Zurück ins Leben finden
Malteser Hilfsdienst bietet auch Trauerbegleitung an

Trauerbegleiterin Regina Ehm sieht den Fokus ihrer Arbeit nicht auf dem Tod: "Vielmehr helfe ich Betroffenen zurück ins Leben."  | Foto: Malteser Hilfsdienst
  • Trauerbegleiterin Regina Ehm sieht den Fokus ihrer Arbeit nicht auf dem Tod: "Vielmehr helfe ich Betroffenen zurück ins Leben."
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Die Malteser bieten in Berlin auch Trauerbegleitung als wesentlichen Bestandteil der Hospizarbeit und Palliativmedizin an. Etwa 90 Angehörige jährlich nutzen das Angebot, um nach dem Verlust eines Menschen zu einer Neuorientierung im Alltagsleben zu kommen.

Die Unterstützung der Malteser gilt Hinterbliebenen, die den Tod ihres Kindes, des Partners oder der Eltern zu verkraften haben. Sie umfasst die Begegnung, Begleitung und Beratung. Eine von elf Helferinnen ist Regina Ehm. Die 38-jährige Berlinerin ist hauptamtliche Trauerbegleiterin und Koordinatorin in der Traueranlaufstelle der Malteser in Berlin. Als ihr eigener Vater starb, war sie gerade einmal 17 Jahre alt. Damals, so sagt die Sozialpädagogin, habe der Tod für sie seinen Schrecken verloren. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über „Ehrenamtliche in der Hospizarbeit“, genau das Thema machte sie später zu ihrem Beruf. „Ich wollte denjenigen helfen, bei denen ich dachte, es würde wirklich Sinn machen. Und Trauernde fühlen sich oft allein gelassen.“

Für die Berliner Malteser baute Ehm im Jahr 2008 die „Anlaufstelle für Trauernde“ auf, mit besonderen Angeboten für Menschen, die ihre persönlichen Verluste verarbeiten wollen. Dazu gehören inzwischen neben Einzelberatungen zwei Gruppen für Hinterbliebene, ein Kochtreff und ein Trauergesprächskreis. Alleinstehende, Jungverwitwete, aber auch Ehepartner, die lange Jahre verheiratet waren oder verwaiste Eltern finden dort Hilfe.

Die Menschen, die Ehm und ihr Team unterstützen, schöpfen durch die Trauerbegleitung neuen Mut und Zuversicht. Hinterbliebene lernen, mit ihrem Schmerz umzugehen. „Trauer wird nie ganz vergehen, doch sie verändert sich“, erklärt Ehm. „Bricht manch‘ ein Trauernder anfangs noch unvermittelt beim Anblick des Lieblingsessens des verstorbenen Partners in Tränen aus, vergehen solche plötzlichen Gefühlsausbrüche im Laufe der Zeit.“ Deshalb glaubt Ehm auch nicht, dass der Fokus ihrer Arbeit auf dem Tod liegt. „Vielmehr begleite ich die Leute zurück ins Leben“, sagt sie. Die Helfer hören zu und beraten individuell. Alles ist freiwillig, nichts muss. „Ratschläge sind tabu in unserem Job“, sagt sie. Gemeinsam mit den Trauernden wird herausgefunden, welche Ressourcen es gibt, aus denen Hinterbliebene Kraft schöpfen können. „Das kann eine Tasse Kaffee am Morgen sein, Yoga, ein Ehrenamt oder die Chance, wieder an ein altes Hobby anzuknüpfen“, erklärt sie.

Auch für die direkte Trauerzeit nach dem Tod gebe es sehr heilsame Rituale für Betroffene. Vielen Trauernden helfe es zum Beispiel, einen Verstorbenen noch einmal zu sehen und ihn zu berühren. „Eine Hand zu halten oder Haut zu berühren, die sich kalt und hart anfühlt, macht den Tod manchmal erst begreifbar.“ Die Betroffenen werden zudem darin bestärkt, dass jede Trauer ihre Zeit braucht. Denn nicht selten reagiert das Umfeld mit Unverständnis, wenn jemand nach Jahren noch nicht über seinen Verlust hinweg ist. „Doch jede Trauer ist anders“, sagt Ehm.

Hinterbliebene können die Trauerbegleitung des Malteser Hilfsdienst unter der Rufnummer 656 61 78 26 oder per Mail unter hospiz-berlin@malteser.org erreichen und eine erste Beratung vereinbaren. Die Angebote sind kostenlos. Wer sich als Trauerbegleiter engagieren möchte, finden alle Infos auf www.malteser-berlin.de.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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