Technikmuseum zeigt mit „Das Netz“ 200 Jahre Kommunikationsgeschichte

Symbol und Warnung der heutigen Netzwelt. Die Datenkrake Otto. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Das nur wenige Zentimeter große Kabel ist unter den rund 550 Exponaten leicht zu übersehen. Trotzdem steht es für einen Meilenstein in der Geschichte der Kommunikation.

Denn das kleine Teil gehörte zu der ersten Telegrafenleitung, die 1858 unter dem Atlantik zwischen Europa und den Vereinigten Staaten verlegt wurde. Die Verbindung funktionierte damals nur wenige Tage.

Solche Spuren aus den Kindertagen der weltweiten Kommunikation werden jetzt in der neuen Dauerausstellung „Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme“ in der Ladestraße des Deutschen Technikmuseums gezeigt. Nicht nur mit dem Fundstück aus dem Ozean will die Schau darauf verweisen, dass unsere heutige digitale Welt auf einer technischen Ahnengalerie aufbaut. Und dass sich auch schon frühere Generationen im Rahmen ihrer Möglichkeiten vernetzt haben. Die rund 200 Jahre alte Geschichte moderner Kommunikation ist deshalb ebenso ein Schwerpunkt wie der heutige Informations- und Wissenstransfer, seine Licht- und Schattenseiten.

Vor allem in punkto Tempo gibt es natürlich riesige Unterschiede zwischen einst und jetzt. Eine Telegrafennachricht verhält sich gegenüber einer E-Mail wie der Vergleich zwischen einem Fußkranken und einem Sprinter. Profitiert von den Segnungen besserer Übermittlungswege haben anfangs nur wenige Menschen. Wenngleich sich das etwa beim Telefon im Laufe der Zeit änderte.

Der Fernsprecher dient der Ausstellung auch als ein Beweis dafür, dass sozusagen in der Netzstruktur so viel gar nicht anders geworden ist. Zu sehen sind zwei Tischtelefone, wie sie schon in den 1920er-Jahren in Berliner Tanz- und Vergnügungslokalen angesagt waren. Der auf diese Weise inszenierte Flirt ähnelt dem heutigen Online-Dating. Austausch und Vernetzung war schon lange vor dem Internet ein starkes menschliches Grundbedürfnis. Verändert haben sich nur der weitaus höhere Standard und der Zugriff für nahezu jeden.

Die Folgen sind eine größere Demokratisierung ebenso wie mehr Kontrolle. Dargestellt etwa am Beispiel einer interaktiven Toilettenbrille, die das tägliche Befinden eines Patienten an seinen Arzt übermitteln kann.

Auch Edward Snowdon und der NSA-Skandal spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Symbol dafür ist ein kaputter Computer-Motherboard aus der Redaktion der britischen Zeitung „Guardian“. Darauf waren die Erkenntnisse des Whistleblowers gespeichert. Um ihre Quelle zu schützen wurde die Hardware zerstört. Die Dokumente waren aber schon längst nicht nur virtuell unterwegs. Und über allem thront in einem Raum die Datenkrake „Otto“, das Symbol vieler „Freiheit-statt-Angst“-Demonstrationen für einen besseren Datenschutz.

Natürlich lädt „Das Netz“ auch dazu ein, sich selbst zu vernetzen. Sei es analog mit Hilfe einer alten Telefonvermittlungsanlage oder digital auf der Höhe neuester technischer Angebote. Aber auch das persönlichen Gespräch soll nicht vergessen werden. Dafür wurden Sitzecken eingerichtet.

Die Dauerausstellung befindet sich in zwei von vier neu eingerichteten Hallen an der Ladestraße. In den beiden weiteren sollen unter anderem Sonderveranstaltungen oder Workshops stattfinden. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro. Die Ladestraße ist am besten über den Zugang Möckernstraße zu erreichen. tf

Weitere Informationen, auch zum Begleitprogramm, finden sich unter www.sdtb.de.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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