Schlafplätze für Obdachlose : Verbände zogen Bilanz der Kältehilfesaison 2016/2017

Die Kältehilfe-Verbände zogen Bilanz (v.l.): Caritas-Direktorin Ulrike Kostka, Diakonie-Direktorin Barbara Eschen und Ulrich Neugebauer, Leiter der Kältehilfe der Berliner Stadtmission. | Foto: Wrobel
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  • Die Kältehilfe-Verbände zogen Bilanz (v.l.): Caritas-Direktorin Ulrike Kostka, Diakonie-Direktorin Barbara Eschen und Ulrich Neugebauer, Leiter der Kältehilfe der Berliner Stadtmission.
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Friedrichshain. Jedes Jahr sorgt die Berliner Kältehilfe mit ihren Übernachtungsplätzen dafür, dass Menschen ohne Obdach einen warmen Schlafplatz erhalten. Die beteiligten Verbände zogen nun Bilanz zur vergangenen Wintersaison.

Eine der ungewöhnlichsten Notunterkünfte steht in direkter Nachbarschaft zum Jungen Staatstheater Parkaue. Während der vergangenen Wintermonate sandte es Licht in die Nacht hinein und war direkt vom Gleis des S-Bahnhofs Frankfurter Allee erkennbar. „Halle-Luja“ lautet der nunmehr offizielle Name dieser Wärmelufthalle, die vom 1. November bis zum 31. März wohnungslosen Menschen jede Nacht mindestens 100 warme Schlafplätze bot.

„Das Pilotprojekt hat sich bewährt“, sagt Ulrich Neugebauer, Leiter der Kältehilfe der Berliner Stadtmission. Seit 2014 gibt es die Wärmelufthalle auf dem ehemaligen Containerbahnhof. Die Berliner Stadtmission suchte zuvor vergeblich nach einer geeigneten Immobilie. Die Lösung bot die Warmlufthalle, die mit einem mobilen Sanitärcontainer, einer Küche und einer Kleiderkammer ausgestattet ist. „Die Vorteile dieser Halle liegen auf der Hand: Sie kann innerhalb von drei Tagen auf- und abgebaut werden und muss nicht ganzjährig unterhalten werden“, sagt Neugebauer.

1000 Schlafplätze

Mit dieser Hallen-Lösung bot die Kältehilfe in diesem Jahr berlinweit rund 1000 Schlafplätze an – so viele, wie noch nie. Die Berliner Kältehilfe ist ein in Deutschland einzigartiges Hilfssystem. Träger der Wohnungslosenhilfe von Caritas und Diakonie, des Deutschen Roten Kreuzes und der Kirchengemeinden arbeiten zusammen.

Allein in der „Halle-Luja“ sorgen neben zwei hauptamtlichen Mitarbeitern rund 60 Ehrenamtliche für die Schutz suchenden Menschen. An besonders kalten Tagen stoßen die Kapazitäten in allen Notübernachtungen aber schon mal an ihre Grenzen: In der Lehrter Straße erreichte die Auslastung der Notschlafplätze vereinzelt 156 Prozent, wie Diakonie-Direktorin Barbara Eschen berichtete.

Insgesamt fiel die Bilanz der an der Kältehilfe beteiligten Verbände positiv aus: Die durchschnittliche Auslastung der Notunterkünfte von 90,6 Prozent zeigt, dass die ausgebaute Anzahl an Schlafplätzen in dieser Saison ausreichte.

Trotzdem warnt Caritas-Direktorin Ulrike Kostka davor, sich mit diesem Ergebnis zufrieden zu geben und sich auf den Hilfsleistungen der Kirchen als „Reparaturbetrieb“ der Gesellschaft auszuruhen. „Die Wohnungsnot und Armut wächst immer mehr. Wir brauchen wirksame Politik, die den weiteren Anstieg der Mieten verhindert.“

Überdies werde es auch für die Kältehilfe immer schwieriger, Standorte zu finden, an denen Notschlafplätze eingerichtet werden können, ergänzte Ulrich Neugebauer. Ob „Halle-Luja“ im nächsten Jahr erneut betrieben werden kann, muss sich noch zeigen: „Der Zuschuss des Senats reicht nicht für den Hallenunterhalt aus. Wir sind stets auf Sponsoren angewiesen“, sagt Neugebauer. KW

Die Kältehilfe-Verbände zogen Bilanz (v.l.): Caritas-Direktorin Ulrike Kostka, Diakonie-Direktorin Barbara Eschen und Ulrich Neugebauer, Leiter der Kältehilfe der Berliner Stadtmission. | Foto: Wrobel
Die Kältehilfe-Verbände zogen Bilanz (v.l.): Caritas-Direktorin Ulrike Kostka, Diakonie-Direktorin Barbara Eschen und Ulrich Neugebauer, Leiter der Kältehilfe der Berliner Stadtmission. Foto: Wrobel | Foto: Wrobel
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Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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