Fraenkelufer
Das Kuratorium zum Wiederaufbau der Synagoge nimmt seine Arbeit auf

Ehrenbotschafterin Friede Springer und Initiator Raed Saleh. | Foto: Thomas Frey
8Bilder
  • Ehrenbotschafterin Friede Springer und Initiator Raed Saleh.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Zusammensetzung des Gremiums liest sich wie eine Art Who is Who für Berlin.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist dabei und sein ehemaliger Hamburger Amtskollege Ole von Beust (CDU). Auch Gregor Gysi (Linke) und die Ex-Piratin Marina Weisband. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, oder Ex-DGB-Chef Michael Sommer.

Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne) vertritt als Rathaus-Chefin den Bezirk. Und als Ehrenbotschafterin amtiert Verlegerin Friede Springer. Sie und noch weitere Persönlichkeiten sind Mitglieder im Kuratorium zum Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer, das sich am 18. Februar konstituierte.

Animiert wurden sie dazu von Raed Saleh, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus. Der verfolgt seit mehr als einem Jahr das Ziel, das in der Pogromnacht 1938 sowie im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte und 1959 abgerissene Gotteshaus zu rekonstruieren. Vom einstigen Gesamtensemble am Fraekelufer ist seither nur noch die Jugendsynagoge übrig geblieben, heute Betsaal und Versammlungsort der Gemeinde. Das jüdische Leben sei Teil unserer Leitkultur, sagt Raed Saleh. Und der Neubau im multikulturell geprägten Kreuzberg und benachbarten Neukölln sei ein besonderes Zeichen.

Bis zu 30 Millionen Euro

Dass es sich dabei um ein Langzeitprojekt handelt, wird ebenfalls klar. Bis zu 30 Millionen Euro könnte das Gebäude kosten. Das Geld muss erst einmal eingesammelt werden. Saleh setzt vor allem auf private Unterstützung: Stiftungen, Gönner, aber auch viele kleine Einzelspenden. Moschee-Gemeinden hätten ihm ebenfalls signalisiert, eine Kollekte beizusteuern, lässt er anklingen.

Eine wichtige Rolle beim Geld akquirieren oder bewilligen kommt den Kuratoriumsmitgliedern und ihren Netzwerken zu. Nicht zuletzt also Michael Müller oder dem Initiator selbst. Der möchte gerne zwei Millionen Euro als Anschubfinanzierung vom Senat. Etwa für erste Planungskosten. Das Baugrundstück befindet sich im Landesbesitz. Was in dem Gebäude eines Tages passieren soll, ist Sache der Gemeinde. Die wünscht sich grundsätzlich mehr Platz, denn sie hat steigende Mitgliederzahlen. Neben einem Betsaal könnten eine Kita, eine Bibliothek oder Veranstaltungsräume in dem Gebäude unterkommen.

Grundsteinlegung 2023?

Aus der Gemeinde heraus wurde im September 2018 ein Förderverein zum Wiederaufbau der Synagoge gegründet. Dort ist auch das Kuratorium rechtlich verankert. Bei seiner ersten Sitzung wählte das Gremium Raed Saleh zum Vorsitzenden und Monika Herrmann zur Stellvertreterin. Die hatte im Vorfeld eine frühe und enge Beteiligung der Nachbarschaft angemahnt. Und auch wenn der Blick ziemlich weit in die Zukunft geht, nannte Saleh bereits ein konkretes Datum. Er wünsche sich, dass anlässlich des 85. Jahrestags der Pogromnacht der Grundstein gesetzt werden könnte. Das wäre am 9. November 2023.

Die zerstörte Synagoge wurde 1916 eingeweiht. Sie entstand nach Plänen von Alexander Beer, Architekt und Generalbaumeister der jüdischen Gemeinde Berlin. Ein Nachfahre von ihm ist Antony Colman, ebenfalls Mitglied im Kuratorium und aus London angereist. Und in Australien lebt die fast 90 Jahre alte Beate Hammett, Großcousine von Antony Colman und Tochter von Alexander Beer.

Sie kannte noch die ursprüngliche Synagoge. 1939 kam die damals Zehnjährige mit einem Kindertransport nach England und überlebte so den Holocaust. Ihre Mutter starb 1941, ihr Vater wurde 1944 in Theresienstadt ermordet.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 164× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 938× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 601× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.098× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.986× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.