Kleiner und politischer: Erneut gibt es Vorgaben für das Myfest

Grillen dürfen die Anwohner an ihren Verkaufsständen. Flaschen und Dosen sind dagegen tabu. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Das Myfest ist inzwischen aus Kreuzberg nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig hat es in den vergangenen Jahren massive Kritik an seinem veränderten Charakter und der Masse der Besucher gegeben.

Daraus folgte der Schluss: Wenn das Myfest überleben will, muss es kleiner und wieder "politischer" werden. Das galt bereits 2016 und gilt auch 2017.

Das Festivalareal beschränkt sich jetzt auf den Bereich Waldemar-, Naunyn-, Oranien- und Mariannenstraße. Dort hat es erneut rund 100 Genehmigungen für Essensstände gegeben, die Anwohner entlang der Straßen aufbauen dürfen. Geachtet wurde unter anderem darauf, dass Bewohner weitestgehend ungehinderten Zugang zu ihren Häusern haben. Wie schon bisher gibt es einige Einschränkungen für die Warenausgabe. So dürfen zum Beispiel keine Glasflaschen oder Dosen verkauft werden. Auch Alkohol im Sortiment ist verboten. Wie immer sind kommerzielle Anbieter von diesem Betrieb ausgeschlossen.

Die acht Bühnen am 1. Mai bedeuten eine weitaus geringere Zahl als in der Vergangenheit. Dort wird es neben Musikauftritten verschiedene Beiträge von Initiativen und Gruppen wie "Kreuzberg hilft" oder "Volksentscheid retten" geben, die für den politischen Charakter stehen. Dazu wurden die Programmpausen ausgedehnt. Außerdem gibt es breitere Flucht- und Rettungswege sowie mehr als 40 mobile Toiletten. Das Myfest endet außerdem bereits um 22 Uhr statt wie früher oft erst um Mitternacht.

Kein Platz für Randalierer

Alle diese Vorgaben waren schon deshalb nötig, damit die Polizei in dem Fest weiterhin eine politische Versammlung sieht und für die Sicherheit verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr wurde gerade darüber lange gestritten, nachdem es von Polizeiseite zunächst als normales Straßenfest eingestuft wurde. Damit wäre die Verantwortung aber vor allem beim Ausrichter, der Myfest-Crew, beziehungsweise letztendlich beim Bezirk gelegen. Unabhängig von solchen Debatten betonten alle Seiten gleichzeitig die Bedeutung der Straßenfete am 1. Mai. Sie entstand 2003 als Gegengewicht zu den regelmäßigen Krawallen an diesem Tag. Wenn Bewohner und Besucher an diesem Tag den öffentlichen Raum in Beschlag nehmen, bleibe weniger Platz für Randalierer, war die Ausgangsidee.

Sie hat sich als erfolgreich erwiesen. Gerade in den vergangenen Jahren sind gewalttätige Ausschreitungen und Zerstörungen deutlich zurückgegangen, auch wenn sie noch immer nicht völlig verschwunden sind. Der Erfolg sorgte in den vergangenen Jahren allerdings für andere Probleme. Wegen der großen Zahl von Menschen, die zum Myfest kamen, war oft kaum noch Platz auf dem Festgelände. Manche Anwohner beklagten, dass es zu einer großen Party verkommen sei. Dieser Kritik gerecht zu werden und gleichzeitig weiter seinen Teil zu einem möglichst friedlichen 1. Mai beizutragen – in diesem Spannungsfeld bewegt sich auch das Myfest 2017.

Drei Demos angekündigt

In diesem Jahr jährt sich außerdem die erste schwere Mai-Randale von 1987 zum 30. Mal. Im Vorfeld wurden bereits drei Demonstrationen in Kreuzberg angekündigt. Besonders im Fokus steht die sogenannte "Revolutionäre 1. Mai-Demo" um 18 Uhr. Sie war in der Vergangenheit häufig der Ausgangspunkt für Ausschreitungen. Die Organisatoren haben vor, den Aufzug am Oranienplatz zu starten und möglicherweise durch das Myfest zu führen. Außerdem wollen sie den Aufzug nicht bei der Polizei anmelden.

Ein weiterer revolutionärer Protestmarsch ist für 16 Uhr geplant. Beginn ist am Lausitzer Platz. Der Weg dieser Demo soll unter anderem über die Ohlauer Straße, den Kottbusser Damm und die Adalbertstraße führen und auf dem Oranienplatz enden. Außerdem noch im Angebot ist eine Jugenddemo. Ihr Auftakt ist um 16 Uhr am Michaelkirchplatz in Mitte. Von dort geht es in Richtung Wassertorplatz. tf

Grillen dürfen die Anwohner an ihren Verkaufsständen. Flaschen und Dosen sind dagegen tabu. | Foto: Thomas Frey
Das Myfest zieht jedes Jahr viele Besucher an. Damit es trotzdem nicht zu Problemen kommt, gibt es seit vergangenem Jahr weniger Bühnen und mehr Flucht- und Rettungswege. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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