Tödliche Fahrt im Bus 398

Busfahrer stehen ständig unter Zeitdruck. Auch diese Frau hatte noch nicht Platz genommen, als der Bus der Linie 398 am S-Bahnhof Mahlsdorf losfuhr. | Foto: hari
3Bilder
  • Busfahrer stehen ständig unter Zeitdruck. Auch diese Frau hatte noch nicht Platz genommen, als der Bus der Linie 398 am S-Bahnhof Mahlsdorf losfuhr.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Mahlsdorf. Der Tod eines 77-Jährigen im Bus der Linie 339 erschüttert. Am 31. Mai erlitt er bei einem Sturz so schwere Verletzungen, dass er wenig später an den Folgen verstarb. Wie konnte es dazu kommen?

Einen Bus der Linie 398 zu fahren, darum ist kein Busfahrer zu beneiden. Am viel benutzten Haltepunkt S-Bahnhof Mahlsdorf drängeln sich meist die Fahrgäste von mehreren Buslinien. Bevor alle ein- und ausgestiegen sind, kommt oft schon der nächste Bus.

Nach dem Anfahren ist zunächst die Ampel für die Fußgänger über die Hönower Straße zu beachten und dann das Vorfahrtsschild für die Straßenbahn, die an der Treskowstraße eine Endhaltestelle hat. Anschließend muss der Fahrer gleich links über die in der Regel viel befahrene Hönower Straße in die Fritz-Reuter-Straße abbiegen. Kurvenreich geht es weiter über die meist ruhigeren, aber oft holprigen Straßen durch das Siedlungsgebiet nördlich der B1/B5.

Am 31. Mai stürzte ein Fahrgast gleich nach der Abfahrt vom S-Bahnhof Mahlsdorf in einem Bus so schwer, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste und im Juli an den Folgen der Verletzung verstarb.

Eine ältere Mahlsdorferin war Zeugin des Unfalls. „Der Mann stand mit einer Einkaufstasche im Bus und wollte zu einem Sitzplatz in unserer Nähe“, sagt sie. Seine Frau und sie selbst hatten bereits Platz genommen. „Dann fuhr der Busfahrer an, der Mann wollte sich noch festhalten, verfehlte aber den Haltegriff “, erzählt sie weiter. Er fiel, schlug sich den Kopf auf und blutete heftig. „Wir brauchten eine ganze Weile, um den Fahrer dazu zu bewegen, anzuhalten“, berichtet die Zeugin weiter. Erst auf Drängen der Fahrgäste kam er mit dem Erste-Hilfe-Kasten herbei.

Im Unfallprotokoll steht, der Fahrgast sei aus „ungeklärten“ Gründen gestürzt. Der Fahrer durfte seinen Dienst fortsetzen. „Demzufolge hat die Polizei kein schuldhaftes Verhalten feststellen können“, sagt BVG-Pressesprecherin Petra Reetz.

Ein Busfahrer sei nicht verpflichtet, vor dem Anfahren darauf zu achten, dass alle Fahrgäste einen Platz oder sicheren Halt haben. Eine Wartepflicht bestünde nur, wenn der Fahrgast schwer behindert ist und erkennbar die Gefahr eines Sturzes bestehe. Auch wenn ein Fahrgast noch beim Entwerten seines Fahrscheins sei oder nach einem Platz suche, habe der Fahrer zu warten.

Die meisten Unfälle in den BVG-Bussen geschähen, weil der Fahrer auf eine Verkehrssituation ganz plötzlich reagieren müsse. 856 Beschwerden seien im vergangenen Jahr über die Fahrweise eines Busfahrers bei der BVG eingegangen – bei insgesamt über 400 Millionen transportierten Fahrgästen. hari

Die Polizei ermittelt in dem Fall und sucht nach weiteren Zeugen des Unfalls im Bus 398. Er ereignete sich am Dienstag, 31. Mai, gegen 10.20 Uhr. Hinweise nimmt der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 6, Nipkowstraße 23, unter  46 64 67 28 00 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Welche Erfahrungen haben Sie in Bus und Bahn gemacht?

Schreiben Sie als Leserreporter einen Beitrag über die Situation in Marzahn-Hellersdorf. Klicken Sie einfach auf den Button "Zum Thema Unglücksfälle im ÖPNV berichten". Als Kategorie wählen Sie bitte "Verkehr". Informationen zum Leserreporter auf berliner-woche.de finden Sie hier.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.233× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.350× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.302× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.258× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.