Bezirksverordnete beschließen Gedenktafel für Adolf Lewissohn

Von 1876 bis 1950 befand sich an der Ullsteinstraße 153-167 das von Adolf Lewissohn begründete Seebad Mariendorf. | Foto: Archiv Hans Ulrich Schulz
  • Von 1876 bis 1950 befand sich an der Ullsteinstraße 153-167 das von Adolf Lewissohn begründete Seebad Mariendorf.
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Mariendorf. In der Ullsteinstraße gab es einst das „Seebad Mariendorf“. Diese Tatsache ist weitgehend in Vergessenheit geraten und das Gelände längst mit einer Seniorenresidenz überbaut. Nun soll mit einer Gedenktafel an den Gründer des Bades erinnert werden.

Das hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Initiative der Linken-Fraktion und auf Empfehlung des Ausschusses für Bibliotheken, Bildung und Kultur beschlossen. Nun muss das Bezirksamt prüfen, ob eine Gedenktafel für den Kaufmann Adolf Lewissohn (1852-1927), den Erbauer des ehemaligen Seebads Mariendorf, an seiner damaligen Wirkungsstätte in Abstimmung mit dem derzeitigen Eigentümer angebracht werden kann. Außerdem war Lewissohn als „rechte Hand“ des damaligen Bürgermeisters Mussehl auch maßgeblich am Bau des Teltowkanals sowie an der Erschließung Mariendorfs als Industrieansiedlung beteiligt.

Adolf Lewissohn war Jude, deshalb soll die Gedenktafel gesondert gesichert werden, um sie vor antisemitisch motivierten Angriffen zu schützen. „Heute ist Adolf Lewissohn als verdienter Bürger des Bezirks völlig vergessen“, bedauert der Verordnete Martin Rutsch (Linke). Seine Erbin, seine Tochter Helene, wurde von den Nazis enteignet. Auch an sie soll erinnert werden, indem das erst noch zu errichtende Multifunktionsbad Mariendorf nach Helene Lewissohn benannt wird.

Lewissohns Badeanstalt existierte von 1876 bis 1950 und befand sich auf dem Gelände an der Ullsteinstraße 153-167. Dort, wo heute die Seniorenresidenz Alloheim steht. Das Mariendorfer Seebad mit eigenem Tiefbrunnen galt einst als eine der schönsten, größten und modernsten Badeanstalten in Groß-Berlin. Überlieferungen zufolge wurden an Sommertagen bis zu 4000 Besucher gezählt. Aber im Seebad Mariendorf fanden 1912 auch die Ausscheidungswettkämpfe für die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm statt. Namhafte Schwimmer wie Walther Bathe, mehrfacher Goldmedaillengewinner und Deutscher Meister, Kurt Malisch und Turmspringer Hans Luber, Goldmedaillengwinner, und viele andere Meisterschwimmer qualifizierten sich in Mariendorf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten unter anderem das Amtsgericht, die Baupolizei und das Lebensmittelkartenamt sowie die Entnazifizierungskommission der Alliierten das Gebäude am zu dieser Zeit noch bestehenden Seebad. Zudem konstituierte sich am 10. Oktober 1946 die erste BVV Tempelhof in dem Gebäude und am 13. Dezember fand die erste freie Wahl des Bürgermeisters Jens Nydahl statt. HDK

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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