Katja Tiedtke kennt den Dorfteich seit der Kindheit
Killerkarpfen nie gesichtet

Katja Tiedtke am Ufer des Lichtenrader Dorfteichs, auf dem sie als Kind im Winter das Schlittschuhlaufen übte. | Foto: Philipp Hartmann
  • Katja Tiedtke am Ufer des Lichtenrader Dorfteichs, auf dem sie als Kind im Winter das Schlittschuhlaufen übte.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Ein paar Blässhühner schlängeln sich durch den Seerosenteppich am Ufer, als wir Katja Tiedtke an einem Novembermorgen zum Dorfteich Lichtenrade begleiten. Für die ganz in der Nähe wohnende 50-Jährige ist dieser Ort mit besonderen Erinnerungen verbunden.

Wenn Katja Tiedke an ihre Kindheit und Jugendzeit zurückdenkt, erinnert sie sich daran, dass es in der Umgebung kaum Spielplätze gab. „So war für uns der Dorfteich immer Treffpunkt nach der Schule“, sagt sie. Auf der Wiese daneben wurde Fußball gespielt, im Herbst wurden Kastanien gesammelt und im Winter auf dem Teich Schlittschuh gelaufen. Ende der 70er bis Mitte der 80er waren die Winter noch kalt genug, um das Kleingewässer komplett zuzufrieren.

Während andere Kinder ihre Schlittschuhe zusammengebunden um den Hals trugen und erst am Ufer anzogen, konnte Katja Tiedtke fast direkt von der Haustür aus losfahren. „Die Mädels haben da ihre Pirouetten gedreht“, blickt sie zurück. Als Herausforderung mussten – im Gegensatz zu einer spiegelglatten Eisbahn – stets die kleinen Huckel gemeistert werden, die sich beim Zufrieren eines natürlichen Gewässers bilden. „Die Jungs haben immer den Schnee zur Seite gekratzt und sich große Quadrate gemacht, mit ihren Rucksäcken oder Jacken Tore gebastelt und dann Eishockey gespielt, bis es dunkel wurde.“

In den Sommermonaten wurde der Dorfteich den Tieren überlassen. „Eine Zeitlang gab es für die Enten mitten auf dem Teich kleine Inseln mit Häusern, wo sie in Ruhe brüten konnten. Sogar Wasserschildkröten haben dort in der Sonne gelegen“, erzählt Katja Tiedtke. Um zu verhindern, dass Kinder zu nah ans Ufer gingen, wurde eine Horrorgeschichte in die Welt gesetzt und unter den Grundschulkindern weitererzählt. Sie handelte von einem Ungeheuer und ging laut Tiedtke in etwa so: „Kuno, der Killerkarpfen, wohnt im Dorfteich und frisst die kleinen Hunde der alten Damen, die immer mit ihren Chihuahuas und Rehpinschern spazieren gehen. Er war für alles zuständig, was in irgendeiner Art und Weise am Dorfteich passiert ist.“ In Wahrheit wurde „Kuno“ zum Glück jedoch nie gesichtet.

Erinnerungen und Geschichten zum Dorfteich hat Katja Tiedtke auch deshalb sofort parat, weil sie in Lichtenrade seit jeher fest verwurzelt ist. Sie ist dort aufgewachsen und machte an der Carl-Zeiss-Oberschule ihr Abitur. Heute engagiert sich für ihren Kiez unter anderem im Unternehmernetzwerk Lichtenrade sowie im Lichtenrader Kunstfenster und führt seit fast zehn Jahren das 1987 von ihrer Mutter gegründete Geschäft „Lederwaren Tiedtke“ in der Bahnhofstraße. Im Sommer fährt sie täglich mit dem Fahrrad zu ihrem Laden und kommt dabei immer am Dorfteich vorbei. Im Vergleich zu früher hat sich diesbezüglich nicht viel geändert, denn auch der Schulweg führte hier entlang. „Eine Klassenkameradin hat immer hinten auf meinem Gepäckträger oder vorn auf dem Lenker gesessen“, so Tiedtke.

Der größte Unterschied zu damals, sagt sie, sei das Aussehen des Teichs. „Er war früher einfach wildromantischer. Für mich ist das heute alles immer zu geleckt und ordentlich. Es darf gern ein bisschen naturbelassener sein, aber das bin ich halt.“ Das einzig Negative am Dorfteich sei der Müll, doch lasse die Sauberkeit in Berlin im Allgemeinen zu wünschen übrig. Gründe, an ihren Lieblingsort im Kiez zu kommen, gibt es dennoch reichlich. So gefällt Katja Tiedtke besonders, dass die ehemals in der Bahnhofstraße veranstalteten Feste, ob „Tanz in den Mai“ oder „Kunst trifft Wein“, inzwischen am Dorfteich stattfinden. Das Ambiente sei einfach viel schöner.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 214× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 981× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 642× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.131× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.018× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.