Vögel schuld an Ratten?
Michaela Schwarz musste ihre Futterstelle an der Lobeckstraße abbauen

Bis 13. November stand dieses Vogelhaus auf dem Grundstück Lobeckstraße 64. | Foto: privat
6Bilder
  • Bis 13. November stand dieses Vogelhaus auf dem Grundstück Lobeckstraße 64.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Thomas Frey

Sie habe natürlich darauf geachtet, ungebetene Begleiterscheinungen zu vermeiden, sagt Michaela Schwarz. Das wäre aus ihrer Sicht auch gelungen. Wenn hier Ratten aufgetaucht seien, habe das am Müll gelegen. Nicht an ihrem Vogelhaus.

Die Anwohnerin steht auf dem Grundstück an der Lobeckstraße 64. Die kleine Grünfläche gehört zum daneben liegenden Sportplatz und ist damit im Bezirksbesitz. Bis Mitte November befanden sich dort ein Vogelhaus und ein Insektenhotel. Eingerichtet von Michaela Schwarz und ihrem Mann. Beides musste sie auf Anordnung des Sportamtes abbauen, auch ihre eingesetzten Pflanzen wurden gerodet. Die Begründung dafür kann die Tier- und Naturfreundin noch immer nicht verstehen.

Sie lautete: Durch das Biotop werden Ratten angezogen. Dass es dort ein Reservoir für Nager gibt, bestreitet auch Michaela Schwarz nicht. Aber sie hat Zweifel am geschilderten Ausmaß. Eine Nachbarin habe behauptet, sie hätte einmal 25 Ratten auf einen Schlag gesichtet, berichtet Michaela Schwarz. Die Frau müsse ein überragendes Reaktionsvermögen haben, wenn sie so viele aus dem Stand zählen könne, meint Schwarz ironisch. Und selbst, wenn die Angaben zutreffen, schuld daran wäre sicher nicht ihr Vogelhaus gewesen.

Heruntergefallenes Futter soll Nager anziehen

Doch, leider, findet auch Sportstadtrat Andy Hehmke (SPD). Er habe sich bei einem Vor-Ort-Termin im Sommer selbst davon überzeugt. Zwar habe Michaela Schwarz richtigerweise die Verköstigungsstätte für Sperlinge, Meisen oder Rotkehlchen so hoch gebaut, dass die Ratten dort nicht herankamen. Aber es gab ein anderes Problem. Beim Picken des Futters hätten Vögel Teile davon auf den Boden fallen lassen. Und die zogen dann die Nager an.

Eine Erklärung, die bei der Vogelmutter wenig Akzeptanz findet. Der Speiseplan für die Tiere habe vor allem aus Sonnenblumenkernen bestanden. Die wären aber kein Lieblingsgericht der Ratten. Wohl aber anderes, was sie auf der Anlage oder in ihrem Umfeld finden. Und dort sieht sie den Knackpunkt. Nämlich Müll. Zum einen gebe es den durch den Abfallstandort direkt neben der Fläche und noch mehr durch die beiden Altkleidercontainer, die an der Straßenseite des Grundstücks stehen. Dort werden nicht nur ausrangierte Jacken oder Hosen abgelegt, sondern ebenso Unrat aller Art, auch Lebensmittelreste, so ihre Beobachtung. Die Container wären aber immer noch da. Obwohl sie illegal an dieser Stelle stehen, während sie ihr Vogelhaus und das Insektenhotel abbauen musste.

Was Michaela Schwarz ebenfalls nicht nachvollziehen kann, ist der Meinungsumschwung beim Sportamt, mit dem sie nach eigenen Angaben konfrontiert wurde. Zum Amt hätte es lange einen sehr guten Draht gegeben, erzählt sie, auch zu Leiterin Michaela Schulte. Ab vergangenen Sommer habe sich das dann aber geändert, gipfelnd in der Aufforderung, die Futterstelle abzubauen. Schwarz vermutet, dass auf die Sportförderung massiv zu ihren Ungunsten eingewirkt worden sei, möglicherweise von Menschen, die ihre Tierpflege störte.

Bewegungsparcours geplant

Sie hätten als Grundstückseigentümer wegen zahlreicher Beschwerden und Anzeigen reagieren müssen, sagt wiederum Michaela Schulte. Die seien auch vom Gesundheits- oder Ordnungsamt gekommen. Und spätestens nach der Begehung im Sommer wäre deutlich geworden, dass das Vogelhaus, beziehungsweise die heruntergefallene Nahrung, die Hauptursache für das Rattenaufkommen darstelle. Das sei schade für Michaela Schwarz und ihre Bemühungen. Aber nicht zu ändern. Die Verwaltung will jetzt die Abwehrmaßnahmen gegen die Nager intensivieren. Die Container sollen in diesen Tagen wirklich wegkommen, und noch vor Weihnachten soll ein Zaun um das Grundstück errichtet werden.

Das alles passiert aber nicht zwecks Reaktivieren des Vogelbiotops. Vielmehr ist geplant, die Fläche zu einem Sport- und Bewegungsparcours umzugestalten, mit Geräten, Raum für Freiübungen, nutzbar von Menschen allen Alters, von Kitakindern bis Senioren. Eine solche Anlage fehle gerade in dieser Gegend, meint die Sportamtsleiterin. Sie komme der Nachbarschaft und damit der Allgemeinheit zugute.

Das ist auch als Hinweis und Trost für Michaela Schwarz gedacht. Er wird wahrscheinlich nicht besonders verfangen. Denn die Vogelmutter hoffte noch immer auf eine erneute Chance für ihren Futterplatz.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 687× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 748× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 424× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 880× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.813× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.