Modellversuch mit Robotern geplant
Über einen Avatar sollen Schüler von zu Hause dem Unterricht im Klassenraum folgen
Das Schulamt Marzahn-Hellersdorf hat vier Roboter für Schüler angeschafft, die nicht zur Schule gehen können. Gründe dafür können zum Beispiel Krankheiten, schwere Behinderungen oder psychische Leiden wie Depressionen oder Angststörungen sein.
Anstelle des Schülers sitzt ein Avatar im Klassenzimmer. Ein Avatar ist ein Bild oder eine Figur, die in virtuellen Umgebungen stellvertretend für den agierenden Menschen steht. Über eine kleine im Roboter verbaute Kamera sowie Soundanlage und via Internetverbindung können die Schüler von zu Hause aus an einem Laptop dem Unterricht folgen.
„Über eine einfache und intuitive Steuerung kann der Schüler oder die Schülerin den Avatar drehen, sprechen, sich melden oder über eine Emotionssteuerung seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, die auch für den Lehrenden erkennbar ist“, erklärt Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) zu dem geplanten Modellversuch. Wenn der Schüler aktuell nicht aktiv am Unterricht teilnehmen, aber trotzdem zuhören möchte, wird ein optisches Signal auf dem Avatar angezeigt. Die Geräte können aufgrund ihres geringen Gewichts von Mitschülern oder Lehrern auch in andere Klassenräume oder in die Pause mitgenommen werden.
Damit die Roboter eingesetzt werden dürfen, müssen allerdings ein paar Hürden genommen werden. Aus Datenschutzgründen ist die Zustimmung aller Schüler beziehungsweise deren Eltern und der Lehrkräfte notwendig. Der Roboter darf deshalb auch keine Aufnahmen machen. In Bayern habe das Modell nach Auskunft des Stadtrats bereits die Datenschutzprüfung bestanden und werde vom dortigen Bildungsministerium empfohlen. In drei Städten, darunter Hamburg, seien die Avatare sogar schon im Einsatz. „Wir sind gerade dabei, die datenschutzrechtlichen Fragen für Berlin zu klären. Sollten die ersten Geräte erfolgreich bei uns zum Einsatz kommen, würde ich mit dem Projekt an unsere Krankenkassen herantreten und versuchen zu vermitteln, dass derartige Geräte zukünftig von den Krankenkassen angeboten werden, um einen Einstieg in den Schulalltag zu ermöglichen“, so Gordon Lemm.
Aus dem Jugendamt wisse er, dass viele Schüler Probleme hätten, in die Schule zu gehen. Der Bedarf an solchen Robotern sei demnach vorhanden. Mit dem Otto-Nagel-Gymnasium habe bereits eine Schule im Bezirk Interesse für die Teilnahme am Modellprojekt signalisiert. Dort solle der Einsatz der Avatare beginnen. „Die Eigenerklärungen der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern und der Schülerinnen und Schüler wurden von dort bestätigt. Das Nutzungskonzept der Schule liegt vor“, teilte Lemm auf Nachfrage mit. Die vier Avatare der Firma No Isolation GmbH aus München inklusive zwölfmonatigem Servicepaket haben seiner Auskunft nach insgesamt 15 000 Euro gekostet. Darüber hinaus wurden für vier ebenfalls benötigte Tablets insgesamt 2000 Euro investiert. Die Finanzierung erfolgte aus den zentralen Mitteln des Schulbudgets für Lehr- und Lernmittel durch das Schul- und Sportamt.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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