Zwischen Caritas und Kontroversen: Das Bethanien in wechselvollen Zeiten

Kreuzberg. Auseinandersetzungen im und um das Bethanien sind kein Spezifikum der jüngsten Vergangenheit. Vielmehr begleiten sie viele Phasen in der Geschichte des Hauses.

Die Überzeugungen der christlichen Caritas und die aufkommende Arbeiterbewegung, die ein besseres Leben nicht erst im Jenseits erwartete, boten schon im 19. Jahrhundert Konfliktpotential. Es zeigte sich bereits, dass gesellschaftliche Veränderungen an der Krankenhaustür nicht Halt machten. Das gilt auch für die direkte Konfrontation mit den Opfern der Weltkriege ab 1914, beziehungsweise 1939.

Interne Streitigkeiten spiegelten häufig die Außenwelt, schon in der Zeit um 1870, als der Arzt Robert Ferdinand Wilms als Ursache für zahlreiche Todesfälle unzureichende hygienische Verhältnisse im Haus ausgemacht hatte. Etwa die teilweise schmutzige Bekleidung der Diakonissen.

Noch immer schwer einzuordnen ist das Agieren des Bethanien während der Nazizeit. Einerseits wurde die "Machtergreifung" 1933 bejubelt, andererseits klargemacht, dass in der Klinik weiter "Menschen aller Parteien" Aufnahme fänden.

Die Nachwuchssorgen des Ordens in der Zeit nach 1945 waren schließlich der Anfang vom Ende des Bethanien als Krankenhaus. Es schloss am 15. Juni 1970. Anders als beim ersten ist der Name des letzten Patienten vermerkt. Er hieß Werner Albrecht und war damals 60 Jahre alt. tf

Mehr zur näheren Vergangenheit und Gegenwart des Bethanien lesen Sie morgen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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