Champagner und Kaviar für alle: "Museum des Kapitalismus" hat in Kreuzberg eröffnet

Ein Wasserkreislauf steht in der Ausstellung für den Kapitalismuskreislauf. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Ein Wasserkreislauf steht in der Ausstellung für den Kapitalismuskreislauf.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Es geht um "Mehrwert", "Akkumulation", "Arbeit" und natürlich "Kapital". Schon diese Begriffe weisen darauf hin, wer ein Ahnherr des neuen "Museums des Kapitalismus" ist.

Der Geburtstag von Karl Marx jährt sich am 5. Mai zum 200. Mal. Und selbst wer nur wenig Kenntnis von seinem Hauptwerk "Das Kapital" hat, verbindet solche Begriffe mit ihm.

Mit ihnen spielt auch das "Museum des Kapitalismus", das Ende Februar in der Köpenicker Straße 172 eröffnet hat. Die Macher, eine Gruppe von Studenten und jungen Berufstätigen, bezeichnen ihren Ausstellungsort als einzigen weltweit, der sich mit diesem Thema beschäftigt und wundern sich darüber, dass das so ist.

Der Kapitalismus ist allgegenwärtig, ihn darzustellen schon schwieriger. Es soll ja nicht langweilig werden und Erkenntnisgewinn vermitteln. Die Macher lösen das ganz gut. Mit anschaulichen Exponaten und interaktivem Begleitprogramm. Deshalb ist das Museum auch ziemlich zeitgemäß.

Anhand eines Wasserkreislaufs wird der kapitalistische Wirtschaftskreislauf dargestellt. Der Hauptfluss landet beim Kapitalisten, nur ein Rinnsal in Form von Lohn bei seinen Angestellten. Weshalb sich auch die Waage zwischen Kapital und Arbeit in einem weiteren Aufbau immer zu Lasten der letzteren neigt.

Es ist die klassische Struktur, beginnend bei Karl Marx, die dort weitgehend erzählt und präsentiert wird. Auch wenn Anklänge an die Jetztzeit nicht fehlen. So sei jeder Mensch Verkäufer seiner "Ware", die einige wenige zu Monopolisten macht. Das Geld wird als Wurzel dieses Übels ausgemacht Die Folge sind ein ungesättigtes Marktangebot einerseits und Verelendung andererseits. Dadurch seien die Menschen nicht mehr in der Lage, am Leben wirklich teilnehmen zu können. Der Kapitalismus ist krisenimmanent und vernichtet am Ende sich selbst, so lautet hier die Quintessenz.

Sie ergibt natürlich nicht das vollständige Bild. Schon von Marx unterschätzt wurden staatliche Eingriffsmöglichkeiten, von der Sozialgesetzgebung bis zur sozialen Marktwirtschaft. Alles kann, nichts muss unbedingt so kommen. Auch wenn richtig ist, dass die Auswüchse, vor allem des aktuellen Finanzkapitalismus, Marx heute mehr zu bestätigen scheinen als vor 30 oder 40 Jahren.

Dazu kommen die heutigen Veränderungen in der Arbeitswelt. Statt wie einst Massen von Fabrikarbeitern spielen heute Solo-Selbständige eine immer größere Rolle. Häufig in prekären Verhältnissen. Gleichzeitig sind sie auf ihre Art auch eine Form von "Kapitalisten". Im besten Fall können sie zu Start-up-Millionären werden. Wobei, ebenfalls richtig, die gesellschaftliche Schere zwischen arm und reich immer größer wird.

Und was ist die Lösung? Auch da bietet das Museum einige Antworten. Sie reichen vom Rückgriff auf den privaten Bereich, etwa dem Säen und Ernten eigener Lebensmittel und der Frage, was jemand wirklich benötigt, bis zur Utopie einer Gesellschaft, in der ein reiches Angebot an Waren frei zugänglich ist, aber nur bei wirklichem Bedarf in Anspruch genommen wird. Motto: Champagner und Kaviar für alle. Aber nicht immer.

Versuche in dieser Richtung sind bisher gescheitert. Was nicht dagegen spricht, sich damit und mit dem Kapitalismus auseinanderzusetzen. Aber er lässt sich eben nur eindimensional nicht fassen.

Die Ausstellung ist mittwochs und donnerstags von 16 bis 20, sonntags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.museumdeskapitalismus.de.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 243× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 427× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.396× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.219× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.