Hussiten, Hungerturm und Henkerhaus

Hungerturm und das Steintor mit dem Heimatmuseum gehören zu den ältesten Bauwerken in Bernau. | Foto: Ralf Drescher
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Dass Bernau bei Berlin liegt, wissen die meisten Berliner schon. Dass der Namenszusatz seit Kurzem auch auf den offiziellen Ortsschildern steht, verwundert schon etwas.

Dabei ist die Benennung keine Folge der Nachwendezeit. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hieß der Ort so, seit 1973 wurde stillschweigend nur noch Bernau verwendet. Inzwischen nutzt die Speckgürtelgemeinde den alten offiziellen Namen sogar für die Internetadresse.

Bernau ist alt, bereits vor fast 10 000 Jahren gab es hier in der Mittelsteinzeit eine Siedlung. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts erhielt Bernau Stadtrecht. Eine mächtige 1500 Meter lange und acht Meter hohe Stadtmauer, die fast vollständig erhalten ist, schützte die Stadt vor feindlichen Attacken. Die Mauer hat Bernau am 23. April 1432 auch vor der Brandschatzung und Plünderung durch die Hussiten bewahrt. Mit einem "Husittenfest" wird im Juni jedes Jahres die erfolgreiche Abwehr der räuberischen Gesellen aus Böhmen gefeiert.

Die Bernauer Altstadt wurde um 1970 ein Opfer der Abrissbirne, es entstanden Plattenbauten, die aber in Höhe und Form an die historische Bebauung angepasst wurden. Sehenswert ist Bernau trotzdem, schon wegen der heute noch 1300 Meter langen Stadtmauer. Dort finden Besucher auch das Steintor sowie Hunger- und Pulverturm aus dem Mittelalter. Im Steintor und im Henkerhaus hat das Heimatmuseum seine Ausstellungen. Im Henkerhaus war bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Scharfrichterei untergebracht. Bis Ende des 17. Jahrhunderts fielen in Bernau 25 Frauen und drei Männer dem Hexenwahn ihrer christlichen Mitbürger zum Opfer, ein Denkmal vor dem Henkerhaus erinnert daran. Das Steintor befindet sich in der Berliner Straße 1, das Henkerhaus nur wenige Gehminuten entfernt. Geöffnet ist noch bis Ende Oktober dienstags bis freitags von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, am Wochenende von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Auskünfte unter 03338 29 24.

Weitere Sehenswürdigkeiten: Die Marienkirche gleich hinter dem Markt wurde 1519 eingeweiht, ihr fast 60 Meter hoher Turm ist fast überall in der Stadt zu sehen. Das alte Gaswerk mit dem 1932 erbauten blauen Gasometer in der Weinbergstraße steht unter Denkmalschutz, das Ofenhaus wird gelegentlich für kulturelle Veranstaltungen genutzt. In der Mühlenstraße steht das Sankt-Georgen-Hospital mit der gleichnamigen Kapelle. Es diente zu Beginn des 14. Jahrhunderts zur Versorgung von Pestkranken, noch heute nutzen karitative christliche Einrichtungen das Gebäudeensemble. Wer Bernau in der Weihnachtszeit besuchen möchte, der Weihnachtsmarkt rund um Markt und Marienkirche findet vom 11. bis 14. Dezember statt.

Nach Bernau kommt man mit der S-Bahn (Linie S 2), Fahrtzeit vom Bahnhof Friedrichstraße eine knappe halbe Stunde. Mit dem Regionalexpress RE 3 ist man vom Berliner Hauptbahnhof sogar in 19 Minuten in Bernau. Mit dem Auto fährt man über die A 11 in Richtung Stettin, Abfahrt Bernau-Nord, auch dass sollte von der Innenstadt nur 30 Minuten dauern.

Tourist-Information, Bürgermeisterstraße 4, bis Ende Oktober Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 10-14 Uhr, bis Ende März Mo-Fr 10-17 Uhr, 03338 76 19 19, www.bernau-bei-berlin.de.
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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