Fluch oder Segen: Die Wirkung von Smartphone und Tablet auf Kinder
Marzahn-Helllersdorf. Besonders bei Jugendlichen aber auch bei Kindern ist der Umgang mit neuen Medien wie Smartphone und Tablet inzwischen Bestandteil des täglichen Lebens. Die Auswirkung auf die Entwicklung der Heranwachsenden bereiten dagegen Politikern, Pädagogen und Erziehern zunehmend Sorge.
Marzahn-Hellersdorf ist im Berliner Vergleich der Bezirk, in dem die Zahl der Kinder mit Förderbedarf schon beim Übergang von der Kita in die Grundschule besonders hoch ist. Das zeigten auch wieder die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen im vergangenen Jahr.
„Wir müssen uns stärker darum kümmern, welche Rolle bei Bewegungsmangel, Konzentrationsschwierigkeiten und Problemen mit der Sprachentwicklung die neuen Medien spielen“, sagte Jugendstadtrat Gordon Lemm (SPD) auf einer Veranstaltung des Bündnisses für Kinder Marzahn-Hellersdorf am 13. Oktober in die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Fair. Das Bündnis hatte im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit zu einem Gedankenaustausch zwischen Eltern, Pädagogen und Praktiker aus Kinder- und Jugendeinrichtungen eingeladen.
Zu den konkreten Folgen des extensiven Gebrauchs neuer Medien gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien. „Es ist aber deutlich, dass fast jeder Jugendliche ein Smartphone hat und auch das Internet nutzt“, sagte Julia Behr vom Institut der Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Der Einstieg in die Nutzung erfolge immer früher. Beispielsweise erfolgte der Einstieg ins Internet im Jahr 2011 noch mit acht Jahren. Inzwischen liegt das Einstiegsalter bei fünf bis sechs Jahren. Auch Smartphones würden in einem immer jüngeren Alter schon an Kinder verschenkt.
Solche Fakten werden beispielsweise bei den Einschulungsuntersuchungen noch gar nicht erhoben. Hier wird bisher nur nach dem Fernsehkonsum gefragt. In Marzahn-Hellersdorf hat fast jedes fünfte Vorschulkind bereits einen eigenen Fernseher, rund 95 Prozent sehen täglich fern, auch bei der täglichen Nutzungszeit liegt der Bezirk über dem Berliner Durchschnitt. Diese statistischen Ergebnisse lassen sich wahrscheinlich auf die neueren Medien übertragen, die noch vielfältiger nutzbar sind und überallhin mitgenommen werden können.
„Wir müssen das Problembewusstsein bei den Eltern schärfen und sie als Verbündete gewinnen“, sagt Kerstin Hartwig vom SOS-Familienzentrum an der Alten Hellersdorfer Straße. Sie habe nicht selten erlebt, dass Mütter und Väter selbst im Spieleraum als erstes ihre Smartphones auspackten. Dort sind Handys und Playstations verboten. Es könne aber nicht generell um Verbote gehen. Eltern und Kinder könnten gemeinsam lernen, die neuen Medien positiv zu nutzen. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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