Verkehrsausschuss prüft Antrag der SPD-Fraktion
"Die Straßenbahn ist ein umweltfreundliches und wirtschaftlich sehr günstiges Verkehrsmittel", lautet der erste Satz der Begründung. Außerdem meinen die Antragsteller, dass eine Tram im Vergleich zum Bus zügiger fahre und mehr Passagiere transportieren könne. Gleichsam würden Anwohner von Staub, Lärm und Abgasen entlastet. "Diese neue, schnellere Verbindung zwischen den Ortsteilen würde mehr Menschen dazu animieren, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen", glauben die Antragsteller.Die Strecke ist nicht von ungefähr gewählt. Immerhin fuhr vom 17. Oktober 1928 bis 1. Oktober 1961 die legendäre "99" auf dem heutigen teils begrünten, teils als Parkplatz genutzten Mittelstreifen auf dem Mariendorfer und Lichtenrader Damm. In den ersten Jahrzehnten fuhr die "99" bis Wedding, später, bis Oktober 1961 war am Mehringplatz in Kreuzberg Endstation. Die Züge wurden im Straßenbahndepot, heute Markthalle, an der Friedrich-Wilhelm-Straße in Tempelhof gewartet.
Die Berliner Woche wollte wissen, wie die Aussicht auf eine Straßenbahn vor Ort gesehen wird und startete eine Umfrage. Zum Beispiel bei Jutta Nest aus Alt-Mariendorf oder Helmut Bade aus Alt-Lichtenrade. Beide und noch einige andere mehr hielten das für eine gute Idee. Eine Nachfrage bei Tempelhofs in Lichtenrade lebendem Alt-Bürgermeister Wolfgang Krueger (CDU) ergab anderes. Er nannte drei Fakten, die schon jeder für sich genommen eine Reaktivierung der Straßenbahn unmöglich macht. Krueger: "Ich staune, dass offenbar alle im Rathaus Beteiligten vergessen haben, dass auf einem Teilstück in Höhe Säntisstraße/Trabrennbahn direkt unter dem Mittelstreifen die Erdgasdruckleitung verläuft. Auch stellt sich die Frage, wo die Züge gewartet werden. Soll auf der kurzen Strecke eine neue Wartungshalle gebaut werden oder soll dann immer ein Schwerlasttransporter anrollen, die Waggons aus den Schienen heben und in eine Werkstatt durch die halbe Stadt transportieren? Und es käme noch hinzu, dass der Linksabbiegeverkehr an großen Kreuzungen völlig anders geregelt werden müsste. Schließlich dürften Autos nicht mehr in die Kreuzungs- und Wendebereiche einfahren, weil die Straßenbahn grundsätzlich Vorfahrt hat. Die Auswirkungen auf den fließenden Verkehr auf der B 96 kann man sich ausmalen."
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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