk. "Laut Planungsrecht handelt es sich hier um eine Gewerbefläche mit Bedarf Postwesen", machte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne) deutlich. Bei Wohnungsbau müsste diese Vorgabe geändert werden, weshalb manche Bezirksverordneten hier einige Einflussmöglichkeiten sehen. "Aus unserer Sicht gibt es hier ein Baurecht", meinte wiederum Christoph Gröner. Nicht nur darüber sind noch einige Auseinandersetzungen zu erwarten.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 115× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 93× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 179× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 569× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.