Zeitreise ins Mittelalter: Bürgermeisterin Angelika Schöttler besucht Kupferklopfer

Angelika Schöttler begeistern vor allem „definitiv tragbare“ Ringe, Armreife und Ohrgehänge. | Foto: HDK
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Bürgermeisterin Angelika Schöttler machte im vergangenen Jahr einen ausgedehnten Streifzug durch Künstlerateliers des Bezirks und hatte den Maler und Berliner Woche-Autor Horst-Dieter Keitel eingeladen, sie zu begleiten. Zum Abschluss stand der als Kupferklopfer stadtbekannte Niels Dettmer aus Lichtenrade auf Schöttlers Besuchsliste.

In Lüneburg geboren und dort sowie im benachbarten Soltau aufgewachsen, fühlt sich Niels Dettmer (60) zwar immer noch „irgendwie als Heidjer", aber nach etwa 25 Jahren in der John-Locke-Straße auch in Lichtenrade pudelwohl. Schließlich ist er hier quasi zum Lokalpatrioten und Berliner Original gereift. Jedenfalls ist der Kupferklopfer heute der sicherlich prominenteste Bewohner der John-Locke-Siedlung am südlichen Stadtrand, mit dem sich inzwischen auch die Wohnungsgesellschaft Stadt und Land schmückt.

Niels Dettmer empfängt den aus dem Rathaus Schöneberg angereisten Besuch mit frischem Kaffee aus der Kupferkanne in seiner Wohnwerkstatt im Hochhaus, wo er an einem Miniaturamboss originelle, nicht alltägliche Schmuckstücke anfertigt. Vor allem Ringe, Armreife und Ohrgehänge, welche die Bürgermeisterin auf Anhieb überzeugen: „Interessante und überraschende Muster. Definitiv tragbar“, so Schöttlers Urteil.

Niels Dettmer ist einer der wenigen Handwerker, die noch vor Publikum auf Märkten arbeiten. Das Mittelalter ist sein Metier und der Dreispitz sein Markenzeichen. Vor knapp zehn Jahren hat der gelernte Koch ein Gewerbe als "Darstellender Handwerker" angemeldet und tingelt seitdem als mittlerweile stadtbekannter Kupferklopfer zu jedem sich bietenden Mittelalter-, Historien- und Kunsthandwerkermarkt. Er baut seinen kleinen Stand aber auch bei Straßenfesten auf. Die Bezeichnung Kupferklopfer greift eigentlich entschieden zu kurz: Niels Dettmer verarbeitet eine breite, von Kupfer, Bronze, Silber und Eisen über Leder, Bernstein und Knochen bis zu Filz, Fell und allerlei Fundstücken reichende Materialpalette zu Schmuckstücken und Kunstwerken sowie zu filigranen bis rustikalen Gebrauchs- und Dekorationsgegenständen. Alte Silberbestecke verwandelt er zum Beispiel in Gürtelschnallen, Ringe und Armbänder. Aus anderen Materialien entstehen Taschen, Blumen- oder Kerzenhalter. Alles Unikate. "Massenware gibt es bei mir nicht", versichert er und fügt hinzu, dass es sich immer um reine Handarbeit handelt.

Wie man vom Koch zum Kupferklopfer wird, beschreibt Dettmer so: "Meine Begeisterung für alles Alte begann schon in früher Jugendzeit mit dem Sammeln von Steinen, rostigen Hufeisen, einer Petroleumlampe und vielem mehr. Die handwerkliche Betätigung ging dann mit dem ersten Taschenmesser los. Jungs brauchen so was, meinte mein Vater und verbrachte viele Abende mit mir zusammen beim Basteln. Später half ich bei Renovierungsarbeiten, lernte mit vielen Werkstoffen und Werkzeugen umzugehen und habe dann auch einige Jahre auf dem Bau gearbeitet."

Arbeit ist dann auch das Stichwort, das die Bürgermeisterin aus ihrem mittelalterlichen Tagtraum reißt und zurück an den Schreibtisch ins Rathaus treibt. Niels Dettmer fertigt an einem Miniaturamboss originelle Schmuckstücke an.

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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