Jugendtheatergruppe Mater Dolorosa zeigt „Die spanische Fliege“

Lydia Seiffert fühlt als Emma Klinke Rechtsanwalt Dr. Fritz Gerlach alias Konrad Vössing auf den Zahn. | Foto: K. Rabe
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  • Lydia Seiffert fühlt als Emma Klinke Rechtsanwalt Dr. Fritz Gerlach alias Konrad Vössing auf den Zahn.
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Sie hatten schon Goethes Faust inszeniert, den Jedermann von Hugo von Hafmannsthal, Goldoni und von Eichendorff auf die Bühne gebracht und sich sogar an das Stück Ithaka von Botho Strauß gewagt. Die Jugendtheatergruppe Mater Dolorosa hat sich in den letzten zehn Jahren vielen ernsthaften und schwierigen Stoffen angenommen. In diesem Jahr soll es etwas „Leichtes und Lustiges“ sein. Derzeit laufen die Proben zu dem Schwank „ Die spanische Fliege“.

„Es gibt nicht allzu viele gute Komödien“, sagt Ansgar Vössing, Leiter der Theatergruppe. Der Schwank, der von Franz Arnold und Ernst Bach von gut 100 Jahren zu Papier und dann auf die Bühne gebracht wurde, gehört zu den Guten. „Die Komödie geht über reines Amüsement, das hier aber keineswegs gering geschätzt werden sollte, hinaus“, sagt Vössing, der auch Regie führt. Es wäre ja auch ungewöhnlich für die Inszenierungen der Theatergruppe, wenn man selbst hinter der leichten Muse nicht noch einen tieferen Sinn, ja geradezu eine gewisse Philosophie entdecken könnte, fügt er hinzu. Es sei ein revolutionäres Stück. Voll von Zeitkritik. Es spielt in einer größeren deutschen Provinzstadt kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. "Es ist auch ein zeitgeschichtliches Dokument unterschwelliger Sozialkritik in der damaligen Zeit", sagt Vössing.

Aus diesem Grund hatte er sich schon lange um die Rechte an diesem Stück bemüht. Fünf Jahre lang hätte der Kampf darum gedauert. Bis zum Ende der Intendanz von Frank Castorf stand „Die spanische Fliege“ zuletzt in der Berliner Volksbühne auf dem Programm. Die Schauspielgruppe hatte sich die Inszenierung von Herbert Fritsch damals angesehen. Wer das Stück nicht kannte, hat nichts verstanden, aber sich bei dem Durcheinander dennoch ganz gut unterhalten. „So ist modernes Theater: Man versteht nichts und amüsiert sich köstlich“, sagt Vössing. Legendär bliebe das Trampolin, welches zum Bühnenbild gehörte und auf dem die Schauspieler ständig in die Luft schnellten. Surrealistischer Slapstick, schrieb ein Kritiker.

„Bei uns ist das anders. Wir machen bekanntlich kein Regie-, sondern Autorentheater. Aus Ehrfurcht vor dem Original. Die Autoren bleiben die Meister und sind bei aller Modernität und Aktualität in unserer Inszenierung wieder zu erkennen. Sehr komisch wird es aber auch“, versichert Ansgar Vössing. Allein das Trampolin wird auch in der Inszenierung der Jugendtheatergruppe auftauchen – als kleine Hommage an Herbert Fritsch gewissermaßen. „Wir haben auch das Glück, dass ein Schauspieler unserer Gruppe Trampolin-Sport betreibt. Diese Möglichkeit nutzen wir natürlich. Aber nur in einer Szene.“

Die Komöde von Bach und Arnold handelt davon, dass der angesehene Mostrichfabrikant Ludwig Klinke glaubt, er habe einen Sohn mit einer Tänzerin gezeugt. Viele Jahre lang hat er seiner ehemaligen Liebschaft heimlich Geld bezahlt. Doch auch andere Männer seines Standes zahlen brav Alimente, weil sie glauben, der Vater des Kindes zu sein. Am Ende fliegt natürlich alles auf.

Der Schwank in drei Akten wird an den Wochenenden 13. und 14. sowie 20. und 21. Januar in der Katholischen Pfarrei Mater Dolorosa, Kurfürstenstraße 59, aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen sonnabends um 19 Uhr und sonntags um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Jugendtheatergruppe freut sich aber über Spenden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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