Das war das Jahr 2021
Die Berliner Woche schaut auf das vergangene Jahr zurück und erinnert an bedeutende Ereignisse in Marzahn-Hellersdorf

Bei der konstituierenden Sitzung der BVV am 4. November wurden die Mitglieder des zukünftigen Bezirksamts gewählt: Bürgermeister Gordon Lemm (SPD) sowie die Stadträte Nadja Zivkovic (CDU), Nicole Bienge (SPD), Juliane Witt (Linke) und Thorsten Kühne (CDU, v.l.n.r.). Es fehlt noch die Besetzung des der AfD zustehenden Stadtratspostens. | Foto:  Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf
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  • Bei der konstituierenden Sitzung der BVV am 4. November wurden die Mitglieder des zukünftigen Bezirksamts gewählt: Bürgermeister Gordon Lemm (SPD) sowie die Stadträte Nadja Zivkovic (CDU), Nicole Bienge (SPD), Juliane Witt (Linke) und Thorsten Kühne (CDU, v.l.n.r.). Es fehlt noch die Besetzung des der AfD zustehenden Stadtratspostens.
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Nicht nur aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie war das Jahr 2021 besonders. In Marzahn-Hellersdorf ist viel passiert. Die Berliner Woche erinnert in einem Rückblick an die wichtigsten Themen des Jahres im Bezirk.

Kaum eine Maßnahme des Bezirksamts dürfte in diesem Jahr derart polarisiert haben wie das Abladen massiver Steinbrocken am Ufer des Biesdorfer Baggersees im März. Die zu diesem Zeitpunkt für Umwelt zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) erhoffte sich davon, das illegale Baden in dem Gewässer einzudämmen. Eigentlich gilt in dem Regenrückhaltebecken der Berliner Wasserbetriebe schon immer Badeverbot, nur kontrolliert wurde es bis dato kaum. Wie sich im Laufe des Sommers herausstellte, ließen sich die Menschen auch von den Steinen nicht vom Baden abhalten. Im Auftrag des Straßen- und Grünflächenamts wurden dann auch Parkläufer eingesetzt, welche die Besucher über die einzuhaltenden Regeln aufklären sollten. Oft stießen sie dabei allerdings auf Unverständnis. Die Steine, so erzählten die Parkläufer, hätten letztlich vor allem dazu geführt, dass Kinder auf ihnen herumkletterten und immer wieder Schürf- und Schnittwunden behandelt werden mussten.

Im März ließ das Bezirksamt Steine am Biesdorfer Baggersee aufschütten. Gebadet wurde im Sommer trotzdem. Viele Menschen ignorierten das Badeverbot. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Im März ließ das Bezirksamt Steine am Biesdorfer Baggersee aufschütten. Gebadet wurde im Sommer trotzdem. Viele Menschen ignorierten das Badeverbot.
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Mit der neuen rot-rot-grünen Zählgemeinschaft in der Bezirksverordnetenversammlung könnte es eine erneute Kehrtwende geben. Laut Kooperationsvereinbarung von SPD, Die Linke und Grünen soll bis zur kommenden Badesaison ein Konzept für den Biesdorfer Baggersee erarbeitet werden, das eine kurz- bis langfristige Perspektive zur verträglichen freizeitlichen Nutzung aufzeigt. Darin soll auch ein zu prüfender Badebetrieb Berücksichtigung finden.

Moussa Barfuß und Dmitry Konnikov waren im Sommer als Parkläufer am Biesdorfer Baggersee im Einsatz. Sie berichteten von Schnitt- und Schürfwunden bei Kindern, die auf den Steinbrocken am Ufer herumgeklettert waren. | Foto: Philipp Hartmann
  • Moussa Barfuß und Dmitry Konnikov waren im Sommer als Parkläufer am Biesdorfer Baggersee im Einsatz. Sie berichteten von Schnitt- und Schürfwunden bei Kindern, die auf den Steinbrocken am Ufer herumgeklettert waren.
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Nach monatelanger Suche nahm in der Marzahner Bockwindmühle am 1. April endlich wieder ein Müller seine Arbeit auf. Alexander Benedikt, 53 Jahre alt und ein „Handwerker der alten Schule“, musste dennoch das Müllerhandwerk zunächst einmal erlernen. Inzwischen ist er in seine Aufgabe hineingewachsen. Die Flügel des Wahrzeichens haben sich nach langem Stillstand dieses Jahr wieder gedreht. „Das ist mein letzter Job“, sagte Alexander Benedikt bei einem Gespräch Mitte Mai zuversichtlich. Aufgewachsen auf der Ostseeinsel Usedom, ist der gelernte Fliesenleger viel in der Welt rumgekommen. So arbeitete er beispielsweise 15 Jahre lang in Norwegen, wo er unter anderem Holzverkleidungen für Swimmingpools herstellte. Von der freien Müller-Stelle in Marzahn erfuhr er zufällig durch einen Werbespot im Radio.

Alexander Benedikt kümmert sich seit April als Müller um die Marzahner Bockwindmühle. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Alexander Benedikt kümmert sich seit April als Müller um die Marzahner Bockwindmühle.
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Um den Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO) durch die Wuhlheide zwischen Biesdorf und Köpenick wurde auch in diesem Jahr kontrovers gerungen. Die unter schiedlichen Sichtweisen trafen bei einer von Berliner Umweltverbänden veranstalteten Fahrraddemo am 25. April aufeinander. Auf der einen Seite standen Klimaaktivisten, die eine Waldabholzung für die neue Straße verhindern wollen, und auf der anderen Seite Anwohner, die vom täglichen Durchgangsverkehr auf der Köpenicker Straße genervt sind und auf den Bau der Schnellstraße drängen. Nun sieht es so aus, als würde tatsächlich Bewegung in die Angelegenheit kommen. Im neuen Berliner Koalitionsvertrag heißt es, dass 2022 das Planfeststellungsverfahren für die Straßen-TVO mit begleitendem Radweg eröffnet werden soll.

Am 25. April demonstrierten zahlreiche Berliner Umweltverbände bei einer Radtour gegen den Bau der TVO durch die Wuhlheide. | Foto: privat
  • Am 25. April demonstrierten zahlreiche Berliner Umweltverbände bei einer Radtour gegen den Bau der TVO durch die Wuhlheide.
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Anfang August wurde zwischen dem Biesdorf-Center und dem U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz die erste Jelbi-Station der BVG im Bezirk eröffnet. Zugleich wurden 13 Jelbi-Punkte an weiteren Standorten, darunter die Bahnhöfe Wuhletal, Biesdorf, Kienberg (Gärten der Welt) und Kaulsdorf-Nord sowie die Kreuzung Blumberger Damm, Ecke Cecilienstraße und das Unfallkrankenhaus Marzahn, eingerichtet. Die Folge: E-Scooter, zuvor vor allem in den Innenstadtbezirken präsent, wurden plötzlich regelmäßig auch in Marzahn-Hellersdorf gesichtet. Nicht selten wurden diese auch einfach wild abgestellt. Eigentlich soll Jelbi aber etwas Gutes bewirken: den Umstieg vom Auto auf Sharing-Angebote, Taxen und öffentliche Verkehrsmittel mittels einer einzigen App. Dafür stehen vor Ort E-Ladestationen für E-Scooter, Leihautos und Fahrräder bereit.

Neben dem U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz wurde Anfang August die erste Jelbi-Station der BVG im Bezirk eröffnet. Seitdem sind E-Scooter in Marzahn-Hellersdorf wesentlich häufiger zu sehen. | Foto:  Philipp Hartmann
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Mit einem Spatenstich am 13. September wurde der Auftakt für einen modernen Erweiterungsbau der Alice-Salomon-Hochschule am Kokoschkaplatz gefeiert. Weil die ASH in den kommenden fünf Jahren um 40 Prozent wächst, braucht es zusätzliche räumliche Kapazitäten für neue Studiengänge, mehr Studenten, Lehrer und Mitarbeiter. Mitte 2024 soll das knapp 40 Millionen Euro teure Bauwerk mit zehn Geschossen und einem 42 Meter hohen, charakteristisch geschwungenen Turm fertig sein.

Die Alice-Salomon-Hochschule benötigt mehr Platz, weil sie immer mehr Studenten anzieht. Mit einem Spatenstich am 13. September fiel der Startschuss für einen modernen Erweiterungsbau am Kokoschkaplatz.  | Foto: Philipp Hartmann
  • Die Alice-Salomon-Hochschule benötigt mehr Platz, weil sie immer mehr Studenten anzieht. Mit einem Spatenstich am 13. September fiel der Startschuss für einen modernen Erweiterungsbau am Kokoschkaplatz.
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Am 15. Oktober hatte Dagmar Pohle (Linke) ihren letzten Arbeitstag als Bürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf. Im Alter von 67 Jahren ging die Kommunalpolitikerin, deren politische Karriere 1975 mit dem Eintritt in die damalige SED begann, in den Ruhestand. „Es ist weder Wehmut noch Erleichterung, sondern ich blicke schon auf ein sehr erfülltes Berufsleben zurück“, sagte sie im Gespräch mit der Berliner Woche. Besonders stolz, so erzählte sie rückblickend, sei sie auf die Ausstattung aller Stadtteile mit Stadtteilzentren und deren gesicherter Finanzierung. Als ebenfalls großen Erfolg ihres kommunalpolitischen Engagements nannte sie den Erhalt und Ausbau des Krankenhauses Kaulsdorf. Im Ruhestand, so berichtete Dagmar Pohle, wolle sie unter anderem viele Bücher lesen, Reisen unternehmen und als Gasthörerin am Public-Health-Studiengang an der Alice-Salomon-Hochschule teilnehmen.

Am 15. Oktober verabschiedete sich die langjährige Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) mit 67 Jahren in den Ruhestand. Die rote Wand in ihrem Büro hat ihr Nachfolger Gordon Lemm inzwischen weiß streichen lassen, obwohl er SPD-Politiker ist. | Foto: Philipp Hartmann
  • Am 15. Oktober verabschiedete sich die langjährige Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) mit 67 Jahren in den Ruhestand. Die rote Wand in ihrem Büro hat ihr Nachfolger Gordon Lemm inzwischen weiß streichen lassen, obwohl er SPD-Politiker ist.
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Wenige Wochen nach dem Abschied Pohles wurde am 4. November mit Gordon Lemm (SPD) ein  neuer Bezirksbürgermeister gewählt. Mit 20,3 Prozent ging die SPD aus der Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung am 26. September zwar nur als zweitstärkste Kraft hinter der CDU hervor (20,8%). Gemeinsam mit Grünen, Linken, FDP und Tierschutzpartei konnten die Sozialdemokraten jedoch eine Zählgemeinschaft bilden. Lemm, 44, zuvor Stadtrat für Schule, Sport, Jugend und Familie, steht für einen Generationswechsel. Juliane Witt (Linke) wechselte als Stadträtin für Weiterbildung, Kultur, Soziales und Facility Management die Ressorts und verantwortet nun die Bereiche Stadtentwicklung, Umwelt und Naturschutz sowie das Straßen- und Grünflächenamt. Ihre Vorgängerin Nadja Zivkovic (CDU) bekam das Ressort Soziales zugeteilt. Neuzugänge im Bezirksamt wurden Nicole Bienge (SPD) als Stadträtin für Jugend und Gesundheit sowie der vorherige Pankower Stadtrat Torsten Kühne (CDU) für Schule, Sport, Weiterbildung, Kultur und Facility Management.

Mispelbäume, Mais, Kartoffeln, Wein und vieles mehr sind im Jüdischen Garten zu sehen, der im Herbst offiziell eröffnet wurde. Damit haben die Gärten der Welt eine neue Sehenswürdigkeit hinzubekommen. | Foto: Philipp Hartmann
  • Mispelbäume, Mais, Kartoffeln, Wein und vieles mehr sind im Jüdischen Garten zu sehen, der im Herbst offiziell eröffnet wurde. Damit haben die Gärten der Welt eine neue Sehenswürdigkeit hinzubekommen.
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Knapp zwei Jahre nach der Grundsteinlegung ist am 19. Oktober in den Gärten der Welt der Jüdische Garten eröffnet worden. Er soll ein Zeichen gegen den Antisemitismus in Deutschland sein. Auf der knapp 2000 Quadratmeter großen Fläche können Besucher auch im Winter in die Vielfalt jüdischen Lebens und in die Geschichte des Judentums eintauchen. Weil keine jüdische Gartenkunst als Vorbild dienen konnte, konzentrierten sich die Planer auf Pflanzen, die ihren Ursprung in literarischen Werken unterschiedlicher Epochen und Sprachen finden. So sind im Judentum beispielsweise Weizen, Wein und Feigen, die zu den „sieben Arten“ der hebräischen Bibel gehören, von besonderer Bedeutung. Diese und dutzende weitere Nutz- sowie Zierpflanzen werden im weltweit ersten Jüdischen Garten in einem Park gezeigt. Im November wurde außerdem bekannt, dass im Hintergrund bereits Gespräche für einen weiteren Themengarten geführt wurden. Für einen Russischen Garten fehlt es auf dem Areal wohl an Platz. Stattdessen soll aber ein Standort im unmittelbaren Umfeld gefunden werden. Erstmals innerhalb eines Jahres strömten mehr als eine Million Besucher in die Gärten der Welt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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