"Sicherer Hafen" in schwieriger Situation
Senatorin Sandra Scheeres besuchte Notübernachtung für Jugendliche an der Müllenhoffstraße

Sandra Scheeres bei einem Gespräch in der Küche. | Foto: Thomas Frey
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Mit 16 sei er von seiner Mutter rausgeschmissen worden, sagt der 19-Jährige. Einen Schulabschluss habe er nicht und immer wieder Probleme mit Drogen gehabt.

Der junge Mann ist aktuell einer der regelmäßigen Gäste im "Sleep In", der Notübernachtung der Kontakt- und Beratungsstelle (KuB) in der Müllenhoffstraße 17. Im vergangenen Jahr ist die Einrichtung von Charlottenburg nach Kreuzberg gezogen. Am 25. Februar gab es dort einen Besuch von Berlins Jugend- und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Die KuB bietet, wie der Namen schon sagt, Beratung, zum einen in Form einer festen Anlaufstelle, zum anderen mobiles Streetwork per Bus an verschiedenen Treffpunkten von obdachlosen Heranwachsenden, etwa am Alexanderplatz, dem Bahnhof Zoo oder der Warschauer Brücke an. Und darüber hinaus 16 Schlafstellen. Acht Sozialarbeiter und neun Erzieher arbeiten im Haus. Das alles ist Teil des Berliner Notdienstes Kinderschutz, zu dem unter anderem auch der Kinder- und Jugend- sowie der Mädchennotdienst und die Hotline Kinderschutz gehören. Insgesamt stehen für dieses Netzwerk jährlich 7,4 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie viele Jugendliche in Berlin teilweise oder ständig auf der Straße leben, lässt sich nur schwer ermitteln. Eigentlich müsste zumindest für unter 18-Jährige irgendeine Verantwortung greifen. Ob durch die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten oder das Jugendamt. Dass die Realität etwas anders aussieht, wird an manchen Plätzen in der Stadt ebenso deutlich wie an der Müllenhoffstraße.

Drogen und psychische Probleme

Es gebe verschiedene Gründe, warum Jugendliche in so eine Situation geraten, konstatierte Sandra Scheeres und zählte unter anderem negative häusliche Erfahrungen, Drogenproblematik oder psychische Probleme auf. Den Betroffenen müsste so geholfen werden, dass sie die Angebote auch annehmen. So wie im "Sleep In", das sie als "sicheren Hafen" bezeichnete.

Zu der Einrichtung gehört eine Kleiderkammer, es gibt eine medizinische Versorgung, auch für Tiere, die gegebenenfalls mitgebracht werden können. Beratung und Hilfestellung ist ebenfalls gewährleistet, ebenso wie verschiedene Kreativ- und Freizeitangebote von Malen bis Theater. Die Schlafstätte ist jeden Tag beziehungsweise jede Nacht geöffnet, ohne Ausnahme.

Ungefähr 400 Menschen würden pro Jahr hier Quartier suchen, sagt KuB-Leiter Robert Hall. Wobei die Herberge nicht zum Dauerzustand werden soll, sondern vielmehr ein erster Schritt sei, um möglichst wieder irgendwo sesshaft zu werden. Sieben bis acht Übernachtungen pro Monat seien eigentlich eine Art vorgegeben Regel. Wer allerdings auch danach noch keinen Schafplatz habe, werde normalerweise trotzdem nicht abgewiesen. Speziell dann nicht, wenn es sich um Minderjährige handelt.

Der 19-Jährige hat dieses Kontingent inzwischen fast vollständig ausgeschöpft. Vielleicht könne er jetzt bei einem Bekannten unterkommen, sagt er. Aber eigentlich gefalle es ihm in der Müllenhoffstraße ganz gut. Und er würde gerne bei dem Theaterprojekt mitmachen.

Sandra Scheeres bei einem Gespräch in der Küche. | Foto: Thomas Frey
So sehen die Zimmer aus. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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