Weitere Teile der Stasi-Zentrale unter Schutz
Entwicklung zum Campus für Demokratie könnte jetzt schneller vorangehen

Ein Teil der Gebäude an der Normannenstraße, wie das Haus 1 steht bereits unter Denkmalschutz. Vor dem Haus 1 steht die Open-Air-Ausstellung zur Friedlichen Revolution. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Ein Teil der Gebäude an der Normannenstraße, wie das Haus 1 steht bereits unter Denkmalschutz. Vor dem Haus 1 steht die Open-Air-Ausstellung zur Friedlichen Revolution.
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Ein Teil der einstigen Stasi-Zentrale an der Normannenstraße stand bereits unter Denkmalschutz. Jetzt hat das Landesdenkmalamt entschieden, dass weitere Teile dazukommen.

„Das große Ensemble zwischen Frankfurter Allee, Magdalenen-, Normannen- und Ruschestraße ist denkmalwert aus geschichtlichen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen“, erklärt das Landesdenkmalamt in einer offiziellen Mitteilung. „Es entstand seit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) im Jahr 1950 in mehreren Bauphasen und entwickelte sich zu einem riesigen geheimdienstlichen Areal, militärisch gesichert und von der Umgebung hermetisch abgeriegelt, zu einer abgeschlossenen ‚Stadt in der Stadt‘.“ Das Areal dokumentiere mit seinen standortprägenden Bauten und Freiflächen die schrittweise Entwicklung des MfS zu einem der größten staatlichen Überwachungs- und Unterdrückungsapparate der Welt.

1995 sowie 2014 stellte das Landesdenkmalamt bereits den ehemaligen Dienstsitz von Erich Mielke (Haus 1, heute Sitz des Stasimuseums) und das danebenstehende Haus 7 unter Denkmalschutz. Letzteres war zunächst Sitz der Hauptverwaltung A (Auslandsaufklärung), später der Hauptabteilung XX, die für die Bekämpfung der Opposition in der DDR zuständig war (heute Büros und Ausstellung des Stasi-Unterlagen-Archivs). Des Weiteren wurde das Offiziersspeisehaus (Haus 22, heute Besucherzentrum) unter Denkmalschutz gestellt.

Hinzugekommen sind nun das seit 1950 vom MfS genutzte Finanzamt Lichtenberg (Haus 2), die Gebäudegruppe des ehemaligen Medizinischen Dienstes (Haus 19-20) sowie die Blockrandbebauungen an der Ruschestraße (Haus 15-17) und der Normannenstraße (Haus 18) mit den zugehörigen Freiflächen. „Mit dem groß angelegten Bauprogramm der 1970er-Jahre rückte das Ministerium für Staatssicherheit mit neuen Großbauten an die Blockränder im Norden und Westen vor und brachte damit die Macht des Apparats im Stadtraum zum Ausdruck“, so das Landesdenkmalamt.

Die Besetzung der Stasi-Zentrale am 15. Januar 1990 besiegelte das Ende des wichtigsten Machtinstruments der SED. Heute ist der Ort Ausgangspunkt einer kontinuierlichen Dokumentation, Forschung und Aufklärung über die SED-Diktatur, die Friedliche Revolution sowie die Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft in der DDR. Neben dem Stasi-Unterlagen-Archiv haben sich Initiativen und Verbände angesiedelt, die sich mit der Aufarbeitung befassen, darunter das Stasi-Museum und die Robert-Havemann-Gesellschaft mit ihrem Archiv der DDR-Opposition und der Open-Air-Ausstellung zur Friedlichen Revolution. Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) begrüßte die Unterschutzstellung: „In der doppelten Bedeutung des Geländes als Ort der Repression und der Friedlichen Revolution sehe ich ein großes Potenzial für den zukünftigen ‚Campus für Demokratie‘, der hier durch gemeinschaftliches Engagement von Bund, Land, Bezirk und Zivilgesellschaft entstehen soll. Dem vom Bund geplanten Archivzentrum zur SED-Diktatur wird dabei als Ankerinstitution eine besondere Bedeutung zukommen.“

Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Tom Sello hofft, dass der Entwicklungsstillstand jetzt endlich überwunden wird. Das scheint auch möglich, denn in den Koalitionsverträgen von Bund und Land Berlin ist die Entwicklung eines Campus für Demokratie verankert. Das Bundesarchiv will ein neues Archivzentrum zur SED-Diktatur aufbauen. In der Diskussion sind zudem die Ansiedlung weiterer Kultur-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie die Nutzung von bisher leerstehenden Gebäuden für Verwaltungszwecke.

Weitere Informationen auf https://campus-für-demokratie.berlin

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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