Mühlenhaupt trifft Schinkel und Schadow
Ausstellung unterm Kreuzberg-Denkmal

Kunstwerke im Zwiegespräch: Nach langem Verzicht auf Kunst wird die Ausstellung "Mühlenhaupt trifft Schinkel und Schadow" zum Fest. | Foto: Mühlenhaupt-Stiftung
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  • Kunstwerke im Zwiegespräch: Nach langem Verzicht auf Kunst wird die Ausstellung "Mühlenhaupt trifft Schinkel und Schadow" zum Fest.
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100 Jahre Kurt Mühlenhaupt, 100 Jahre Kreuzberg, 200 Jahre Denkmal: Die Kreuzberger feiern in diesem Jahr gleich drei Jubiläen.  

Die Kurt und Hannelore Mühlenhaupt Stiftung zeigt für mehrere Monate eine Ausstellung mit großformatiger Malerei von Kurt Mühlenhaupt im bisher kaum zugänglichen Sockelgeschoss des Nationaldenkmals auf dem Kreuzberg. Seit Jahrzehnten von Fledermäusen bevölkert ist der Ort vor allem ein Kunstdepot. Steinerne Friese und Großplastiken aus der Preußenzeit und Berliner Baugeschichte lagern dort im Lapidarium unter dem 200 Jahre alten Schinkel-Denkmal. Nun sind dort Kurt Mühlenhaupts großformatig in Öl gemalte Berliner Typen eingezogen.

In den riesigen Gewölben treffen sie auf fast vergessene Schätze Berliner Bildhauerkunst: den Münzfries von Johann Gottfried Schadow, acht Gipsabgüsse von den Siegesgenien des Kreuzberg-Denkmals und auf den von germanischer Heldenmythologie strotzenden Schmuckfries des ehemaligen Palais Tiele-Winckler im Tiergarten. Kurt Mühlenhaupt hätte die Ausstellung sicher einen Heidenspaß bereitet. Die germanischen Helden treffen auf seine Hauswartsfrau aus der Blücherstraße, und zwischen den Reliefs vom berühmten Schadowschen Münzfries halten seine leichtbekleideten Mädchen vor der Siegessäule Ausschau nach Freiern. Geschickt illuminiert entstehen so Zwiegespräche unter Gestalten, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben.

Ausgestellt ist auch das Triptychon "Mein schönster Tag" mit einer Ansicht vom Brandenburger Tor vom 9. November 1989, vor dem sich fröhliche Menschenmassen tummeln. Gleich daneben hängen die Gipsabgüsse der Pferdeköpfe der Quadriga, die bis vor kurzem im Sockelgeschoss eingelagert waren.  Erstmals gibt es auch eine Wiederbegegnung mit einem der Hauptwerke Kurt Mühlenhaupts, einer Serie großformatiger Gemälde mit Motiven aus allen ehemaligen zwölf West-Berliner Bezirken. Mühlenhaupt hatte sie 1979 für das ICC gemalt. Dort aber sind sie schon lange nicht mehr zu sehen. Jetzt kehren sie zumindest befristet nach Kreuzberg zurück.

Fassadenreliefs wiederentdeckt

Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung gab es auch eine Überraschung. So wurden in den Sockelgewölben vier vergessene Meisterwerke der Berliner Bildhauerschule um 1800 entdeckt. Auf den Fassadenreliefs sind allegorische Darstellungen der damals bekannten Kontinente Afrika, Amerika, Asien und Europa zu sehen. Sie stammen aus der Werkstatt von Schadow und schmückten ursprünglich die Fassade der 1893 abgerissenen Berliner Börse am Lustgarten. In der Fachwelt und auch beim Berliner Landesdenkmalamt war das nicht oder nicht mehr bekannt. Kopien hängen heute an der Fassade der Anbauten zum Palais Schwerin am Molkenmarkt.

Kurt Mühlenhaupts künstlerischem Erbe widmet sich auch das Mühlenhaupt-Museum in der Fidicinstraße 40 mit der Dauerausstellung. Sie zeigt nicht nur Ölbilder, Grafiken und Plastiken des Künstlers. Die Museumsmacher laden die Besucher auch gern auf einen Plausch bei einem Kaffee ein. Das Museum liegt in den verwinkelten Höfen einer früheren Brauerei.

Kurt Mühlenhaupt (1921 bis 2006) war ein Berliner Maler, Bildhauer, Schriftsteller und gilt als Symbolfigur der Kreuzberger Bohème. Er arbeitete und lebte von 1958 bis 1975 in Kreuzberg und war auch als Trödelhändler und Kneipier bekannt. Mühlenhaupt gehört als "Maler der Liebe" und des "Berliner Milieus" zu den bekanntesten Berliner Künstlern der Nachkriegszeit. Manche Kunsthistoriker billigen ihm den Rang eines Heinrich Zille oder Otto Nagel zu. Viele kennen seinen Feuerwehrbrunnen am Mariannenplatz. Über das Berliner Original werden sich großartige Geschichten erzählt. In seinen tausenden Bildern und der elfbändigen Autobiografie erzählt er sie selbst.

Die Mühlenhaupt-Ausstellung im Sockelgeschoss des Nationaldenkmals im Viktoriapark ist bis zum 1. August zu sehen und zwar dienstags bis sonntags von 14 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet sechs, ermäßigt fünf Euro. Ticketbuchung unter www.muehlenhaupt.de/veranstaltungen. Die Dauerausstellung im Museum ist donnerstags bis sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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