In Alt-Lankwitz übernehmen Schafe die Grünpflege

Martin Haesner ist Herr über fast 30 Schafe. Foto: K. Rabe | Foto: K. Rabe
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Lankwitz. Friedlich grasen die sieben Schafböcke auf der Streuobstwiese hinter dem Dorfanger Alt-Lankwitz. Plötzlich wenden sie ihre Köpfe in Richtung Tor und fangen lauthals an zu blöken: Martin Haesner betritt das Gelände. Im Galopp kommen sie auf den Hobbyschäfer zu.

Offensichtlich haben es die Vierbeiner auf das Grünzeug abgesehen, das Martin Haesner dabeihat. Die Tüte mit Kohlrabi-Blättern haben Anwohner gebracht. „Das ist für die Schafe immer etwas Besonderes. Aber eigentlich haben sie genügend zu fressen“, sagt Haesner. Vor allem im bisher sehr feuchten Sommer sprießt das Gras üppig. Mit großem Appetit schnappen die Tiere nach dem Grünzeug. Es sind alles Schafböcke mit zum Teil beeindruckenden Hörnern.

Ja, manchmal sei es ihm schon etwas mulmig zu Mute, wenn die kräftigen Tiere ihm über die Wiese folgen. Bisher hätten sie aber Revierkämpfe nur untereinander ausgetragen. „Das sind schon große Kräfte, die da aufeinander treffen.“

Die ersten Schafe hat der alteingesessener Alt-Lankwitzer, Musiklehrer an einer Grundschule und Musiker angeschafft, als das Bezirksamt den historischen Bauerngarten mit Streuobstwiese und Feldern an der Lankeaue wieder herstellen und als bäuerliches Relikt erhalten wollte. Das Gelände war über 50 Jahre lang völlig verwildert. Um es freilegen zu können, bekam der Bezirk 70 000 Euro. „Er konnte aber die Pflege nicht übernehmen. Es wurde jemand gesucht, der sich dann darum kümmert“, erinnert sich Haesner. Der Hobbyschäfer schlug vor, Schafe als Rasenmäher einzusetzen. Mit fünf Skudden fing der Hobbyschäfer an. Heute sind es 27. „Skudden sind die älteste Hausschaf-Rasse und vom Aussterben bedroht“, sagt Haesner. Mit seiner Zucht hilft er, diese kleine und robuste Rasse zu erhalten.

Allerdings hat es in diesem Jahr keinen Nachwuchs gegeben. „Ich hatte einfach keinen Bock“, sagt Martin Haesner und lacht. Dann fügt er hinzu, dass seine Feststellung durchaus doppeldeutig gemeint sei.

Zum einen hatte er kein geeignetes männliches Tier bekommen – für die Fortpflanzung seiner Schafe muss er sich einen Bock leihen – und zum anderen seien die Lämmchen nicht nur niedlich. „Die machen richtig viel Arbeit.“ Außerdem sei die Herde derzeit einfach zu groß für neuen Nachwuchs. Schließlich muss das Futter auch für alle reichen. Wenn er einige der weiblichen Tiere verkaufen kann, könnte es im nächsten Frühjahr wieder Lämmchen geben.

Die weiblichen Tiere grasen ein Stück weit von den Schafböcken getrennt. „Das sind noch einmal 20 Mädchen plus Peter“, sagt Haesner. „Peter ist ein kastrierter Bock. Den habe ich als Lämmchen bekommen und er ist schon von Anfang an bei uns. Peter ist super zahm und so etwas wie das Maskottchen der Herde.“

Bis zu den Muttertieren geht es durch ein kleines Waldstück und eine Böschung hinauf. Schon von Weitem hört man sie laut blöken. Haesner ahnt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Tatsächlich hat sich eines der Tiere im Gestrüpp verfangen und kann sich allein nicht befreien. „Deshalb komme ich jeden Tag her, um nach dem Rechten zu schauen“, sagt der Schäfer.

Besonders beliebt sind die Schafe bei den Kinder aus der Nachbarschaft und den Schülern der Alt-Lankwitzer Grundschule. In der letzten Schulwoche vor den Sommerferien bietet Haesner Projekttage auf der Schafweide an, wo die Kinder einiges über die Aufgaben eines Schäfers lernen. Ein paar Wochen später bekommt Haesner tatkräftige Unterstützung bei der Schafschur. „Früher habe ich die Schafe scheren lassen. Jetzt mache ich das selbst und kann jede helfende Hand gebrauchen.“

Bei den Anwohnern gehören die Schafe inzwischen zum Ortsbild. Manchmal geht der Hobbyschäfer mit seiner Herde in Alt-Lankwitz spazieren. „Die hören aufs Wort! Wenn ich rufe ,Schafe kommt', folgen sie mir brav“, sagt Haesner. Er geht dann die Straße entlang zum Park, bis zur Bushaltestelle und zurück. Dann „mähen“ die Tiere so ganz nebenbei und lautlos den Rasen. KaR

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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