Auf dem Bauernhof des Tierheims bekommen Schüler Tierschutz-Unterricht
Falkenberg. Wie viel Platz braucht ein Schwein, um glücklich zu sein? Und was hat es mit den Zahlen auf dem Frühstücksei auf sich? Das lernen Schüler im Tierheim Berlin im Tierschutz-Unterricht. Ein Besuch.
Janika traut sich als erste, die Hand auf den borstigen Rücken von Moritz zu legen. Das fast zwei Meter lange und wuchtige Schwein schmatzt derweil genüsslich an einer Melone und fühlt sich nicht gestört. "Ganz schön borstig", sagt Janika und lacht. Moritz lebt seit einigen Monaten auf dem Bauernhof des Tierheims am Hausvaterweg. Denn auch Nutztiere wie Schweine, Ziegen und Gänse werden hier abgegeben – "gerettet", wie Petra Felkel sagt. Die Erzieherin unterrichtet im Auftrag des Tierschutzvereins regelmäßig Kinder und Schüler. Sie erklärt ihnen, was es mit dem Schutz von Tieren auf sich hat und was artgerechte Haltung von Heimtieren ist. Während jüngere Schüler vor allem bei Führungen durch den Heimtierbereich mehr über die Haltung von Katze und Kaninchen erfahren, lernen die älteren Schüler mehr über die industrielle Verwertung von Tieren. Wie Massentierhaltung funktioniert, damit befassten sich Ende November auch Schüler der Klasse 4 C der Lenau-Grundschule aus Kreuzberg.
"Die Schüler sollen die Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum und Tierhaltung entdecken", sagt die pensionierte Lehrerin Christa Brenner-Nees, die in dieser Schule eine Tierschutz-AG angestoßen hat. In einer Holzblockhütte auf dem Bauernhof im hinteren Teil des Tierheims findet der Tierschutz-Unterricht statt, den Petra Felkel übernimmt: "Ob Wolle, Eier oder Milch – Nutztiere werden gebraucht", hebt Felkel hervor. Doch gerade Massentierhaltung, so ihr Appell an die Schüler, stünde einer artgerechten Tierhaltung entgegen. Anschaulich vermittelt Petra Felkel mit zugeschnittenen Tüchern, wie viel Platz der Gesetzgeber Hühnern oder Schweinen in dieser Haltungsform einräumt. Auf einen Quadratmeter kommen bis zu 26 Masthühner, auf 0,75 Quadratmeter ein ausgewachsenes Schwein. Als Schüler ein Tuch in der Form eines fast zwei Meter langen Schweines auf einer ein Quadratmeter großen Fläche legen sollen, müssen sie scheitern: Das Schwein müsste gefaltet werden, um darauf Platz zu finden.
Der Tierschutz-Unterricht verdeutlicht nicht nur die gesetzlichen Rahmen zur Tierhaltung, die Schüler sollen das Erleben der Tiere nachvollziehen. Dazu dienen die "Schauräume" auf dem Bauernhof. Eine nachgebaute Kiste mit Luftlöchern soll einen Tiertransport veranschaulichen. Die Kinder können in die Kiste steigen. Ein enger Raum mit verschiedenen Spaltenböden und einer herunterhängenden Eisenkette zeigt den Lebensraum eines Schweins in Massentierhaltung auf. "Der Tierschutz-Unterricht soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wie Tiere gehalten und verarbeitet werden", sagt Petra Felkel. "Dabei geht es nicht um Fleischverzicht, sondern um einen bewussten Konsum." KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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