„Klare Kante zeigen“
Georg-Büchner-Gymnasium ist „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Rebecca Wanderer, George Mwangi, Melisa Basdere, Noah Triller, Yussef Hussain und Steven Lahmann besuchen den Leistungskurs Politikwissenschaft von Daniela Pierags (Dritte von links). | Foto: Philipp Hartmann
  • Rebecca Wanderer, George Mwangi, Melisa Basdere, Noah Triller, Yussef Hussain und Steven Lahmann besuchen den Leistungskurs Politikwissenschaft von Daniela Pierags (Dritte von links).
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Die Ausschreitungen in Chemnitz haben gerade wieder gezeigt, wie wichtig das Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft ist. Umso wichtiger erscheint in diesem Zusammenhang das bundesweite Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, wodurch Kinder und Jugendliche frühzeitig sensibilisiert werden.

Eine Schule, die sich daran beteiligt, ist das Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) am Lichtenrader Damm. Wir haben den Leistungskurs Politikwissenschaft der zwölften Klassen besucht und mit den Schülern über das Projekt gesprochen. Hintergrund ist die Aktion „Das geht uns alle an!“ des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter (BDVA), zu dem auch die Berliner Woche gehört. Sie möchte mithilfe ihrer Reichweite auf aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufmerksam machen.

Das GBG trägt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ seit 2002. Um ihn zu bekommen, mussten mindestens 70 Prozent aller, die dort lernen und arbeiten, eine Erklärung unterschreiben. Damit verpflichteten sie sich, jeder Form von Diskriminierung an der Schule aktiv entgegenzutreten, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen. Laut Daniela Pierags, Lehrerin für Politikwissenschaft und Geschichte, ging die Initiative damals gemeinsam von Schülern einer siebten und einer internationalen Klasse aus. Das Kollegium entwickelte daraus verschiedene Projekte. Bis heute spielt das Thema eine wichtige Rolle, denn der Titel ist kein Preis, sondern eine Selbstverpflichtung für Gegenwart und Zukunft.

Im Unterricht setzten sich die Schüler unter anderem mit der Frage auseinander, inwiefern Deutsch-Rap als antisemitisch gelten kann. Es wurden Informationsblätter zu Themen wie sexuelle Orientierung und sexuelle Vielfalt verteilt. Außerdem sammelten die Schüler Schulmaterialien, Kosmetik und andere Sachspenden für das Flüchtlingsheim am Kirchhainer Damm. Das sind nur wenige Beispiele, wie das GBG versucht, seine Absolventen tolerant und weltoffen zu erziehen. „Ich lese in den Nachrichten dauernd, dass Schüler aus anderen Ländern beleidigt werden. Dass unsere Schule den Titel ‚ohne Rassismus‘ trägt, macht mich stolz“, sagt Schülerin Rebecca Wanderer. Vorfälle wie im Frühjahr, als antisemitische Beschimpfungen an der Paul-Simmel-Grundschule in Tempelhof die Öffentlichkeit schockierten, zeigen, dass es auch im Bezirk Probleme gibt.

George Mwangi, dessen Familie aus Kenia stammt, hat am GBG noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im Alltag werde er jedoch immer wieder mit Vorbehalten konfrontiert und beispielsweise bei Bewerbungen oft gefragt, ob er Deutsch spreche und ob er überhaupt zur Schule gehe. Sein Klassenkamerad Yussef Hussain berichtet von einer ehemaligen Mitschülerin, die außerhalb der Schule regelmäßig wegen ihres Kopftuchs gemobbt wurde. „Du hast doch eine Bombe drunter!“ oder „Ihr seid doch alle Terroristen!“ hätten andere Schüler zu ihr gesagt. Als Schülersprecher wandte er sich an die Schulleitung. Eine Lehrerin gab der Betroffenen anschließend Tipps, wie sie sich in solchen Situationen am besten verhalten und auf solche Sprüche antworten sollte. „Sie geht heute in einem anderen Bundesland zur Schule, aber kommt uns immer noch besuchen. Diejenigen, die sie gemobbt haben, sind inzwischen mit ihr befreundet“, erzählt Yussef Hussain.

Mobbingvorfälle hat Lehrerin Daniela Pierags selbst noch nicht erlebt. Und falls sie mal Zeugin werden sollte? „Dann würde ich das nicht verschweigen, sondern als Lehrkraft klare Kante zeigen. So etwas wollen wir hier nicht.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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