Handbuch für den Gendarmenmarkt: Platzumbau soll 2017 beginnen
Mitte. Acht Jahre nach Planungsbeginn und dem ersten Bürgerforum soll 2017 die Neugestaltung des Gedarmenmarktes starten. Was auf dem Platz danach noch möglich ist, regelt das „Handbuch Gendarmenmarkt“.
Kaputte Granitplatten, marode Mosaikbeläge und mit Asphalt geflickte Löcher: Berlins schönster Platz ist in keinem guten Zustand. Seit 2009 wird die Komplettsanierung geplant. Anwohner Adolf Niggemeier war bei allen Bürgerforen dabei und ärgert sich, dass immer noch nichts passiert ist. Anfang 2011 gab es nach massiven Protesten sogar eine Bürgerabstimmung zu Gestaltungsvarianten, weil der Senat ursprünglich alle 115 Kugelahorne am nördlichen Platzrand fällen wollte. Die Ahornbäume am Französischen Dom bleiben nach dem Anwohnervotum stehen.
EU fördert Umbau
Wie Martin Pallgen, Sprecher von Bausenator Andreas Geisel (SPD), sagt, sollen die Arbeiten 2017 endlich beginnen. „Die Prüfung der Bauplanunterlagen ist fast abgeschlossen“, so Pallgen. Sie sollen demnächst der Senatswirtschaftsverwaltung übergeben werden. Die ist für den Förderbescheid zuständig und gibt die Gelder frei. Der Platzneubau wird zu 90 Prozent mit EU-Fördermitteln finanziert. Weil mächtig gestrichen wurde, soll die gesamte Schönheits-OP "nur noch" 10,5 Millionen Euro kosten. Die vom Bezirksamt Mitte erarbeiteten Baupläne beliefen sich auf 25,2 Millionen Euro. Nach vierjährigem Hickhack mit dem Bezirk über Planänderungen zur Kostensenkung macht jetzt der Senat den Platz. 2015 habe Mitte die „Bauherrenschaft wegen personeller Engpässe abgelehnt“, so Pallgen.
Der Platz bekommt barrierefreie Zugänge. Durch den Erhalt von intakten Pflasterflächen aus DDR-Zeiten konnte die neu zu gestaltendende Fläche stark reduziert werden. Für die Schankvorgärten und Open-Air-Veranstaltungen werden alle Stromkabel und Wasserleitungen unterirdisch verlegt. Kabeltrassen als Stolperfallen wird es nicht mehr geben.
Design-Bibel macht Vorgaben
Was die Gastronomen auf den neuen Gendarmenmarkt stellen dürfen, regelt ein „Handbuch“. Auf 27 Seiten ist definiert, was wie aussehen muss. In der Design-Bibel, die laut Pallgen zusammen mit den Anliegern und Betreibern der Schankvorgärten erarbeitet wurde, ist festgeschrieben, wo die sieben Schankgärten stehen und dass von November bis Februar Ruhe herrscht auf dem Platz. Erlaubt sind wie bisher nur zwei Veranstaltungen im Jahr: Das „Classic Open Air“ und der „Weihnachtszauber Gendarmenmarkt“. Damit die Blicke nicht verstellt werden, dürfen die Schanktresen nicht höher als einen Meter sein. Helle Sonnenschirme (vier mal vier Meter) dürfen nur 3,10 Meter hoch sein und keinerlei Werbeaufdrucke haben. Blumenkübel, Absperrungen, Kundenstopper, Sonnenliegen, Sofas, Sessel, Biergarnituren oder Kunststoffstühle – alles tabu. Auch Pavillons mit Planen und jegliche grelle Farben sind verboten. Die Besucher sollen Berlins schönsten Platz ohne störende Aufbauten genießen können. Wenn er denn tatsächlich ab kommendem Jahr saniert wird. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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