Wirtschaftsstadtrat gibt dem Sojus als Kulturstandort keine Chance
Marzahn. Das Bezirksamt arbeitet auf den Abriss des früheren Kino Sojus hin. Der jüngste Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, den Erhalt des Kinos als Kulturstandort zu prüfen, dürfte daran kaum etwas ändern.
Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) wurde vom Bezirksamt Anfang Juni mit der Prüfung als Kulturstandort beauftragt. Die Linke hatte zudem im Oktober vergangenen Jahres den Ankauf des Gebäudes vorgeschlagen, was jedoch von der Bezirksverordnetenversammlung mehrheitlich abgelehnt wurde. Der Ankauf scheint also vom Tisch. Aus diesem Grund wurde auch ein Workshop der Nachbarschaftsinitiative "Kulturort Sojus" abgesagt. In der Initiative haben sich Anwohner und Vereine, Akteure aus Wirtschaft und Kultur zusammengetan.
Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff (CDU) hatte in den zurückliegenden Wochen mehrfach bekräftigt, die Pläne für einen Lebenmittelmarkt weiter zu unterstützen. Er erntete daraufhin harte Kritik von der Linken. "Mit seinem Agieren torpediert der Stadtrat nicht nur den Beschluss der BVV, sondern auch das im Bürgerhaushalt geäußerte Anliegen der Bürger", erklärt Björn Tielebein, Fraktionsvorsitzender der Linken. Die Nutzung des "Sojus" als Kultur und Freizeitstätte hatte bei der Abstimmung zum Bürgerhaushalt im Stadtteil die meisten Punkte bekommen.
Gräff hält der Linken indes vor, außer Acht zu lassen, dass das Stadtplanungsamt seit Jahren Vorarbeiten geleistet habe, um einen Lebensmittelmarkt auf dem Helene-Weigel-Platz anzusiedeln. Diese Planungen seien der Öffentlichkeit seit mindestens zwei Jahren bekannt. Zum 35-jährigen Bestehen des Helene-Weigel-Platzes wurden die Pläne vorgestellt.
Schuld am Stillstand ist auch die Insolvenz des Eigentümer des Kinogebäudes. Laut Gräff stehen die Kaufverhandlungen eines Investors mit den Gläubigern kurz vor dem Abschluss. Ein Lebensmitteldiscounter hat sein Interesse an demStandort signalisiert.
Vorgesehen sei eine Handelsfläche von 2000 bis 3000 Quadratmeter Größe. Der Markt werde ergänzt durch Einrichtungen wie eine Bäckerei oder ein Café. In der ersten Etage des neu zu bauenden Gebäudes könnte eine Einrichtung für betreutes Wohnen einziehen.
Harald Ritter / hari
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