Ertrag von acht Bienenvölkern geerntet
Vorsichtig nimmt Dr. Marc-Wilhelm Kohfink jedes einzelne Wabengitter aus den Kästen. Die Bienen, die sich darauf befinden, entfernt er behutsam mit einem Besen. Zurück bleibt auf dem Rechteck dann nur noch die süße und klebrige Masse. Der Grund, warum er und sein Mitarbeiter Lars-Christian Huhmann diese Prozedur vornehmen.Marc-Wilhelm Kohfink betreibt in Köpenick die Imkerei am Pflanzgarten und ist Vorsitzender des Berliner Berufsverbandes. Seine "Ware" bezieht er aus vielen Stellen der Stadt, an denen er Bienenbehausungen unterhält. In Kreuzberg zum Beispiel am Görlitzer Park. Der dort gewonnene Honig trägt den Namen "SO36 Sommerblüte". Den Standort am Rathaus bekam er nach Gesprächen mit dem Bezirk zur Verfügung gestellt und hat acht Bienenvölker angesiedelt. Er ist eine Art Public-Private-Partnership.
Denn der "Rathaus Honig" geht zum Teil wieder nach Friedrichshain-Kreuzberg zurück und soll zum Beispiel im Rahmen der Weihnachtspäckchenaktion verteilt werden. Auch bei besonderen Veranstaltungen könnte es künftig Proben geben, ähnlich wie das schon beim Kreuzberger Wein passiert. Verkaufen will ihn der Bezirk aber nicht. "Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass wir einige Töpfe gegen eine Spende abgeben", sagt Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne). Für ihn sind die Rathausbienen vor allem auch ein wichtiger Baustein hin zum "essbaren Bezirk". Unter diesem Stichwort sollen künftig in Friedrichshain-Kreuzberg auf weiteren, vor allem öffentlichen Flächen Lebensmittel angebaut werden (wir berichteten). Etwa Apfelbäume auf Verkehrsinseln oder Beete auf Spielplätzen. Anders als beim professionellen Bienenbetrieb können dort Bürger die Pflege und Ernte übernehmen.
Die rund 300 Kilogramm Honig-Rohmasse werden zunächst in Kohfinks Imkerei geschleudert, gesiebt und in Gläsern mit jeweils 125 Gramm Inhalt abgefüllt. Macht insgesamt etwa 2400 Gläser dieses, natürlich, Bio-Produkts. Eine Ausbeute, mit der er sehr zufrieden ist. "Die Bienen haben hier wie in weiten Teilen der Innenstadt den langen und harten Winter besser überstanden, als teilweise in den Außenbezirken." Nicht nur deshalb wird es ihre Kolonie auf dem Rathaus-Gelände auch in den kommenden Jahren geben. Zumal auch keine Anwohnerbeschwerden wegen der fliegenden Nachbarn bekannt geworden sind.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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