Tschechow-Theater feiert 15-jähriges Bestehen
Marzahn. Das deutsch-russiche Tschechow-Theater feierte seinen 15. Geburtstag. Neben viel Lob und gute Laune gab es auch Sorgen, ob das Theater auch seinen 16. Geburtstag wird feiern können.
Bundestagsvizepräsidentin Petra Bau und Kulturstadträtin Juliane Witt (beide die Linke) hoben bei der offiziellen Feier die Bedeutung des Tschechow-Theaters für Marzahn hervor. Nach Blumen gab es ein Programm mit einem bunten Strauß von dem, was das Tschechow-Theater ausmacht: Theater, Tanz und Gesang sowie Musik. Dabei wurde vieles sowohl in deutscher als auch in russischer Sprache geboten.
Zweisprachigkeit zeichnet das Haus an der Märkischen Allee 410 aus., ist der Markenkern des Theaters. Aufführungen in deutscher und russischer Sprache sind Gelegenheiten, bei denen sich in Deutschland und in Russland oder einem anderen Land der ehemaligen Sowjetunion geborene Menschen besonders nahe kommen. In den Ensembles arbeiten Deutsche und „Russen“ mit.
In den 1990er-Jahren begann eine Gruppe von Migranten aus der Sowjetunion unter dem Namen „Skaska“ mit der Theaterarbeit in Marzahn-Nordwest. Der Stadtteil war inzwischen Anziehungspunkt für Russlanddeutsche aus allen Teilen der ehemaligen UdSSR geworden und deshalb ein Problemfall. Probleme der Integration mündeten in sozialen Spannungen.
Das kleine russischsprachige Theater erwies sich als nicht lebensfähig. An seine Stelle trat 2002 das deutsch-russische Tschechow-Theater, das sich des Namens des großen russischen Dramatikers bediente und seine Aufgabe als Brücke zwischen den unterschiedlichen Kulturen verstand. Träger wurde der Berliner Kulturring. Finanzielle Förderung erhielt das Theater jedes Jahr aus dem Projektfonds „Soziale Stadt“ des Quartiersmanagements Marzahn-NordWest.
Diese Verlässlichkeit gibt es nicht mehr. Die finanzielle Förderung für die Projektarbeit im Stadtteil wird seit Jahren geringer. Um jeden Euro muss im Quartiersrat gerungen werden. „Für 2018 haben wir noch keine Finanzierungszusage“, sagt Theaterleiterin Elena Gawron.
„Über die Verteilung der Mittel entscheidet im September der Quartiersrat“, erklärt André Isensee, Leiter des Quartiersmanagements. Die Projektmittel seien allerdings für zeitlich befristete Projekte gedacht. Die bisherige Förderpraxis in Marzahn-NordWest sei zu überdenken. Wegen der Finanzierung müsse sich das Tschechow-Theater zuerst an den Träger, dann an den Bezirk oder das Land wenden.
„Wir haben zwar einen leichten Anstieg der finanziellen Mittel für Kulturprojekte, aber auch die Zahl der Antragssteller steigt“, erklärte Kulturstadträtin Witt. Der Kulturring habe bisher nicht einmal einen Antrag auf Förderung für das Tschechow-Theater gestellt. „Gegenwärtig laufen Gespräche mit Institutionen zur weiteren Förderung des Tschechow-Theaters“, teilt Lutz Wunder, Vize-Vorsitzender des Kulturrings, auf Anfrage der Berliner Woche mit. Er rechne im Herbst mit Ergebnissen. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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