Marianne Hopfer will Aus der Bibliothek verhindern

Unterschriften für die Bibliothek. Marianne Hopfer (links) und Frauke Mahrt-Thomsen vor dem Haus in der Oranienstraße. | Foto: Frey
  • Unterschriften für die Bibliothek. Marianne Hopfer (links) und Frauke Mahrt-Thomsen vor dem Haus in der Oranienstraße.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Die Bona-Peiser-Bibliothek in der Oranienstraße 72 soll im September geschlossen werden. Dagegen regt sich Widerstand. Er wird angeführt von Marianne Hopfer (71), Nachbarin und Nutzerin der Bücherei.

Als Marianne Hopfer im Dezember in einem Artikel in der Berliner Woche vom geplanten Aus für die Bücherei las, schrillten bei ihr die Alarmglocken. "Es kann nicht sein, dass uns diese Anlaufstelle genommen wird." Denn für die Bewohner rund um die Otto-Suhr-Siedlung mit all ihren Problemen sei der Standort weitaus mehr als nur ein Ort zum Lesen und Ausleihen von Büchern. "Er ist auch ein Treffpunkt, gerade für Leute, die sich aus finanziellen Gründen viele andere Angebote nicht leisten können."

Natürlich kennt die vitale Seniorin die Argumente, mit denen Friedrichshain-Kreuzbergs Finanz- und Kulturstadträtin Jana Borkamp (B 90/Grüne) die Schließung begründet. Und formuliert dazu ihre Gegenposition. Die Stadträtin sage zum Beispiel, die Bona-Peiser-Bibliothek könne schon deshalb geschlossen werden, weil sich nicht weit davon die Mittelpunktbibliothek in der Adalbertstraße befinde. "Bis dorthin sind es knapp zwei Kilometer oder eine halbe Stunde Fußmarsch", hält Marianne Hopfer dagegen. "Wer die Strecke mit dem Bus zurücklegt, braucht Geld für einen Fahrschein." Zudem sei das Haus dort größer und anonymer. "Viele Eltern werden ihre kleineren Kinder dort bestimmt nicht alleine hinschicken, so wie sie es in die Bona-Peiser-Bibliothek machen."

Nicht gelten lässt sie auch den Hauptgrund für das Aus, die Finanz- und Personalprobleme. Wegen des Stellenabbaus muss der Bezirk im Bereich der Bibliotheken mit fünf Mitarbeitern weniger auskommen. So viele arbeiten derzeit in der Oranienstraße.

Der Aderlass in der Verwaltung müsse eben anders verteilt werden, findet Marianne Hopfer. Es könne nicht sein, dass gerade im Bereich Bildung und Kultur immer mehr gespart werde. "Wer die Angebote nicht in den Kiezen aufrecht erhält, sondern sie nur auf einige zentrale Anlaufstellen begrenzt, zerschneide die Lebensadern. Genau das passiere nicht nur in Friedrichshain-Kreuzberg, sondern in vielen Bezirken. Mehr als die Hälfte der Büchereistandorte seien in den vergangenen 15 Jahren verschwunden.

Für ihren Kampf hat sie inzwischen weitere Mitstreiter gefunden. Zum Beispiel Frauke Mahrt-Thomsen. Die 70-Jährige hat bis 2008 mehr als 40 Jahre als Bibliothekarin in der Oranienstraße gearbeitet und 2013 eine Biografie über die Namensgeberin Bona Peiser veröffentlicht. Bona Peiser (1864-1929) gilt als Pionierin der Bücher- und Lesehallenbewegung in Deutschland und war die erste Frau, die in einer Bibliothek gearbeitet hat. "Schon lange war geplant, dass ich das Buch am 30. Januar in der Buchhandlung im Aufbau-Haus am Moritzplatz vorstelle", erzählt Frauke Mahrt-Thomsen. Wegen der aktuellen Ereignisse werde die Veranstaltung jetzt zu einem Protestabend.

Herzstück von Marianne Hopfers Aktivitäten ist derzeit eine Unterschriftenaktion für eine Einwohneranfrage in der BVV. Bereits nach wenigen Tagen haben sich mehr als 250 Menschen in die Listen eingetragen. Darüber hinaus gebe es noch viele Ideen, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen. "Von Mahnwachen, bis zu bunten Aktionen mit Kitas und Schulen." Außerdem will sie persönlich bei den Fraktionen im Bezirksparlament für ihr Anliegen werben.

Dort scheint inzwischen ein Nachdenken in Gang zu kommen. Im Kulturausschuss wurde das Thema bei der jüngsten Sitzung vertagt. "Damit haben wir zunächst die Bürgerbeteiligung sichergestellt", sagt der Vorsitzende und Linke-Fraktionschef Lothar Jösting-Schüßler. Seine Fraktion sei gegen die Schließung. "Wir wollen, dass der Personalabbau auf die Bibliotheksstandorte verteilt wird."

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke verlangt, dass noch einmal über das Gesamtpaket der Stelleneinsparungen geredet werden muss. "Statt einfach in jeder Abteilung unkontrolliert Mitarbeiter zu reduzieren, wäre es besser, bestimmte Schwerpunkte zu setzen."

Die Lesung mit Frauke Mahrt-Thomsen beginnt am 30. Januar um 20.15 Uhr in der Buchhandlung am Moritzplatz im Aufbau-Haus, Prinzenstraße 85. Weitere Informationen zum Büchereiprotest finden sich auf www.kribiblio.de.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 273× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 250× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 176× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 264× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.597× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.