Wo die Gebeine der ersten Berliner ruhen
Halbzeit für Archäologisches Haus

Das Archäologische Haus stellt historische Funde Berliner Frühgeschichte aus. | Foto: Florian Nagler Architekten
2Bilder
  • Das Archäologische Haus stellt historische Funde Berliner Frühgeschichte aus.
  • Foto: Florian Nagler Architekten
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Archäologische Haus am Petriplatz feierte Richtfest. In zwei Jahren wird dort Berliner Frühgeschichte zu sehen sein – und die Gebeine der ersten Berliner.

Zwischen Alter Gertraudenbrücke und dem House of One wächst auf historischem Grund das Archäologische Haus in die Höhe. Genau über den Grundmauern der ehemaligen Lateinschule und den Fundamenten der alten Petrikirche. Letztere war eines der ältesten Gotteshäuser des heutigen Berlins, Mitte der 1960er Jahre wurden die letzten Reste abgetragen. Archäologen haben nach der Wende auf der Brache nach Zeugnissen der Stadtgeschichte gegraben und Erstaunliches gefunden: Mauern der Lateinschule, Überreste von Fassungen der Kirche und die Gebeine der ersten Berliner. Die ältesten Skelette stammen bereits aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und damit weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt im Jahr 1237.

Doch wohin mit diesen Ausgrabungsfunden? Ins Museum sollten sie nicht, sondern von außen sichtbar bleiben. In einem Archäologischen Fenster, dessen Konzept Stadtbaudirektorin Regula Lüscher einst aus Zürich mitgebracht hat. „Diese Idee ist gewachsen zu einem Archäologischen Besucherzentrum und Ausgangspunkt für den Spaziergang durch die Berliner Geschichte“, so Lüscher. „Der Architekt Florian Nagler hat daraus ein kleines architektonisches Juwel geschaffen.“

In dem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen errichteten Neubau auf dem Petriplatz sollen die archäologisch und historisch bedeutsamen Funde den Berlinern nun zugänglich gemacht werden. Neben den Ausstellungsflächen sind eine Schauwerkstatt und eine Schausammlung geplant. Im Untergeschoss des Hauses finden die Gebeine der ersten Berliner im Ossarium ihre letzte Ruhestätte. Den gesamten inhaltlichen Betrieb übernimmt das Landesdenkmalamt.

Mittelalterliche Spuren
fast verschwunden

„In Berlin sind die mittelalterlichen Spuren durch seine wechselvolle Geschichte weitestgehend verschwunden“, sagt Landesarchäologe Matthias Wemhoff, der auch Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen ist. „Es gibt nur noch wenige Gebäude, die aufrecht stehen und an die über 800-jährige Geschichte der Stadt erinnern. Das macht die Fundamente der Lateinschule und der Petrikirche so wichtig.“ Gleichzeitig würde auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte mit seiner Restaurierungswerkstatt und seinem Magazin einziehen. „Das Archäologische Haus am Petriplatz ist also kein Museum“, so Wemhoff weiter, „sondern ein Ort der archäologischen Arbeit und der Forschung.“ Und genau das wolle man den Gästen in diesem neuen Gebäude am historischen Ort näherbringen.

Mit dem Archäologischen Besucherzentrum entstehen aber auch weitere archäologische Fenster im Herzen des mittelalterlichen Berlins. Weitere Funde wie das alte Berliner Rathaus, alte Gemäuer auf dem Schlossplatz, Uraltfundamente am Molkenmarkt oder die Mauern der Petrikirche werden als archäologischer Pfad verbunden. An den Mauern der letzten der drei Petrikirchen direkt neben der früheren Lateinschule kommen die Besucher unterirdisch unter den Petriplatz. Im neuen Hotel an der Breiten Straße neben dem künftigen House of One als religöses Zentrum für Juden, Christen und Muslime können die Hotelgäste durch Glasplatten ebenfalls auf mittelalterliche Mauerreste gucken. Dort befand sich einst das Rathaus der mittelalterlichen Stadt Cölln.

Die Bauvorbereitungen für das Archäologische Haus hatten im Februar 2019 begonnen. 39 Großbohrpfähle wurden bei Spezialtiefbauarbeiten gesetzt. Am jetzt fertigen Rohbau wird seit Februar 2020 gearbeitet. Eigentlich sollte das Besucherzentrum schon dieses Jahr öffnen. Nun ist es 2023 soweit. Kosten für Neubau und den ersten Bauabschnitt der Außenanlagen: rund 32,4 Millionen Euro.

Das Archäologische Haus stellt historische Funde Berliner Frühgeschichte aus. | Foto: Florian Nagler Architekten
Im Ossarium finden die Gebeine der ersten Berliner ihre letzte Ruhestätte.  | Foto: Florian Nagler Architekten
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 116× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 905× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 578× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.076× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.965× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.