Marienfelder Tor ist nicht attraktiv genug

Der Gegensatz zu einer lebhaften Einkaufszeile: Absperrgitter und leere Schaufenster. | Foto: Philipp Hartmann
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Allein auf weiter Flur steht sie da, die Apotheke im Marienfelder Tor. Laut Aussage eines Mitarbeiters ist sie seit drei Jahren das einzige Geschäft, in dem noch Leben herrscht. Der Discounter, der Drogeriemarkt, der Blumenladen, der Optiker, das Sonnenstudio – sie alle haben die Flucht ergriffen. Die Gewerberäume am Marienfelder Tor sind kein attraktiver Standort.

„Das Ladensterben wirkt sich unmittelbar auf die Lebensqualität der Anwohner aus“, schreibt die Links-Fraktion in der BVV in einer Mitteilung. „Es fehlt eine Großdrogerie, die Infrastruktur der ärztlichen Versorgung müsste besser unterstützt werden und eine mobile Sparkasse mindestens einmal pro Woche wäre wünschenswert“, verdeutlicht eine Mieterinitiative die Interessen der Anwohner. Die Versorgung der weniger mobilen Bevölkerung sieht sie aktuell nicht gegeben.

Die Wirtschaftsförderung des Bezirksamts beobachtet seit Jahren, dass viele der Ortsteilzentren im Bezirk mit Problemen zu kämpfen haben. Dies sei auf einen stetig wachsenden Angebotswettbewerb und ein verändertes Konsumverhalten zurückzuführen. Einkaufszentren, die ein umfassendes Angebot „an einer Stelle“ anbieten, und der fortlaufend wachsende Internethandel bedrohen die Existenz der lokalen Zentren wie in Marienfelde. „Nicht nur im Handel ist diese Entwicklung zu beobachten, auch bei Banken und Sparkassen werden derzeit deutschlandweit kleinere Filialen geschlossen und damit die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung erschwert. Auch hierbei handelt es sich um betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die nur sehr schwer zu beeinflussen sind“, teilt Bürgermeisterin Angelika Schöttler mit.

Der für die Gewerberäume am Marienfelder Tor zuständigen Wohnungsbaugesellschaft Deutsche Wohnen sind die Wünsche der Anwohner bekannt. Deren Erfüllung sei jedoch „nicht realistisch“, wie Unternehmenssprecher Marko Rosteck auf Nachfrage der Berliner Woche erklärt. Rund 400 Wohnungen befinden sich demnach im Einzugsgebiet des Marienfelder Tores – offenbar ist das nicht ausreichend. „Für die großen Anbieter gibt es dort einfach zu wenig Kundschaft, weil zu wenige Mieter in der Gegend wohnen“, so Rosteck. Dieses Argument sei in bereits geführten Verhandlungen zwischen der Deutsche Wohnen und Gewerbetreibenden schon mehrfach genannt geworden. „Daher liegt es nur begrenzt in unserer Hand“, sagt Rosteck.

Das Problem: die Deutsche Wohnen hat klare Vorstellungen für den Standort und will davon nicht abrücken. „Kleinere und mittlere Läden des täglichen Bedarfs“, wie die Linksfraktion schreibt, bleiben dabei außen vor. „Wir hätten die Chance, kleinere Mieter unterzubringen, aber wir wollen am Marienfelder Tor – genau wie in der Hildburghauser Straße – ein langfristiges Gesamtkonzept entwickeln. Dafür haben wir im Moment aber noch keinen Masterplan in der Hand“, gibt Marko Rosteck zu bedenken. Außerdem seien aktuell nahezu alle Gewerberäume am Marienfelder Tor vermietet. Diese werden demnach als Lager genutzt, was angesichts der wie ausgestorben wirkenden Räumlichkeiten eine überraschende Information ist.

Während sich die Situation am Marienfelder Tor demzufolge auch in Zukunft nicht ändern wird, gibt es in der Hildburghauser Straße Hoffnung auf Besserung. Für den Einzug eines neuen Drogeriemarkts hat die Deutsche Wohnen am 14. Februar die benötigte Baugenehmigung erhalten. Der noch fehlende Prüfbericht Statik, ohne den die Bauarbeiten nicht beginnen dürfen, soll laut Marko Rosteck in den nächsten Wochen fertiggestellt werden.

Der Gegensatz zu einer lebhaften Einkaufszeile: Absperrgitter und leere Schaufenster. | Foto: Philipp Hartmann
Am Marienfelder Tor ist nur noch eine Apotheke geöffnet. Alle anderen Gewerberäume sehen von außen verlassen aus. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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