Uferweg, Kiezblock, Klimastraße
Im Heinrich-Heine-Viertel steht Einiges an

Christian Unger von der Kieblockinitiative Nördliche Luisenstadt übergibt Almut Neumann die 1200 Unterschriften.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Kommt die neue Waisenbrücke? Wie steht’s um den Spreeuferweg und den Kiezblock Nördliche Luisenstadt? Und was ist mit der Michaelkirchstraße geplant? Antworten auf diese Fragen gab es beim Kiezspaziergang durchs Heinrich-Heine-Viertel mit Umweltstadträtin Almut Neumann (Grüne).

Das Heinrich-Heine-Viertel war eines der ersten Plattenbauviertel Ost-Berlins direkt an der Mauer. Begrenzt von der Spree, liegt es wie eine Insel in der Stadtmitte, zwischen dem Michaelkirchplatz und der Alten und Neuen Jakobstraße. Mit dem Köllnischen Park, Märkischen Museum und dem Engelbecken, das sich Mitte mit Kreuzberg teilt, lebt es sich in der historischen Luisenstadt vergleichsweise grün und ruhig. Was jedoch nicht heißt, dass hier nichts los ist. Bürgervereine und Initiativen engagieren sich rege für mehr Grün und weniger Verkehr. Mobile Stadtteilvertreter radeln mit ihren Angeboten durch den Kiez. Neue Wohnungen werden gebaut, Lost Places wie die Alte Eisfabrik saniert, ein Museumsquartier, Klimastraßen plus ein provisorischer Spreeuferweg geplant. Und eine Allianz will die Waisenbrücke zurück.

Waisenbrücke wieder aufbauen

Viel Stoff also für Almut Neumann, die in großer Runde zwei volle Stunden das Heinrich-Heine-Viertel erkundete und sich, organisiert von der Stadtteilkoordination Alexanderplatz, an mehreren Stationen informativen Input holte. Wobei die meisten Anliegen bei ihr auf offene Ohren stießen. Denn als Stadträtin für das Straßen- und Grünflächenamt, Umwelt, Naturschutz und Ordnung will auch Neumann weniger Verkehr, mehr Grün und bessere Luft. Los ging der Kiezspaziergang auf der Inselbrücke, die rüber zur Fischerinsel führt. Dort, wo auch das Kreativhaus sitzt, entsteht gerade ein neuer Uferpark. Östlich der Mühlendammschleuse verband die Waisenbrücke einst Berlins historische Mitte. Heute ist von ihr nur noch ein Stumpf übrig. Die „Allianz Neue Waisenbrücke“, ein breites Bündnis aus Institutionen, Initiativen und Vereinen, setzt sich seit Jahren für eine neue Fuß- und Radwegverbindung über die Spree ein. Als Ersatz für die alte Waisenbrücke soll die neue Brücke den Kulturstandort rund um das Märkische Museum mit dem historischen Klosterviertel verbinden. Seit 2011 ist die neue Brücke auch ein Sanierungsziel für die Nördliche Luisenstadt. Doch der Senat hat dem Neubau eine Absage erteilt. Andere Brücken haben Priorität und das Fördergebiet Nördliche Luisenstadt soll über 2026 hinaus nicht verlängert werden. „Wir werden uns trotzdem weiter beharrlich für die neue Waisenbrücke einsetzen“, ließ Volker Hobrack die Stadträtin wissen.

Nächster Stopp war vor dem Märkischen Museum Am Köllnischen Park. Die Straße soll für den Verkehr möglichst geschlossen werden und als bespielbarer Aktionsraum genutzt werden. Dafür setzt sich mit dem Bürgerverein Nördliche Luisenstadt auch das Stadtmuseum Berlin ein. Der Aktionsraum könnte dann Teil des geplanten Kreativquartiers mit Märkischem Museum, Köllnischem Park samt Bärenzwinger und dem Marinehaus werden. Das Märkische Museum schließt Anfang nächsten Jahres. Es wird wie das Marienhaus saniert.

Am Spreeufer der Nördlichen Luisenstadt bewegt sich aber noch viel mehr. Die Alte Eisfabrik wird zur „Denkfabrik“ für medizintechnische Forschung umgebaut. Und nach langer Planungsphase sollen Anfang 2023 die Bauarbeiten für den provisorischen Spreeuferweg zwischen Michaelbrücke und Schillingbrücke beginnen. Provisorisch deshalb, weil für einen dauerhaften Spazierweg erst die Uferbefestigung saniert werden muss, informierte Andreas Bachmann vom Koordinationsbüro für Stadtentwicklung und Projektmanagement KoSP GmbH.

Kiezblockinitative übergibt Unterschriftenliste

Vorbei an der Köpenicker Straße, wo die WBM 106 neue Mietwohnungen bauen will, und dem Stadtteilladen „dialog 101“ führte der Kiezspaziergang weiter zum Michaelkirchplatz am Engelbecken. Dort übergab die Kieblockinitiative Nördliche Luisenstadt der Stadträtin 1200 gesammelte Unterschriften. Seit zwei Jahren engagieren sich Anwohner für weniger Schleich- und Durchgangsverkehr vor allem in den Anlieger- und Nebenstraßen und für Tempo 30 auf den Hauptstraßen. „Die Unterschriften reichen für einen Bürgerantrag in der BVV“, so Christian Unger. Den Kiezblock versprechen konnte Almut Neumann so schnell nicht. Als nächstes ist erst mal der Brüsseler Kiez im Wedding dran.

Michaelkirchstraße soll ruhiger werden

Was aber vorangeht, sind die Planungen für die Michaelkirchstraße. Die soll ruhiger, grüner und klimafreundlicher werden. Eine Machbarkeitsstudie gibt es bereits, erarbeitet im Auftrag des Bezirksamtes von den Planungsbüros bgmr Landschaftsarchitekten und Gruppe planwerk. Die Michaelkirchstraße soll demnach zwischen Köpenicker Straße und Michaelkirchplatz schmaler und zur Fahrradstraße werden. Die östliche Straßenseite bekommt neue Bäume, allerdings zu Lasten etlicher Parkplätze. Mehrere Fußgängerüberwege, einen hochgelegten Platz, Spielplätze, einen Mietergarten und zusätzliche Regenversickerungsflächen soll es ebenfalls geben. Dafür wird die Melchiorstraße teilweise entsiegelt und für Autos gesperrt. „Wir hoffen, das Projekt in vier Jahren mit dem Bezirksamt und der Berolina realisiert zu haben“, informierte Andreas Bachmann. Die Kosten für die „Klimaangepasste Straße für alle“ liegen aktuell bei rund 2,4 Millionen Euro, gefördert vom Senat. Stadträtin Neumann kündigte an, mit der Teilsperrung der Melchiorstraße beginnen zu wollen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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