Schule in der Graefestraße gibt sich einen Namen

Die Schüler, hier einige von ihnen in der Schulküche, konnten über den neuen Namensgeber ebenso mitbestimmen wie Eltern und Lehrer. | Foto: Frey
2Bilder
  • Die Schüler, hier einige von ihnen in der Schulküche, konnten über den neuen Namensgeber ebenso mitbestimmen wie Eltern und Lehrer.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Die Sekundarschule in der Graefestraße soll künftig Albrecht-von-Graefe-Schule heißen. Das gab deren kommissarischer Leiter Guido Schulz bei der jüngsten Sitzung des Schulausschusses bekannt.

Der Mediziner Albrecht von Graefe (1828-1870) gilt als Pionier der Augenheilkunde. Er wirkte lange an der Charité. Nach ihm ist auch die Graefestraße benannt. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof vor dem Halleschen Tor. Der lokale Bezug habe bei der Wahl ebenso eine Rolle gespielt, wie Graefes Leben und Wirken, erklärt Guido Schulz. "Er war ein sozial engagierter Arzt, der bei seiner Behandlung auch keinen Unterschied zwischen reichen und armen Menschen machte. Gerade das hat viele Schüler für ihn eingenommen."

Die Namensgebung wurde als breit angelegtes Beteiligungsverfahren organisiert. Seit Anfang 2014 konnten Vorschläge gemacht werden. Auf der Liste fanden sich zunächst auch Kandidaten, wie die Fußballer Mesut Özil und Marco Reus. Sie fielen aber schon deshalb heraus, weil eine Benennung nach noch lebenden Personen im Normalfall nicht möglich ist.

Wobei die Schule in einem Fall jedoch von dieser Regel davon abwich. Nämlich bei Muhammad Ali. Die 1942 geborene Boxlegende blieb unter den elf Namen, die schließlich in die engere Wahl kamen. Mit jeweils einer dieser Persönlichkeiten musste sich eine Gruppe von Schülern bei Projekttagen näher beschäftigen und sie im Rahmen von Kurzreferaten vorstellen.

Bei der anschließenden Abstimmung bekam Muhammad Ali die meisten Stimmen der Schüler, gefolgt von Albrecht von Graefe. Der verdankt seinen Sieg letztendlich den Eltern und Lehrern. Die durften ebenfalls mit votieren und setzten ihn auf Platz eins.

Damit seien am Ende alle einverstanden gewesen, betont Schulleiter Guido Schulz. Zumal sich auch einige Schüler dagegen ausgesprochen hätten, die Schule nach einem Boxer zu benennen. "Wir überlegen aber, ob unsere Sporthalle den Namen Muhammad Ali bekommen könnte", so Schulz. Weit vorn bei der Abstimmung landeten übrigens auch noch der Sänger Rio Reiser und Humorist Vicco von Bülow (Loriot).

Im Schulausschuss hat die Entscheidung für Albrecht von Graefe etwas überrascht. "Ich muss mit dem Namen erst noch warm werden", meinte Schulstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Nicht nur ihn schien zu irritieren, dass sich heutige Jugendliche für einen vor fast 150 Jahren gestorbenen Mediziner begeistern.

Auch aus einem anderen Grund wurde das Ergebnis nicht mit überschwänglichem Beifall aufgenommen. Denn bekanntlich dürfen Straßen und Plätze in Friedrichshain-Kreuzberg nur noch nach Frauen benannt werden. Bei öffentlichen Gebäuden hätte der Bezirk das ebenfalls gern und könnte deshalb den Namensvorschlag noch ablehnen.

Er hoffe, dass das nicht passiert, sagt Schulleiter Schulz. Denn das lange und intensive Auswahlverfahren sei auch pädagogisch sehr wertvoll gewesen. Die Schüler hätten gelernt, wie man Ideen vorbringt, für sie wirbt und wie Abstimmungsprozesse funktionieren. Das habe die Identifikation mit der Schule gestärkt. Sollte der Bezirk das Votum nicht akzeptieren, wäre dieser Erfolg konterkariert und die Enttäuschung groß.

Thomas Frey / tf
Die Schüler, hier einige von ihnen in der Schulküche, konnten über den neuen Namensgeber ebenso mitbestimmen wie Eltern und Lehrer. | Foto: Frey
Der Arzt Albrecht von Graefe hatte den Beinamen "Apostel der Armen". | Foto: privat
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 97× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 895× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 569× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.068× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.951× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.