Berliner Hip-Hop-Duo
SXTN getrennt: Juju und Nura ziehen nicht mehr von Party zu Party

Nura Habib Omer (29) und Judith Wessendorf (25, re.) waren SXTN. Die Berliner Sängerinnen gründeten 2014 das Hip-Hop Duo und waren bis zuletzt sehr erfolgreich. | Foto: sxtnmusic/Facebook
  • Nura Habib Omer (29) und Judith Wessendorf (25, re.) waren SXTN. Die Berliner Sängerinnen gründeten 2014 das Hip-Hop Duo und waren bis zuletzt sehr erfolgreich.
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BERLIN - Judith Wessendorf und Nura Habib Omer waren als SXTN das erfolgreichste Hip-Hop-Frauenduo. Die beiden Berlinerinnen nahmen mit provokanten Texten kein Blatt vor den Mund, füllten Konzerthallen und ihre Videos wurden millionenfach geklickt. Nun sind Juju und Nura getrennt. 

Ihr Lied "Von Party zu Party" machte klar, dass in Berlin jeder mit jedem feiern kann - egal welche Nation. In "Bongzimmer" zeigten Judith Wessendorf (Juju) und Nura Habib Omer, dass sich nicht nur die harten Jungs in der Szene die Birne zudröhnen können. SXTN waren provokant, ohne Frage. Die Frauen gaben mit Textpassagen wie "Du willst mich fi**en" der Me too-Debatte aber auch eine gewichtige Stimme. Berlins Hip-Hop-Duo hatte längst die Antworten auf Chauvinisten, frauenfeindliche Rapper und sexuelle Anzüglichkeiten. Ebenso machten sich die Künstlerinnen als SXTN stark gegen Rassismus. Legendär ist der Song "Ich bin schwarz". Nuru war zuletzt mit diesem Titel auch beim Konzert #wirsindmehr in Chemnitz. 

Das harte Leben im Berliner Ghetto

Eltern schüttelten trotzdem den Kopf, wenn sich Juju und Nura als Fo**en in Refrains bezeichneten und sowas ihre jungen Töchter auch noch hörten. Doch die Berlinerinnen machten krasse Texte nicht für den Kommerz oder um unsere Kinder schlechtes Benehmen beizubringen. Es ist eine musikalische Form des Protest. Die Botschaft: Glaubt an euch, Mädels; macht euch für Toleranz stark; lebt die Demokratie und lasst dazwischen auch mal die Sau raus! Juju und Nura kamen selbst aus dem Ghetto und wissen, wie hart das Leben in der Hauptstadt sein kann - für Alleinerziehende, für Kinder ohne Väter, in sozial schwachen Verhältnissen. Juju, Tochter eines Marokkaners und einer Deutschen, wuchs ohne Vater in Berlin auf. Nura kam als Dreijährige mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern als Flüchtling nach Deutschland. Sie schlugen sich in ärmlichen Verhältnissen durch. Ohne nix fingen die Frauen ganz unten an, zuerst in den Kneipen Berlins.

SXTN auch im Ausland erfolgreich

Juju und Nura konnten ihren Gangster-Rap mit Migrationshintergrund nach und nach auf kleineren Bühnen in einem Berliner Kneipenchor präsentieren. Später half die ARD im WDR-Hörfunk mit und machte SXTN im Radio vor einer bereiteren Masse groß. Im Mainstream-Radiomarkt der Hauptstadt konnte man mit SXTN zunächst nix anfangen und man ignorierte unsere krassen zwei Mädchen. Heute sind die Berliner Hip-Hop Girls über die Grenzen Deutschlands bekannt. Ihre deutschsprachigen Videos laufen beim niederländischen Musiksender Xite. In Frankreich zeigt der Sender Trace ihre provokanten Clips, leider teilweise mit Zensur. Auch in Osteuropa liebt man SXTN, die ein wichtiger weiblicher Gegenpart im immer noch vorwiegend von Männern dominierten Rap- und Hip-Hop-Genre sind. Ein Genre, wo Frauen meist nur mit ihrem großen Hintern wackeln sollen.

Jeder macht jetzt sein eigenes Ding

Juju gab gestern auf Instagram bekannt: "Nura und ich haben schon länger keinen Kontakt mehr, und auch im Sommer waren wir nur noch auf den Festivals zusammen, und in der Woche hat jeder sein eigenes Ding gemacht. Ich möchte mich jetzt auf meine eigenen Musik konzentrieren." Das ist verständlich, aber traurig zugleich. Beide Frauen waren im Duo mit SXTN so stark. Es bleibt zu wünschen, dass Nura und Juju weiterhin ihr Mundwerk nicht halten werden.

Autor:

Marcel Adler aus Friedrichshain

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