Interview mit Markus Wortmann vom Verein „Sicheres Netz hilft“

Markus Wortmann ist Gründer des gemeinnützigen Vereins „Sicheres Netz hilft“. Der Kriminologe und Polizeiwissenschaftler ist als Fachberater für Opferhilfe und Business Coach tätig. Mehr Infos auf www.sicheres-netz-hilft.de. | Foto: privat
  • Markus Wortmann ist Gründer des gemeinnützigen Vereins „Sicheres Netz hilft“. Der Kriminologe und Polizeiwissenschaftler ist als Fachberater für Opferhilfe und Business Coach tätig. Mehr Infos auf www.sicheres-netz-hilft.de.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Helmut Herold

Berlin. Internet, Handy und Co. bringen viele Vorteile mit sich. Doch die digitale Welt birgt auch Gefahren. Markus Wortmann, Kriminologe und Gründer des Vereins „Sicheres Netz hilft“ informiert über die Chancen und Risiken der neuen Medien.

Herr Wortmann, Ihr Verein beschäftigt sich mit Internet-Kriminalität, Vorratsdatenspeicherung, Cybermobbing und Kinderpornografie. Wo lauert die größte Gefahr?

Markus Wortmann: Wir haben es mit Tätern zu tun, die professionelle Schwachstellenanalyse betreiben, um anderen Menschen bewusst zu schaden. Häufig werden Daten von Unternehmen und Firmen unter Verwendung von Hard- und Software ausgespäht und mit enormen Gewinnmargen veräußert. geht unsWir müssen uns bewusst machen, dass wir selbst die Schwachstelle darstellen, indem wir sorglos im Netz unterwegs sind, Daten preisgeben oder die einfachsten Sicherheitsstandards nicht verinnerlicht haben.

Was kann ich als normaler Nutzer tun, um meine Daten möglichst sicher zu machen?

Markus Wortmann: Die wichtigsten Tipps sind folgende: Verbinden Sie Ihren Computer niemals ohne Firewall mit dem Internet! Surfen Sie niemals als administrativer Benutzer im Internet, sondern nur mit eingeschränkten Rechten! Geben Sie niemals vertrauliche Daten wie Passwörter, PIN, TAN, Konto- und Kredikartendaten weiter! Wählen Sie sichere Passwörter!

Speichern Sie nie Ihre Passwörter im Browser! Verwenden Sie immer eine aktuelle Antivirus-Software! Installieren Sie niemals Software fragwürdiger Herkunft! Führen Sie kontinuierlich eine Datensicherung durch! Denken Sie immer erst nach, bevor Sie klicken!

Die Europäische Union will den Datenschutz reformieren. Es soll nur noch eine Verordnung für alle 28 Mitgliedstaaten gelten. Ist das sinnvoll?

Markus Wortmann: Bedenkt man, dass wir mittlerweile weltweit 2,925 Milliarden Internetnutzer haben, davon allein in Deutschland 58,6 Millionen, freue ich mich sehr über die Bestrebungen. Dass zukünftig alle 28 Mitgliedstaaten nur noch eine Verordnung zum Datenschutz haben sollen, ist lobenswert. Denn die Vermittlung von Internetsicherheit und die Erlangung von Medienkompetenz stellen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar.

Es gibt immer wieder Warnungen im Netz. Wem kann man im Internet überhaupt trauen?

Markus Wortmann: Man muss wissen, dass es einen hundertprozentigen Schutz im Netz nicht geben kann und wird. Meist kann man die Übeltäter anhand der Kopfzeile und an der Rechtschreibung erkennen. Keine seriöse Bank würde nach der PIN oder einer TAN fragen. Wer heute noch eine Überweisung ohne einen TAN-Generator oder über das Mobile TAN-Verfahren durchführt, handelt fahrlässig und riskiert, Opfer einer Straftat zu werden.

Wie sieht ein klassischer Fall von Cyber-Mobbing aus?

Markus Wortmann: Leider kommt es immer wieder vor, dass Kinder und Jugendliche in ungünstigen Situationen, zum Beispiel auf Toilette, von Dritten fotografiert werden. Zudem finden sich im Datennetz Fotos und Videos, auf denen sich Personen freizügig zeigen. Schnell machen diese Bilder und Videos im Netzwerk ihre Runde.

Die Folge: Die Betroffenen werden mit der Darstellung konfrontiert, werden gehänselt, gemieden, beleidigt, bedroht. Meist findet das alles im unmittelbaren Freundeskreis und in der Schule statt. Der physische und psychische Druck stellt dann für die Betroffenen einen erheblichen Leidensweg dar, der sich in Essstörungen, Magersucht, Ängsten, Schlafstörungen, Leistungsschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, Fernbleiben von der Schule bis hin zum Suizid äußern kann.

Bei Cybermobbing handelt es sich also nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um Delikte wie Verletzung von Persönlichkeitsrechten, Urheberrechtsverstöße, Bedrohung, Beleidigung etc., die eine Straftat darstellen und zur Strafanzeige gebracht werden sollten.

Was kann ich tun, wenn ich Opfer von Internetbetrug, Cyber-Mobbing oder Stalking geworden bin?

Markus Wortmann: Ganz wichtig ist, Ruhe zu bewahren! Zudem sollten Sie einem Menschen ihres Vertrauens davon erzählen. Darüber hinaus ist wichtig, dass Sie alle Informationen dokumentieren und archivieren. Der Sachverhalt sollte zur Strafanzeige gebracht werden. Jede Polizeidienststelle wäre hier als Ansprechpartner zu benennen.

Im Bedarfsfall sollte über die Beauftragung eines Fachanwaltes sowie die Hinzuziehung einer Opferorganisation wie den Weißen Ring nachgedacht werden.

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Beitrag "Cybercrime boomt".
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 127× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 914× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 584× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.084× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.971× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.