Ein Park von Anwohnern für Anwohner
Geld für Baumpflegearbeiten wird dringend benötigt

Bis zu einer Höhe von vier Metern kann Wolfgang Spranger morsche Äste absägen, darüber wird es schwierig. | Foto:  Schilp
4Bilder
  • Bis zu einer Höhe von vier Metern kann Wolfgang Spranger morsche Äste absägen, darüber wird es schwierig.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Vor 40 Jahren nahm etwas seinen offiziellen Anfang, das seinesgleichen in Deutschland sucht: Am 10. Juni 1981 gründete sich ein Verein, um aus eigener Kraft einen Park anzulegen – den Volkspark Lichtenrade. Wolfgang Spranger war von Beginn an dabei.

Schon Ende der 1970er-Jahre wurde im östlichen Lichtenrade der Ruf nach mehr Grün laut. Die neu erbaute Nahariya-Siedlung sorgte für mehr Bewohner, Freiflächen verschwanden. „Das war hier ja wie ein Sack, umschlossen von der Mauer, drei Seiten Osten“, erinnert sich Wolfgang Spranger, Vorsitzender des Trägervereins Lichtenrader Volkspark. Also entschloss er sich mit Mitstreitern der damaligen Bürgerinitiative Lichtenrade Ost zu einer friedlichen Besetzung des Geländes zwischen Carl-Steffeck- und Großziethener Straße. Die erste große Aktion folgte nach dem Weihnachtsfest 1979. Die Initiative hatte im Vorfeld alle Nachbarn dazu aufgerufen, sich einen Christbaum mit Ballen ins Wohnzimmer zu stellen und ihn nach dem Frost dort zu pflanzen. Ein voller Erfolg.

Einfach war der Weg zu einem echten Park trotzdem nicht, erinnert sich Spranger. Das Areal war anteilig im Besitz der evangelischen Kirche, der öffentlichen Hand und des Bauern Lehne. Nach etlichem Hin und Her, vielen Verhandlungen und einem Gebietsaustausch konnte1984 ein erster Pachtvertrag über eine Teilfläche mit dem Bezirksamt geschlossen werden. Heute ist der Volkspark mehr als 45 000 Quadratmeter groß.

„Wir haben uns Gerätschaften geliehen, Spenden von Baumschulen abgeholt, riesige Bäume aus Privatgärten ausgegraben, sie auf Lkw verladen und alles, was man hier heute sehen kann, gepflanzt“, erzählt Spranger. Inzwischen stehen in der Grünanlage hauptsächlich Laubbäume, es gibt eine große Festwiese, einen Spielplatz und viele Bänke. Die sind übrigens dem bayerischen Landkreis Cham zu verdanken, der schon früh eine Patenschaft für die Grünfläche übernommen hat und den Lichtenrader Aktiven seitdem immer wieder unter die Arme greift.

Wichtig ist dem Verein, dass der Park naturnah ist und bleibt. „Wenn beispielsweise ein Baum umkippt, lassen wir ihn liegen, wir häckseln Totholz und bestreuen damit die Wege und wir haben eine große Kompostieranlage“, so Spranger. Die befindet sich auf dem Werkhof, wo auch Pflanzen angezogen werden, Mitglieder in Hochbeeten gärtnern oder sich zum Plausch treffen. Der Kompost wird gegen Spende abgegeben und ist heiß begehrt. Er hat seinen Weg zum Gemeinschaftsgarten auf dem Tempelhofer Feld, dem Allmendekontor, ebenso gefunden wie zu Pflanzaktionen in Kreuzberg und vielen weiteren Projekten in der Stadt.

Es gibt aber auch etwas, das den knapp 100 Vereinsmitgliedern große Sorge bereitet: Es sind etliche Bäume zu beschneiden, einige müssen gefällt werden. „Mit der Kettensäge komme ich nur vier Meter hoch, wir brauchen dringend Unterstützung“, sagt Wolfgang Spranger. Rund 40 000 Euro wären nötig, um alle anstehenden Arbeiten zu erledigen. Das Bezirksamt übernehme lediglich die Verkehrssicherheitspflicht und damit die Baumpflege an zwei von drei Rändern der Grünanlage. Das sei auch in Ordnung so, schließlich trage der Verein als Pächter die Verantwortung.

Woher aber das Geld nehmen? Das weiß Spranger nicht. Die Vereinskasse gebe jedenfalls nicht viel her. „Wir kommen gerade so über die Runden.“ Für gelegentliche Zuwendungen, beispielsweise aus Sondermitteln der Bezirksverordneten, sei der Verein sehr dankbar, aber sie reichten nicht. Trotzdem resigniert er nicht. Schließlich erlebt er es seit 40 Jahren: Irgendwie geht es immer weiter.

Wer helfen oder mehr wissen möchte: Informationen und Ansprechpartner sind zu finden unter https://dervolksparklichtenrade-ev.jimdofree.com/.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 392× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 337× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 372× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.692× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.