Die meisten fühlen sich sicher
Forscherinnen der Humboldt-Universität befragten Anwohner am Kotti

Das Kottbusser Tor ist über die Grenzen Berlins bekannt und steht eher für Kriminalität, Drogen, Dreck und Lärm. Doch die meisten Bewohner am Kotti leben nicht in Angst.

„Leben zwischen Dreck und Drogen“ heißt eine umfangreiche Sozialstudie zum „Sicherheitsempfinden am Kottbusser Tor“, die jetzt im Logos Verlag erschienen ist. Auf 130 Seiten präsentiert Professorin Talja Blokland ihre Ergebnisse zur Situation und zum Sicherheitsempfinden der Nachbarschaft um den Kotti. Für die Studie im Auftrag des Bezirksamtes haben die Wissenschaftlerinnen Talja Blokland und Hannah Schilling von der Humboldt-Universität (HU) gemeinsam mit einem Team des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung der HU bereits 2019 an den Haustüren rund um den Kotti geklingelt und 323 Anwohner intensiv befragt, wie sie sich an so einem Ort, der für Dreck und Drogen bekannt ist, fühlen.

Das Fazit: Je mehr die Leute sich kennen, desto sicherer fühlen sie sich. Denen selbst bisher nie was passiert ist, gaben im Durchschnitt ein Sicherheitsgefühl von 7,5 auf einer Skala von 1 bis 10 an. Der niedrigste Wert ist 4,8 – angegeben von Anwohnern mit Verweis auf Drogenprobleme und Kriminalität. Obwohl viele Befragte das Gefühl haben, dass Straftaten in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hätten, gaben nur 31 Prozent an, dass es unsicherer geworden sei. Jeder Vierte sagt sogar, dass sich die Sicherheit am Kottbusser Tor verbessert habe. Fast alle (95 Prozent) erwarten Hilfe, wenn eine ältere Dame am Kotti zusammenbricht. Auch wenn ein Drogenjunkie zusammenbricht, gehen 70 Prozent davon aus, dass Passanten helfen würden.

„Auch rund um einen Platz wie dem Kottbusser Tor, wo vielen Menschen Drogenhandel, Vermüllung und vor allem die unüberschaubare Verkehrslage überhaupt nicht gefallen, können Menschen durch gegenseitiges Wiedererkennen Zuversicht entwickeln und ohne Angst in ihrem Kiez leben“, sagt Studienautorin Talja Blokland. Es brauche „kreative Konzepte zur Förderung der informellen sozialen Kontrolle. Zumal sich die Menschen nicht mehr Polizei wünschen. Der Kotti gilt bei der Polizei wegen der hohen Kriminalität als gefährlicher Ort. Für die Forscher ist das Quartier rund um den Kotti keine "No-Go-Area, in der niemand mehr Vertrauen zueinander hat, und zurückgezogen und in Angst versetzt zu Hause bleibt“. Die komplette Studie „Leben zwischen Dreck und Drogen“ zum kostenlosen Download: www.logos-verlag.de/ebooks/OA/978-3-8325-5310-4.pdf

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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