Ex-Junkie klärt Schüler über Suchtgefahren auf

Ex-Junkie Klaus Großer im Gespräch mit Jugendlichen. | Foto: Steffi Bey
  • Ex-Junkie Klaus Großer im Gespräch mit Jugendlichen.
  • Foto: Steffi Bey
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Wedding. "Meine eigene Geschichte ist die beste Abschreckung", sagt Klaus Großer. Und die hat der Ex-Junkie in den vergangenen sechs Jahren im Brunnenviertel oft erzählt: in Schulen, Jugendclubs und sozialen Einrichtungen - und immer auf Augenhöhe mit den jungen Leuten.

Der große, tätowierte Mann erzählt, wie die Sucht über fast zwei Jahrzehnte sein Leben bestimmte. Mit 15 fing er an, Gras zu rauchen, probierte später LSD und Amphetamine und nahm schließlich Kokain.

Durch Bekannte geriet er auf diese Abhängigkeitsspur. "Ich fühlte mich plötzlich wohl und gebraucht und bin immer tiefer in diesen Sumpf geraten", sagt er ganz offen über sein früheres Leben. Er schildert drastische Erlebnisse und manchmal für den Zuhörer kaum erträgliche Details aus der Zeit, als er im Gefängnis saß.

Großer spricht von seinen Problemen, von seinen Wegen und Umwegen als Junkie. In seiner Stimme klingt dann plötzlich Stolz mit an, als er sagt: "Ich bin seit elf Jahren abstinent."

Gemeinsam mit engagierten Polizisten des Abschnitts 36 in der Pankstraße schafft es der 46-Jährige, dass pubertierende Jugendliche ihm zuhören, sich interessieren und einbringen. Aber warum hat der ehemalige Abhängige eigentlich die Seiten gewechselt? "Weil ich den Jugendlichen klar machen möchte, nehmt keine Drogen, denn dadurch macht ihr euch die Zukunft kaputt", sagt Klaus Großer.

Und das Interesse an dem Projekt "Wir lassen uns nicht betäuben" im Brunnenviertel ist groß. Es war die Berliner Polizei selbst, die im Juli 2008 eine Netzwerkinitiative startete. Dazu schloss sich der Polizeiabschnitt 36 im Brunnenviertel mit anderen Partnern zusammen, um gemeinsam gegen Drogenmissbrauch und -handel bei Jugendlichen zu kämpfen.

Wenn der Ex-Junkie seither mit einem Beamten in lockerer Gesprächsrunde sitzt, teilen sie sich die Aufgaben. Klaus Großers eindrucksvolle Beschreibungen ergänzt der Polizist um die rechtlichen Konsequenzen, die bei Drogenkonsum drohen.

Als erste Reaktion erlebt Großer zumindest ein Nachdenken bei den Jugendlichen. Und bei solch einem Thema drucksten sie natürlich auch zunächst herum. Doch im Verlauf solcher Veranstaltungen berichten Schüler sogar von ihren eigenen Drogenerlebnissen.

Und ihre Neugier ist groß, sie stellen jede Frage - eben auch unbequeme. Und Großer antwortet schonungslos. "Es ist schon interessant, solche Dinge mal von jemandem zu hören, der das wirklich erlebte", sagt Gino, der beim Weddinger Verein "Schule und Beruf" gerade seinen Abschluss macht.

Diese Einrichtung in der Wriezener Straße besucht Klaus Großer regelmäßig. Im Durchschnitt führt er pro Woche zwei Diskussionsrunden im Bezirk durch.

Das Interesse an dem ehrenamtlich geführten Aufklärungsprojekt ist riesig. An eine Ausdehnung auf andere Berliner Bezirke denkt die Polizei allerdings nicht.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet auf www.wir-lassen-uns-nicht-betäuben.de.
Steffi Bey / bey
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 200× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 383× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.350× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.178× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.