Ausstellung zeigt die Lebenswelt rund um den Mühlenradbrunnen

Bei der Vorbereitung zur neuen Bilderschau hatte Werner Schwarz mit dem Ausstellungs-Team viele Wände mit Fotografien zu behängen. | Foto: Wrobel
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Neu-Hohenschönhausen. Vor 30 Jahren wurde der Mühlenradbrunnen zum ersten Mal in Betrieb genommen. Mittlerweile ist er eine Ikone im Kiez. Warum, das zeigen fünf Ausstellungsmacher.

Noch immer ranken sich um dem Mühlenradbrunnen viele Mythen. Etwa, dass Michail Gorbatschow höchstpersönlich an der Einweihung teilhaben sollte. "Irgendwie war er ja da", sagt Björn Seidel-Dreffke lächelnd. Denn tatsächlich wurde Generalsekretär des Zentralkomitees der Sowjetunion mit einem Bus durch die damals neu gebaute Siedlung am Rotkamp gekarrt. Ob er den Brunnen allerdings wirklich gesehen hat, ist fraglich. Dabei ist er nach 30 Jahren zu einer echten Ikone im Wohngebiet geworden. Fast so wie Gorbatschow eine Ikone für die Wendezeit.

Nun steht der Mühlenradbrunnen mit der neuen Ausstellung im Nachbarschaftshaus in der Ribnitzer Straße 1b im Fokus. Die Ausstellungsmacher Björn Seidel-Dreffke, Thomas Seidel, Uwe Wunderlich, Werner Schwarz und Dorothee Groth haben nicht nur die Geschichte des Brunnens dokumentiert, sondern sich auch künstlerisch in Bild und Faden mit ihm auseinandergesetzt. "Als der Brunnen vor einigen Jahren vom Abriss bedroht war, wurden wir auf ihn aufmerksam", sagt Björn Seidel-Dreffke. Die Gruppe beschloss, sich näher mit der Wasseranlage zu beschäftigen. Auf diese Weise entstand etwa der 30-minütige Kurzfilm "Und ER ist nur vorbeigefahren...", der die Gorbatschow-Anekdote mit historischem Bildmaterial und dem Bericht des langjährigen Anwohners und Chronisten der Siedlung, Rolf Meyerhöfer, näher beleuchtet.

Auch entstand eine Dokumentation. Ein Jahr lang filmte die Gruppe das Geschehen rund um den Brunnen. "Eigentlich wollten wir mit der Langzeitdokumentation die Veränderung vor Ort festhalten", erklärt Seidel-Dreffke. Denn ein Investor hatte vor wenigen Jahren seine Pläne bekannt gemacht, das Nahversorgungszentrum abzureißen und zu einem Wohnstandort zu entwickeln. Mitten in diesen Plänen: der Mühlenradbrunnen. Doch dann geschah – nichts. "Ein Jahr lang dokumentierten wir die Ereignislosigkeit, so entstand ein sehr poetischer Film über den Stillstand." Fotografische Auszüge aus dem Film sind in der Ausstellung zu sehen.

Ebenso die anarchistische Strickkunst von Dorothee Groth, die bereits in der Vergangenheit mit ihrer Freiland-Strickaktion namens "Yarn Bombing" auf sich aufmerksam gemacht hat. Zusammen mit Helfern hatte sie den noch stillgelegten Brunnen bestrickt. In der Ausstellung hat sie nicht nur den kunstvollen Pusterich, also das "wasserspeiende Ungeheuer" an der Brunnenschale, in Originalgröße nachgestrickt, sondern auch das Märchen vom Pusterich in fantasievollen Strickbildern festgehalten.

Die Ausstellung gibt es noch bis zum 31. Juli. Am 5. Juli laden die Ausstellungsmacher zu einer Veranstaltung ein, bei der nicht nur die Geschichte des Brunnens im Fokus stehen wird. Gezeigt wird der Film "Und ER ist nur vorbeigefahren...", es gibt eine Lesung des Märchens vom Pusterich und auch ein eigens komponiertes "Mühlbrunnenlied" ist für die Ausstellungsbesucher bei freiem Eintritt zu hören. KW

Weitere Informationen zum Belgleitprogramm der Ausstellung am 5. Juli gibt es auf www.arge-iavm.blogspot.de.
Bei der Vorbereitung zur neuen Bilderschau hatte Werner Schwarz mit dem Ausstellungs-Team viele Wände mit Fotografien zu behängen. | Foto: Wrobel
Die Nadelhexe "Sigena", wie sich die Künstlerin Dorothee Groth nennt, strickte den "Pusterich" nach. | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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