Autor Ron Segal erschafft Animationsfilm zur Geschichte eines Holocaust-Überlebenden
Der lange Weg vom Roman zum Film

Ron Segal berichtet, wie die geplante animierte Figur plötzlich einem realen Holocaust-Überlebenden ähnelt. | Foto: Christian Schindler
3Bilder
  • Ron Segal berichtet, wie die geplante animierte Figur plötzlich einem realen Holocaust-Überlebenden ähnelt.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Alexander Schultze

Mit einer Lesung des deutsch-israelischen Schriftstellers Ron Segal erlebten Schüler, Lehrer und Sozialarbeiter des Campus Hannah die ersten Schritte zur Verfilmung eines Erfolgsbuches.

Mit dem Filmen fing es an, und mit dem Filmen geht es weiter. Ron Segal, 1980 in Israel geboren, studierte an der Sam Spiegel Film and Television School in Jerusalem. In Berlin, wo Segal seit 2009 lebt, befasste er sich mit der filmischen Dokumentation der Zeugnisse von Überlebenden im Rahmen der Shoah Foundation von Steven Spielberg. Das regte ihn zu dem 2014 in Deutschland erschienen Roman „Jeder Tag wie heute“ an.

Hauptfigur des Romans ist ein 90-jähriger Überlebender des Holocaust, der erstmals wieder nach Deutschland reist. Dabei beschäftigt ihn vor allem ein privates Projekt. Sein Gedächtnis wird immer schwächer. Er versucht, die Lebensgeschichte seiner verstorbenen Frau und ihre gemeinsame Zeit aufzuschreiben, für die Zeit, in der er sich nicht mehr wird erinnern können. Das hatte er seiner Frau noch versprochen.

Figur basiert auf Überlebendem
aus Video der Shoah-Foundation

Inzwischen arbeitet Segal an der Verfilmung in Form einer Animation. Er zeigt erste Entwürfe, die sich weiter entwickelten und mittlerweile so weit gediehen sind, dass es an die bewegten Szenen gehen kann. Die animierte Figur von Adam hat übrigens Ähnlichkeit bekommen mit einem Holocaust-Überlebenden, der in einem Video der Spielberg-Foundation seine Geschichte berichtet.

So faszinierend, wie die Entwicklung des Films ist, war für die Schüler auch das Gespräch über die Lage in einem Land, in dem vor 75 Jahren der organisierte Massenmord an den Juden nur militärisch beendet werden konnte und in dem heutzutage wieder rassistisch motivierte Terroristen unterwegs sind. Eine Schülerin berichtet, dass sie schon dumme Sprüche zu hören bekam, weil sie türkische Wurzeln hatte.

Juden werden wieder herabgewürdigt

Segal selbst berichtet von einem Ereignis, das nicht ihn, sondern einen anderen betraf, und angesichts dessen er sich fragt, warum er nichts unternahm. In der U-Bahn begegnete er einem jungen, durch seine Kleidung erkennbar orthodoxen Juden, dem plötzlich andere junge Männer das Wort „Jude“, offenbar als Herabwürdigung gemeint, entgegen zischten. Segal unternahm nichts, fragt sich aber, ob er zumindest diese Menschen hätte ansprechen sollen. Der offenkundig Geschmähte reagierte selbst auch nicht. „Vielleicht war er es gewöhnt“, meint Segal heute, und sieht in der sprachlichen Verrohung ein Problem. Es existiert allerdings auch Anteilnahme. So erinnern inzwischen zwei Stolpersteine an der Goltzstraße 32 in Schöneberg an die Großeltern seiner Mutter.

Ron Segals Roman „Jeder Tag wie heute“ ist im Göttinger Wallstein Verlag erschienen, hat 140 Seiten und kostet 17,90 Euro (ISBN 978-3-8353-1557-0).

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 844× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 831× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.024× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.916× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.