Ein schwäbischer Investor will am Spreeufer bauen

Das Behala-Grundstück am Spreeufer. | Foto: Frey
  • Das Behala-Grundstück am Spreeufer.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Grundstückskäufer und Immobilienentwickler treten ganz unterschiedlich in Friedrichshain-Kreuzberg auf. Einige versuchen es auf der Schleimspur. Andere strotzen vor Arroganz. Wieder andere geben sich unbedarft oder als Gutmenschen. Und dann gibt es noch Hans-Georg Schimmang.

Der Investor aus Stuttgart hat vor gut zwei Jahren das ehemalige Behala-Grundstücks an der Köpenicker Straße gekauft. Dort will er ein Quartier mit mehr als 500 Wohnungen errichten und stellte erste Pläne am 22. Januar im Ausschuss für Stadtentwicklung vor. Aus der Präsentation wurde eine Schimmang-Show.

Was nicht heißen soll, dass der schwäbische Unternehmer durch substanzloses Gelaber auffiel. Vielmehr sorgten gerade seine klaren Aussagen für einen ungewohnten Ton. "Es geht hier um Geben und Nehmen", machte er gleich zu Beginn klar. Auf seiner Seite sah Schimmang dabei schon eine ziemliche Bringschuld erbracht.

Denn das Spreeareal unweit der Schillingbrücke mit dem markanten Behala-Speicher ist zwar grundsätzlich ein städtebauliches Filetstück. Aber das hätte ihm auch versalzen werden können. Grund dafür ist ein benachbarter Galvanikbetrieb, der unter die sogenannte Seveso II-Richtlinie fällt. Sie besagt, dass im Umfeld eines Unternehmens, das mit gefährlichen Schadstoffen hantiert, keine neuen Bauprojekte genehmigt werden dürfen. Deshalb wollten Bezirk und Senat den Betrieb schon lange dort weg haben. Bislang aber ohne Erfolg. Das gelang jetzt Hans-Georg Schimmang. Er erreichte im eigenen Interesse, dass die Firma Kreuzberg verlässt. Nachgeholfen hat er dabei mit einem zweistelligen Millionenbetrag. "Damit habe ich geschafft, wozu die Politik acht Jahre lang nicht in der Lage war."

Mit diesem Deal sei gleichzeitig ein erheblicher Teil seiner geforderten Leistungen für die Allgemeinheit abgeliefert worden, fand Schimmang. Denn von der giftfreien Zone würden auch andere profitieren. Deshalb zeigte er sich wenig begeistert von weiteren Auflagen des Bezirks. Auch wenn er einige zähneknirschend akzeptiert. Da ist zum einen die Forderung nach preisgünstigen Wohnungen. Ein BVV-Beschluss verlangt dafür einen Anteil von 20 bis 30 Prozent. Er werde zehn Prozent billiger anbieten und weitere zehn Prozent über eine Förderung, etwa nach Verkauf an ein Wohnungsbauunternehmen, machte Schimmang klar. Das aber nur äußerst unwillig. "Wenn irgendjemand einmal gegen diese Vorgabe klagt, hat er gute Chancen. Das sagen mir alle Verwaltungsjuristen, mit denen ich spreche." Allerdings sei das eine Nutzenabwägung. "Eine jahrelange Brachfläche wegen eines Rechtsstreits kann und will ich mir nicht leisten."

Unter den Vorgaben bleibt er bei der geforderten unbebauten Fläche am Spreeufer. Der Bürgerentscheid von 2008 verlangt einen Abstand von 50 Metern. Schimmang gibt nur 30 Meter. Das seien immerhin mehr als 6000 Quadratmeter, die er dem Land Berlin schenke. Und auch das machte er klar: Sein Wohnquartier soll keinen öffentlichen Durchgang bekommen. "Wir werden Schilder anbringen, dass es sich hier um ein privates Grundstück handelt."

Freigiebiger zeigte sich der Eigentümer dagegen beim Thema Kita. Sie bekomme 100 Plätze und natürlich großzügige Räume, einschließlich ausreichender Freiflächen. "Wir reden hier von einem Kindergarten und nicht von einem Hühnerstall." Seinem Architekten Georg Gewers fuhr er in die Parade, als der manche Gebäude auf bis zu neun Stockwerke taxierte. "Es werden höchstens acht", korrigierte Schimmang. Ausgerichtet an der Höhe der gegenüber liegenden Zentrale der Gewerkschaft ver.di.

Dass er sich mit seinen Ausführungen nicht nur Freunde gemacht hatte, schien Hans-Georg Schimmang ebenso egal zu sein, wie der Hinweis, auf dem Weg zur Baugenehmigung könnten ihm noch manche Steine in den Weg gelegt werden. "Nach 45 Jahren in dieser Branche bin ich für klare Aussagen."

Zwischen dem Bezirk und Herrn Schimmang wird es deshalb noch einige Auseinandersetzungen geben. Aber sein unkonventioneller Auftritt lässt darauf hoffen, dass es ein Kampf auf Augenhöhe und ohne falsche Versprechen wird.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 101× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 84× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 170× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 564× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.