Talente aus Syrien und Marokko
Eine Erfolgsgeschichte: Flüchtlinge als Leistungsträger in zwei Sportvereinen
Sportvereine im Bezirk bemühen sich, auch unter Flüchtlingen Mitglieder zu gewinnen. Auf diese Weise finden Vereine neue Talente und Flüchtlinge Hilfe bei der Integration und Anerkennung in einer Gemeinschaft.
Die beiden Vereine im Bezirk, die sich seit Jahren besonders intensiv um die Integration von Flüchtlingen bemühen, sind der AthletiK-Club Berlin und der 1. VfL Fortuna Marzahn. Ihr Schwerpunkt ist die Leichtathletik. Für diesen Bereich haben beide Vereine leistungsstarke Talente unter den Flüchtlingen, die im Bezirk leben, gefunden. Beim ACB trainiert zum Beispiel Mohammad Amin Alsalami und bei Fortuna Marzahn Mustapha El Ouartassy. Beide haben sich binnen kurzer Zeit zu Leistungsträgern ihrer Vereine entwickelt.
Mohammad Amin Alsalami kam 2015 als Flüchtling aus Aleppo in Syrien nach Deutschland. Der 24-jährige hält mit 7,63 Meter den syrischen Rekord im Weitsprung, ist Berlin-Brandenburgischer Meister im Weit- und Dreisprung, siebtbester Dreispringer Deutschlands und in dieser Disziplin auch Norddeutscher Hallenmeister. Bei der Sportlerehrung im Bezirk wurde er als bester Sportler des Jahres 2018 in der Altersklasse der Erwachsenen im Alter von 18 bis 49 Jahre ausgezeichnet.
Mustapha El Ouartassy stammt aus Agadir in Marokko. Er kam Anfang 2017 nach Deutschland. Der 28-Jährige ist Mittel- und Langstreckenläufer. Im Herbst hat er zwei wichtige Wettkämpfe gewonnen, den Harzgebirgslauf und den Strausseelauf. Dort stellte er sogar einen neuen Streckenrekord auf. Auch den Halbmarathon ist er schon gelaufen, als nächstes will er seine Kräfte beim Marathon messen.
Alsalami ist als Flüchtling anerkannt und würde gern die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Doch dafür reichen seine Deutschkenntnisse noch nicht. El Ouartassy hat in Deutschland nur eine Duldung. Marokko gilt inzwischen als sicheres Herkunftsland. Der Verein unterstützt ihn, wo er kann, auch finanziell.
Allein Fortuna Marzahn hat bereits fünf Sportler ziehen lassen müssen, da sie in ihre Herkunftsländer abgeschoben wurden. Beim ACB waren es 13. Neben dem Abschieben von Talenten beklagen die Vereine auch immer wieder dadurch Verluste, dass Flüchtlinge innerhalb Berlins oder Deutschland andere Aufenthaltsorte zugewiesen bekommen. „Darunter leidet die Kontinuität unserer Arbeit“, sagt Reinhard Liebsch, Präsident des ACB.
Wo die Flüchtlingssportler länger bleiben können, schreiben sie oft kleine Erfolgsgeschichten. Doris Nabrowsky, 1. Vorsitzende von Fortuna Marzahn, erinnert sich noch gut, welche Ablehnung, auch Hass den ersten Flüchtlingen aus dem Heim am Blumberger Damm entgegenschlug. „Im Verein gewinnen sie durch ihre besondere Einsatzbereitschaft, durch ihren Charakter sehr schnell Anerkennung“, sagt sie.
Von rund 980 Mitgliedern bei Fortuna Marzahn sind etwa 30 Flüchtlinge. Beim ACB mit 1830 Mitgliedern sind es rund 130. Auch bei der Förderung des Breitensportes gewinnen Flüchtlinge an Gewicht. So absolvieren in diesem Jahr drei Flüchtlinge beim ACB eine Ausbildung als Schiedsrichter.
Der Bezirk förderte den Flüchtlingssport mit Mitteln aus dem Masterplan für Integration und Sicherheit mit 24 000 Euro. Die gleiche Summe wird auch in diesem Jahr fließen.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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