Würstchenverkäufer gründet Agentur
Nachdem kürzlich und völlig unerwartet bekannt wurde, dass sich die Aktionsgemeinschaft Bahnhofstraße in Auflösung befindet und überhaupt keine Feste mehr in der Einkaufsmeile am südlichen Stadtrand organisiert (Berliner Woche berichtete) hat Joachim Jentsch (56) kurz entschlossen einen Batzen Geld locker gemacht und ist in die Bresche gesprungen. Der Geschäftsmann aus Mariendorf hat eine Veranstaltungsagentur hauptsächlich zur Weiterführung der stadtbekannten Lichtenrader Straßenfeste gegründet und dafür ein Büro eingerichtet. Neben dem nun schon 33. Weihnachtsmarkt in Folge sollen vor allem der "Tanz in den Mai" sowie das Wein- und Winzerfest weiterhin stattfinden. In der Kürze der bis zum Weihnachtsmarkt verbleibenden Zeit ist es Jentsch jedenfalls schon mal gelungen, alle bürokratischen Hürden zu überwinden. In Windeseile hat er die nötigen Genehmigungen eingeholt und Plakate drucken lassen, die er neulich vor Ort eigenhändig in den Geschäften verteilte und anklebte. Wenn die Sache wie gewünscht läuft, rechnet er mittelfristig mit zwei bis drei neuen Arbeitsplätzen in seinem Veranstaltungsbüro.
"Völlig klar, dass bei der ersten Veranstaltung kein Verdienst drin ist und ich von Glück reden kann, wenn bei der Weihnachtsmarktbilanz plus minus Null rauskommt. Bei den nächsten Festen wird das dann durch die entsprechende Vorbereitungszeit schon anders aussehen", so Jentsch zuversichtlich zur Berliner Woche.
Etwas anders und kleiner wird auch der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr aussehen. Es wird weder die übliche Beleuchtung noch sonstigen weihnachtlichen Straßenschmuck geben. Dafür werden an den vier Adventssonnabenden jeweils von 11 bis 20.30 Uhr Stände und eine Bühne zwischen Riedinger- und Goltzstraße aufgebaut. Bis Redaktionsschluss hatte Jentsch rund 50 Zusagen von zahlenden Händlern. Dagegen ist keine einzige Rückmeldung von gratis eingeladenen Schulen, Kitas, sozialen Einrichtungen oder Organisationen wie der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk zu verzeichnen und der Veranstalter versteht die Welt nicht mehr.
"Die würden die Stände inklusive Strom kostenlos bekommen. Fast 80 Einladungen habe ich verschickt und nicht einmal eine Absage bekommen - gar nichts!"
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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