Fisch und Gemüse im Kreislauf
Die StadtFarm erzeugt im Landschaftspark Herzberge nachhaltige Produkte

In dieser speziellen Becken-Anlage, an der Anne-Kathrin Kuhlemann steht, werden die Afrikanischen Welse aufgezogen.  | Foto: Bernd Wähner
8Bilder
  • In dieser speziellen Becken-Anlage, an der Anne-Kathrin Kuhlemann steht, werden die Afrikanischen Welse aufgezogen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Wie lassen sich Fische und Gemüse in einem geschlossenen ökologischen Kreislauf produzieren – und zwar mitten in der Stadt?

Eine Antwort darauf hat das Team der TopFarmers GmbH gefunden. Es betreibt die StadtFarm im Landschaftspark Herzberge. Sie vertreibt die Produkte in einem eigenen Hofladen und veranstaltet auch Markttage. Auf dem Weg dorthin fühlt man sich nach und nach aufs Land versetzt. Von der Straßenbahnhaltestelle Evangelisches Krankenhaus Herzberge an der Allee der Kosmonauten geht es zu Fuß Richtung Süden. Rechterhand ein kleines Wäldchen, dann links eine Streuobstwiese. Hier weiden Schafe. Nach gut 950 Metern blitzen auf der linken Seite die Scheiben von Gewächshäusern.

Hält man hier einen Moment inne, dann kann man sie genießen: die absolute Stille. Bis eine Spaziergängerin fragt: „Wo geht es denn hier zum Hofladen?“. „Immer den Schildern nach“, ist die Antwort. Der Hofladen befindet sich in einem von zwei Gewächshäusern, die die StadtFarm auf dem Gelände nutzt. Hier wird frischer Fisch verkauft, außerdem Gemüse, Kräuter der Saison und anderes mehr. „Wir sind seit 2017 im Landschaftspark Herzberge“, berichtet Geschäftsführerin Anne-Kathrin Kuhlemann. Begonnen hat alles 2011. Die vier Gründer des Start-up überlegten, wie man nachhaltig Lebensmittel in der Stadt produzieren könnte. „Wir haben uns umgeschaut, was es an Beispielen für nachhaltige Lebensmittelproduktion in Städten gibt“, berichtet Anne-Kathrin Kuhlmann. Dann wurde zunächst auf einer Dachterrasse in Mitte experimentiert, später auf einer 150 Quadratmeter großen Fläche drei Jahre lang geforscht. „Danach wussten wir, was zu tun ist, um unsere Ideen umzusetzen.“ Auf der Suche nach einem Produktionsort entdeckten die Gründer 2016 die Gewächshäuser im heutigen Landschaftspark Herzberge.

Nach entsprechenden Einbauten befinden sich hier nun Aufzuchtbecken für Fische. Deren Ausscheidungen wandeln Bakterien in Dünger um. Das Wasser mit dem Dünger fließt durch Becken mit Erde, in denen sich Regenwürmer tummeln. Aus der Erde nehmen die Pflanzen im Nachbargewächshaus die Nährstoffe auf. Damit reinigen sie das Wasser, das dann gefiltert wieder in die Fischbecken gelangt. Durch diesen Kreislauf kommt die StadtFarm bei ihrer Produktion mit etwa 80 Prozent weniger Wasser, 80 Prozent weniger Fläche und 85 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid-Ausstoß aus, als bei konventioneller Produktion in gleicher Größenordnung. Immerhin werden jährlich 50 Tonnen Fisch und 30 Tonnen Gemüse erzeugt.

Damit das möglich ist, „entschieden wir uns für den Afrikanischen Wels, den clarias gariepinus als Fischart“, berichtet Kuhlmann. Dieser Fisch, der auch Catfisch genannt wird, gehört zu den wenigen, die sowohl vom WWF, als auch von Greenpeace zum Verzehr empfohlen werden. In seiner Heimat lebt er in Trockenperioden ähnlich beengt, wie in den Wasserbecken der Stadtfarm. Deshalb wächst er hier ganz entspannt auf. „Außerdem ist dieser Fisch ein optimaler Futterverwerter“, sagt die StadtFarm-Geschäftsführerin. „Aus einem Kilogramm Futter wird ein Kilogramm Fisch. Hinzu kommt, dass er auch noch sehr lecker schmeckt.“

Zu den Gemüsesorten, die neben den Fischbecken angebaut werden, zählen Tomaten, Salate, Gurken, Kohl, Paprika, Kräuter. Es werden vor allem alte Sorten angebaut. „Die kommen am besten mit den Bedingungen klar“, erklärt Anne-Kathrin Kuhlemann. Aber auch Bananen und Papaya finden sich.

Geöffnet hat der Hofladen Montag bis Mittwoch 10 bis 16 Uhr, Donnerstag 12 bis 20 Uhr, Freitag und Sonnabend 10 bis 18 Uhr. An den drei zuletzt genannten Tagen wird auch Fisch verkauft. Ein weiterer Standort soll möglichst 2021 auf dem Gelände des Heizkraftwerks Klingenberg in Rummelsburg, Köpenicker Chaussee 46-48, eröffnen. Um darauf aufmerksam zu machen, findet dort am 9. Oktober von 12 bis 18 Uhr ein StadtFarm-Markttag statt.

Ausführliche Informationen auf www.stadtfarm.de

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 215× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 981× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 642× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.131× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.019× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.