Lichtenberg vor 725 Jahren erstmals urkundlich erwähnt

Museumsleiter Thomas Thiele zieht einen Blüchersäbel, der wohl aus der Zeit zwischen 1806 und 1813 stammt. | Foto: Wrobel
  • Museumsleiter Thomas Thiele zieht einen Blüchersäbel, der wohl aus der Zeit zwischen 1806 und 1813 stammt.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Ein Landstreit begründete das Dorf Lichtenberg. Das war vor 725 Jahren. Das Museum Lichtenberg erinnert an das Jubiläum mit einer Ausstellung.

"Die erste urkundliche Erwähnung gilt gemeinhin als Gründung", sagt Thomas Thiele und hat die Kopie des wichtigen Schriftstücks schnell zur Hand: das Dorf Lichtenberg wurde am 24. Mai 1288 in einer Urkunde erwähnt, wegen eines Landstreites. "Tatsächlich dürfte das Dorf aber älter sein, Teile der alten Dorfkirche am heutigen Loeperplatz konnten auf Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden."Heute verleiht das einstige Dorf dem Bezirk Lichtenberg seinen Namen. Unter diesem Namen sind auch die Ortsteile Friedrichsfelde, Wartenberg, Malchow, Hohenschönhausen und Falkenberg versammelt. Auch sie waren einst Dörfer, die vom landwirtschaftlichen Leben geprägt waren. "Hier lebten jedoch auch Menschen, die Einfluss auf die Geschichte Brandenburgs und Preußens hatten", hebt Thiele hervor. Die Ausstellung "725 Jahre Lichtenberg - Große Geschichten der kleinen Dörfer" gibt deshalb nicht nur Einblick in das Alltagsleben der ländlichen Bevölkerung. Neun Biografien historischer Persönlichkeiten zeigen Lichtenberg als einen Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde.

Durch die Jahrhunderte schrieb der Krieg an der Geschichte mit. Auch deshalb ist der Diplomat Paul von Fuchs (1640-1704) eine herausragende Persönlichkeit. "Heute würde man sagen, er war Kultusminister", erklärt Thiele. Der preußische Staatsminister lebte im Gutshaus von Malchow und begründete die Berliner Hugenotten-Gemeinde mit. "Sein größter Verdienst war die Ausarbeitung des Potsdamer Toleranzedikts", weiß Thiele. Darin bot der Große Kurfürst den Hugenotten freie Religionsausübung und Privilegien an. "Dieser Toleranz, den Ideen der Aufklärung fühlte sich Paul von Fuchs nicht nur verpflichtet, sondern lebte sie auch." Er heiratete eine französische Hugenottin, gründete die Königlich-preußische Akademie der Wissenschaften mit.

Mit Marie-Elisabeth von Humboldt (1741-1796) nahm auch eine Frau durch die Geburt der Söhne Wilhelm und Alexander von Humboldt Einfluss auf die Geschichte. Die Mutter des Gelehrten und des Naturforschers hatte wohl eine besondere Verbundenheit mit Falkenberg, wo sie zwar ein Gut kaufte, aber nie lebte. Zusammen mit ihren früh verstorbenen Ehemännern, Friedrich Ernst von Hollwede und Alexander Georg von Humboldt, wurde sie in der Gruft der einstigen Kirche beerdigt. Daran wird mit einer Granittafel erinnert, die am 8. Oktober auf dem Friedhof Falkenberg um 16.30 Uhr der Öffentlichkeit übergeben wird.

Die wohl bedeutendsten "Lichtenberger" der vorindustriellen Zeit waren jedoch Karl August von Hardenberg (1750-1822) und sein Vertrauter Christian Friedrich Scharnweber (1770-1822), die als Gutseigentümer von Lichtenberg und Hohenschönhausen aus die preußischen Staatsreformen entwarfen - und so etwa zur Aufhebung der Leibeigenschaft beitrugen.

Die Ausstellung "725 Jahre Lichtenberg" im Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße 24 eröffnet am Sonnabend, 31. August, um 17.30 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 2. März 2014. Der Eintritt ist frei.
Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 90× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 105× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.