Ein ungleiches Team
Caroline Thiem und Toni Becker sind die neuen Ranger in Marzahn-Hellersdorf

"Zu unserer Ausstattung gehören auch die eigenen Sinne", sagt Caroline Thiem. Sie ernährt sich vegetarisch und achtet wie ihr Kollege Toni Becker auch in ihrer Freizeit auf umweltbewusstes Verhalten. Bei jedem Wetter sind sie unterwegs. | Foto: Philipp Hartmann
  • "Zu unserer Ausstattung gehören auch die eigenen Sinne", sagt Caroline Thiem. Sie ernährt sich vegetarisch und achtet wie ihr Kollege Toni Becker auch in ihrer Freizeit auf umweltbewusstes Verhalten. Bei jedem Wetter sind sie unterwegs.
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Die Temperaturen befinden sich tief im Minusbereich, als die beiden Stadtnatur-Ranger für Marzahn-Hellersdorf an diesem Februar-Tag zum Treffen nach Biesdorf einladen. Es schneit unaufhörlich. Bei jedem Schritt knirscht der Schnee unter den Stiefeln. Caroline Thiem lässt sich von der klirrenden Kälte nicht beeindrucken. Begeistert zeigt sie auf einen Baumstamm, den ein Biber angenagt hat.

Toni Becker ist schon ein paar Meter weiter. Er bahnt sich einen Weg durch das gefrorene Schilf am Karpfenteich westlich der Wuhle. Das Fernglas stets griffbereit. Schließlich könnte er irgendwo einen Vogel oder ein anderes Tier entdecken.

Die beiden sind sofort in ihrem Element, denn die Natur ist ihr Arbeitsplatz. Seit Anfang des Jahres sind Caroline Thiem (35) und Toni Becker (53) in Marzahn-Hellersdorf auf Streifzug. Bei der Stiftung Naturschutz Berlin sind sie als Stadtnatur-Ranger angestellt.

Das Pilotprojekt, das im Frühjahr vergangenen Jahres begann, wird von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz finanziert.

Vielseitiges Aufgabenfeld

Seit Anfang Januar hat auch Marzahn-Hellersdorf seine Ranger. Die ersten Wochen seien super gelaufen, berichtet Thiem. Bei vielen Wanderungen durch den Bezirk haben sie und Toni Becker bereits ihre Einsatzgebiete ausgiebig erkundet. Vor allem in der Hönower Weiherkette, im Wuhletal sowie rund um den Barnimhang und die Kaulsdorfer Baggerseen ist das Duo unterwegs. Ihre Aufgaben sind vielseitig. Sie koordinieren Arten- und Biotopschutzmaßnahmen, beobachten Mensch und Umwelt in schützenswerten Gebieten und sind als Ansprechpartner für Bürger bei Fragen zum Naturschutz da. Vorgenommen haben sie sich, bald mehrere Amphibienzählungen durchzuführen.

Toni Becker, der in Friedrichshain aufgewachsen ist und heute am Stadtrand wohnt, hat sich bereits als Jugendlicher für Ornithologie interessiert. An der Humboldt-Universität studierte er Geographie mit Nebenfach Biologie. Der Diplom-Geograph arbeitete jahrelang als Gutachter im Umweltbereich. Als er von dem Pilotprojekt der Naturschutz-Stiftung erfuhr, bewarb er sich sofort. Er hatte schon lange darauf gewartet, dass es Stadtnatur-Ranger in Berlin geben würde.

"Der absolute Traumberuf"

Für Caroline Thiem ist es sogar „der absolute Traumberuf mit einem tollen Kollegen“. Die studierte Biologin aus Hamburg zog vor ein paar Jahren nach Berlin, um hier für den NABU-Bundesverband in einem Kommunikationsprojekt zum Waldnaturschutz zu arbeiten. Sie lebt in Kreuzberg, doch hat auch Marzahn-Hellersdorf aufgrund der schönen Natur längst in ihr Herz geschlossen.

Beide bringen unterschiedliche Kompetenzen mit. Aus diesem Grund hat die Stiftung Naturschutz sie als Team zusammengestellt. „Ich kümmere mich mehr um die Pflanzen“, erklärt Thiem. Toni Becker achtet dagegen mehr auf die Fauna. „Ich behalte den Luftraum im Auge. Meistens guckt einer von uns beiden hoch, der andere nach unten. Wenn eine Schranke kommt, kann es schon mal sein, dass wir dagegenlaufen“, scherzt er. Zu ihrer Ausrüstung gehören Fernglas und Taschenmesser, Taschenlampen, eine Wildtierkamera, ein Erste-Hilfe-Kasten, ein Tablet und Bestimmungsliteratur. Neben Dienstfahrrädern steht ihnen ebenso ein Dienstauto zur Verfügung, um bei Bedarf schwerere Ausrüstungsgegenstände wie Amphibienzäune zu transportieren.

Ranger-Touren geplant

Künftig wollen Thiem und Becker thematische Ranger-Touren anbieten und dabei naturinteressierte Bürger auf einen Ausflug mitnehmen. Das Bedürfnis, mehr über die Natur zu erfahren, und die Neugierde auf die Ranger scheinen groß zu sein. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag wurden sie gleich von mehreren Bürgern angesprochen. Wichtig ist Caroline Thiem, dass sie als Ranger vor allem für die Natur begeistern wollen. „Wir kommen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und wollen nichts verbieten“, betont sie. Dass ihr Job vorerst nur bis zum Ende der Projektlaufzeit im Dezember sicher ist, macht ihr keine Sorgen. „Wir hoffen, so gute Arbeit zu machen, dass wir unersetzlich werden.“

Wer Fragen an die beiden Stadtnatur-Ranger von Marzahn-Hellersdorf stellen möchte, kann sie per Mail an ranger-mh@stiftung-naturschutz.de erreichen. Kontakt zur Stiftung Naturschutz Berlin unter der Telefonnummer 263940.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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