Bürgermeisterin und Berliner Woche zu Gast im Ponyclub
Das rund 17 000 Quadratmeter große Vereinsgelände befindet sich am äußersten Rand der Hochhaussiedlung um die Waldsassener Straße - am Lichterfelder Ring 121 direkt an der Bezirksgrenze zu Steglitz. Die Chefin, Gabriele Jaeschke, wartet bereits am Gartenzaun, um den hohen Besuch persönlich über das Gelände zu führen. Die Bürgermeisterin ist verblüfft, sie kannte weder das Areal mit seinem tierischen Treiben noch den 2002 gegründeten Verein. Das mag wohl nicht zuletzt daran liegen, dass dieser als gemeinnützig anerkannte Verein beim Bezirksamt bislang nicht wegen Unterstützung vorstellig wurde.
"Noch schaffen wir das allein", so Jaeschkes resolute Ansage. Der derzeit knapp 50 Mitglieder zählende Ponyclub hat sich hauptsächlich die Förderung von Kindern und Jugendlichen im Reitsport zur Aufgabe gemacht. "Wir wollen allen Kindern ohne Vorbehalt zu erschwinglichen Preisen eine Beschäftigung bieten".
Überhaupt möchte der Verein Stadtkindern den Umgang mit Tieren ermöglichen. Neben 16 Ponys gibt es nämlich noch allerlei anderes Getier. Zum Beispiel eine Gruppe draufgängerischer Laufenten, deren Hauptbelustigung offenbar darin besteht, den armen Hofhund in Ballettformation durch die Gegend zu scheuchen. Dazu kommen unter anderem Hühner, Gänse, ein Schwein, zwei Ziegen, Schafe, eine vierköpfige Katzenbande und ein 60-jähriger Esel. Prominentestes Mitglied der Tierfarm ist die Gans Roxana. Der prächtige schneeweiße Vogel sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen in der Berliner Woche, weil er aus einem brandenburgischen Mastbetrieb für Weihnachtsgänse entwichen und von einer Zeugin des Geschehens kurzerhand über die Landesgrenze nach Marienfelde in Sicherheit gebracht worden war. Nach einer vom Naturranger Björn Lindner in der Naturschutzstation Marienfelde durchgeführten Abmagerungskur auf Normalmaß lebt der verhinderte Weihnachtsbraten seitdem in der kleinen Gänsegemeinde auf dem idyllischen Ponyhof.
"Was für eine schöne und vom Leben geschriebene Geschichte", freute sich die Bürgermeisterin. Für vorübergehenden Ärger sorgte dafür mal der typischerweise frühmorgens krähende Hahn. Ein Nachbar fühlte sich gestört. Daraufhin führte der Verein eine Unterschriftenaktion in den angrenzenden Hochhäusern durch. Ergebnis: "Alle, aber auch alle, und das waren mehrere Hundert, haben für den Verbleib unseres Hahns unterschrieben. Da ist der nörgelnde Nachbar dann umgezogen", erzählt Jaeschke.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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