Der alte Dorffriedhof Marzahn wirkt wie ein Überbleibsel einer verlorenen Zeit

Eine prächtige Lindenallee säumt den Weg über den alten Marzahner Friedhof. | Foto: hari
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Der alte Dorffriedhof Marzahn erinnert an einen verwunschenen Garten. Die Grünanlage wirkt ungepflegt. Es gibt aber steinerne Zeugnisse, die an seine Geschichte erinnern.

Täglich rauscht stadtauswärts der Verkehr am alten Dorffriedhof vorüber. Daneben liegt an der Landsberger Allee/Ecke Allee der Kosmonauten der viel befahrene Parkplatz der Aldi-Filiale. Nur der Schatten der Bockwindmühle auf dem Hügel über Alt-Marzahn lässt noch den einstigen räumlichen Zusammenhang mit dem Dorf Marzahn erahnen.

Der Friedhof ist mit einer eisernen Umzäunung umgeben und durch eine offenbar stets offene Tür an der Landsberger Allee zu betreten. Die Tür verfügt nur über eine Klinke, die andere ist mit der Zeit abhandengekommen. Das gibt einen Vorgeschmack auf das, was den Besucher erwartet.

Der Weg führt schnurgerade durch eine Lindenallee. Rechts und links davon sind einige wenige Grabmäler und Grabsteine erhalten. An anderen Stellen liegen Grabsteine umgestürzt herum, mitunter gemischt mit Betonblöcken, deren ursprüngliche Verwendung nicht erkennbar ist. Ein einziges Grab an der Seite zum Aldi-Markt wirkt gepflegt. Es ist mit einem grünen Gebinde aus Tannenzweigen geschmückt. Namen auf dem Stein sind aber nicht mehr zu entziffern.

Die letzte Beisetzung fand auf dem Friedhof 1984 statt. Endgültig geschlossen wurde er 1989. Für die neuen Bewohner der Hochhäuser im Umfeld hatte er keine Bedeutung und bei den Planungen für die Großsiedlung war er im Weg. „Es wurden Teile am Rand des Friedhofs von der Fläche weggenommen“, erzählt der Heimathistoriker Karl-Heinz Gärtner. Wiederholt kam es zu Vandalismus, Grabsteine wurden umgestoßen und teilweise entwendet.

„Die alten Marzahner gehen da kaum noch hin. Der Friedhof ist aber für viele eine offene Wunde“, erzählt Marion Winkelmann, Leiterin des Kulturgutes Marzahn. Die Aufgabe des Friedhofes stehe im Zusammenhang mit Enteignungen von Flächen für die Neubausiedlungen, überhaupt mit der Zerstörung des alten Dorflebens.

Für die alten Gräber des Friedhofs galt bis 2009 das Ruherecht des letzten Grabes. Es liegen hier auch zahlreiche Opfer von Bombenangriffen auf Berlin während des Zweiten Weltkrieges. Deshalb soll und kann der Friedhof nicht eingeebnet werden. Der Plan, diese Gräber wiederherzustellen, wurde bisher nicht umgesetzt.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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